Forsthaus-Rabl: „Anfeindungen bis hin zu Morddrohungen“

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Für Selbstversorger: Im Jägerhäusl können Gäste auch im Winter in zwei Ferienwohnungen die Valepp genießen. © kw

Zehn Jahre war das Forsthaus Valepp geschlossen. Im August haben es Johannes Rabl und Bayern-Torwart Manuel Neuer wiedereröffnet. Ein Shitstorm über die Preise folgte; der aber habe sich nun gelegt, sagt Rabl im Gespräch.

Herr Rabl, wie turbulent waren denn die ersten fünf Monate als Pächter des Forsthauses?

Sehr. Bei der Vorberichterstattung war das nicht anders zu erwarten. Die Turbulenzen gingen ja schon los, als sich die Staatsforsten entschieden haben, das Forsthaus in Erbpacht auf 99 Jahre abzugeben. Das hat bis jetzt eigentlich nicht aufgehört, jetzt aber in einem positiven Sinn. Dass der Berggasthof nach Jahren des Stillstands wieder geöffnet ist, betrachten unsere Gäste nun als Gewinn.

Apropos Gewinn. Viel Wirbel gab es zunächst um Ihre Preisgestaltung...

Ja. Aber nachdem wir einen gewissen emotionalen Abstand zu diesem Thema haben, kann man Dinge auch sachlich beurteilen. Und dies zeigt, dass die Preise nicht zu hoch waren, wenn man sich die anderen Gastrobetriebe anschaut. Zum Vergleich muss ich nicht die Rottacher Seestraße heranziehen, sondern brauche nur an den Spitzingsee zu blicken. Ich weiß dort fünf Hütten, in denen Apfelstrudel, Kaspressknödel und eine Halbe Bier teurer sind als bei uns. Auch am Tegernsee kostet das Bier in jeder Pizzeria mehr als in der Valepp. Der Unterschied zu uns ist nur, dass deren Preise kein öffentliches Thema waren. Das zeigte auch das mediale Echo. Bei uns hat man andere Maßstäbe, aber auch eine andere Erwartungshaltung an den Tag gelegt. Nach dem Motto: jetzt investieren sie so viel Geld in das alte Glump, dann könnten sie auch noch Almosen verteilen.

Sie gingen aber beim Bier und einigen Speisen mit den Preisen runter.

Ich habe die Preise dann angepasst. Denn es war ein regelrechter Shitstorm. Ich habe E-Mails aus Berlin bekommen, „Herr Rabl, was ist eigentlich mit ihrem Wurstsalat los?“ Die einseitigen Anfeindungen waren irre bis hin zu Morddrohungen. Auf der anderen Seite kamen positive Rückmeldungen: „Super, was Sie da machen. Bitte nicht aufgeben.“ Interessant ist aber, dass die Erregung genauso schnell wieder verflogen ist, wie sie kam. Auf Facebook gab es zum Thema Preise viele Tausend Kommentare von Leuten, die sicher nicht alle als Gäste bei uns waren. Ein Gutes hat es wenigstens, jetzt kennt jeder in Deutschland das Forsthaus.

Welchen Anteil als Werbeträger hat Ihr Kompagnon Manuel Neuer?

Der Manuel ist sicher ein Ass, das wir bei der ganzen Entwicklung haben. Das fängt schon bei den Kindern an, die sich mit ihren Eltern hier ein Autogramm von ihm als FC-Bayern-Fans erhoffen. Vorsorglich haben wir Autogrammkarten, die wir bei Anfrage verteilen. Der Star aber ist das Forsthaus und das soll auch so bleiben.

Wie läuft es mit den Übernachtungen?

Inzwischen sehr gut. Neben spontanen Buchungen und Fernwanderern hatten wir zuletzt an Silvester einen Freundeskreis von 25 Personen, Eltern mit vielen Kindern. Wir werden jetzt auch noch das Dach㈠geschoss mit vier weiteren Familienzimmern ausbauen, sodass wir dann insgesamt 28 Betten haben. Wenn das Forsthaus im Winter bis Anfang Mai geschlossen ist, bieten wir für Selbstversorger das Jägerhäusl unweit des Biergartens an. Es hat zwei Ferienwohnungen samt Küchen und Bädern für bis zu zwölf Gäste. Zuvor hatten die Staatsforsten die einfache Berghütte vermietet. 

Was erwarten Sie sich als Pächter des Forsthauses für das neue Jahr?

Eines meiner Ziele dort hinten ist, dass wir das Angebot noch regionaler gestalten und noch mehr Selbstgemachtes verkaufen können. Seit zwei Monaten haben wir dazu eine Kooperation mit der Naturkäserei Tegernseer Land, um deren Bergkäse auch in unserem historischen Keller zu lagern. Gleiches haben wir auch mit unserem Schinken und Geräucherten vor. Wir sehen ja, was die Leute bestellen. Der absolute Hit war die Hirsch-Currywurst. Das ist eben Hirschfleisch aus der Region. Auch das Gamsgulasch steht bei uns regelmäßig auf der Karte. Für diese Regionalität haben wir uns vom Hotel- und Gaststättenverband als ausgezeichnete bayerische Küche zertifizieren lassen. Diese Auszeichnung haben im Umkreis nur noch das Tegernseer Bräustüberl und die Klosterwirtschaft Reutberg.

Wie steht es um die eingestellte Buslinie?

Der ÖPNV ist natürlich ein riesiges Thema. Dazu soll es nach letztem Stand im Winter ein Treffen im Landratsamt geben. Dennoch freut es mich, dass die Zahl von errechneten Fahrzeugen für unsere Parkplätze nie überschritten wurde. Nur bei der offiziellen Einweihung war alles überfüllt. Wir hatten auch keine Dramen auf der engen Straße, auch nicht über Weihnachten. Das befürchtete Verkehrschaos blieb aus. Es spielt sich alles ein.

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