Ab 15. Dezember fährt sonn- und feiertags kein Stadtbus mehr in Weilheim. Die Finanzlage zwinge zu diesem Schritt, hieß es am Donnerstag im Stadtrat. Und nächstes Jahr gibt es wohl weitere Änderungen.
Mit dem MVV-Beitritt, den die Stadt Weilheim vor drei Wochen erst beschlossen hat, habe das Ganze nichts zu tun, betonte Bürgermeister Markus Loth am vergangenen Donnerstagabend im Stadtrat. Es gebe ja länger schon Diskussionen um das „Defizit“ des von der Stadt bezahlten Stadtbus-Betriebs – die Rede ist aktuell von rund einer Million Euro Kosten pro Jahr.
Und diskutiert wurde auch im Verwaltungsrat der Stadtwerke, dem Loth vorsteht und acht Stadtratsmitglieder quer durch die Fraktionen angehören. In seiner jüngsten Sitzung habe dieses Gremium der Stadt empfohlen, „ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2024 die Sonn- und Feiertagsfahrten auf allen Stadtbuslinien entfallen zu lassen“. Die Fahrgastauslastung an diesen Tagen sei „gering“, hieß es zur Erklärung. Gerade mal auf neun Prozent der sonst üblichen Nutzerzahlen komme man an Sonntagen (siehe Kasten unten). Durch die Kürzung ließen sich rund 55 000 Euro jährlich einsparen.
2025 kommt das Stadtbus-System generell auf den Prüfstand
„Das ist das einzige, das man sofort ändern kann“, erläuterte Loth im Stadtrat. „Alles andere“ könne frühestens zum Dezember 2025 umgesetzt werden, darüber gelte es kommendes Jahr zu beraten – etwa über die Frage, ob man Routen zusammenlege und wie man sie attraktiver mache, ob es Veränderungen im Takt oder auch ein Rufbus-Modell geben könne. Die Ratsmitglieder hätten zu solchen Fragen „auch schon Unterlagen bekommen“. Etwa bis Juli müsse man dann wissen, „was man will“.
Grünen-Sprecher warnt vor fataler Wirkung im Zuge des MVV-Beitritts
Über die Streichung der Sonn- und Feiertagsfahrten aber galt es sofort zu entscheiden, um die Änderung bis zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember umsetzen zu können. Und das Vorhaben war durchaus umstritten im Stadtrat. Angesichts der Haushaltslage verschließe sich seine Fraktion nicht der Diskussion über den Stadtbus, sagte Grünen-Sprecher Manuel Neulinger, der zugleich Verkehrsreferent des Stadtrates ist. Doch diese Maßnahme sei „zu kurzfristig“, bringe zu wenig Einsparung und komme „zu einem ungünstigen Zeitpunkt“: Wenn der Stadtbus durch den MVV-Beitritt für viele teurer werde und zugleich das Angebot schlechter, entstehe ein fataler Eindruck. Zudem gebe es Nutzer, die auch sonntags auf den Bus angewiesen seien. Ein „gewisses Risiko, dass der ÖPNV dadurch an Attraktivität verliert“, sah auch Gerd Ratter (ÖDP). Und für Ullrich Klinkicht (WM Miteinander) ist die Streichung schlicht „nicht zielführend“.
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BfW und CSU: „Wir müssen diesen Schritt gehen“
CSU-Vertreter warben dagegen für diesen „ersten Schritt, um das Angebot bezahlbar zu machen“. Auch ihrer Fraktion sei der Stadtbus wichtig, versicherte Marion Lunz-Schmieder: „Aber Stadtbus, wenn keiner mitfährt, macht auch ökologisch keinen Sinn.“ Es sei „vertretbar, wenigen Bürgern eine Einschränkung zuzumuten“, so die CSU-Sprecherin weiter, „da wir diese 55 000 Euro an anderer Stelle auch für die Bürger brauchen“. Ähnlich BfW-Fraktionsvorsitzende Brigitte Holeczek: „Es ist eine Sache der Verhältnismäßigkeit, wie wir mit unseren Finanzen umgehen. Momentan müssen wir diesen Schritt gehen.“
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So votierte eine klare Mehrheit letztlich für die Streichung – bei zehn Gegenstimmen aus Reihen von Grünen, ÖDP, SPD und WM Miteinander.
Wann nutzen wie viele Menschen den Stadtbus?
Montags bis freitags steigen pro Tag im Durchschnitt 1339 Menschen in den Weilheimer Stadtbus. Das ergab eine Nachfrageanalyse im Auftrag der Stadtwerke. Am Wochenende zeigt sich demnach eine „deutlich geringere Nutzung“: Samstags wurden 400, sonntags 120 „Einsteiger“ pro Tag gezählt. Die durchschnittliche Nutzerzahl je Fahrt war auf der Linie 2 (Weilheim Ost) mit 15,8 am höchsten und auf der Linie 1 (Weilheim West) mit 7,7 am niedrigsten. Die Anzahl der Personen je gefahrenem Kilometer liegt montags bis freitags im Durchschnitt aller Linien bei 1,5. Am Samstag beträgt dieser Wert 1,2 und am Sonntag 0,5. Die am stärksten genutzten Stadtbus-Haltestellen sind der Bahnhof, Unterer Graben, Bürgerheim, Murnauer Straße und Merckstraße. Grundlage der Analyse sind laut Stadtwerke-Chef Karl Neuner regelmäßige Fahrgastbefragungen sowie Nutzerzählungen der Busfahrer. „Wir erfassen ständig Zahlen“, so Neuner, „das ist ein laufender Prozess“.