Forschung enthüllt: Dieses Lebewesen wird die Welt beherrschen, wenn die Menschen ausgestorben sind
Was passiert auf der Erde, wenn es keine Menschen mehr gibt? Ein Forscher aus England wagt einen Ausblick auf die posthumane Welt – und unseren möglichen Nachfolger.
Oxford – Die Zukunft ohne uns: Ob am Ende ein Asteroideneinschlag, eine Pandemie, ein Atomkrieg, Künstliche Intelligenz oder ein ganz anderer Grund das Schicksal der Menschheit besiegeln könnte, wird in der Wissenschaft viel diskutiert. Ein Forscher der Universität Oxford in England wagt nun einen Blick in die Zukunft und verrät, welche Spezies in einer Welt ohne Menschen die Erde dominieren könnte.
Das Ende der Menschheit – und warum auch Menschenaffen keine Chance hätten
Tim Coulson ist als Professor der Biologie an der Universität Oxford tätig und beschäftigt sich mit nichts Geringerem als der Geschichte des Universums. 13,8 Milliarden Jahre nach der Entstehung des Universums sind Menschen die dominante Spezies auf dem Planeten Erde. Grundsätzlich ist der Wissenschaftler deshalb der Meinung, dass wir Menschen im „kosmischen Lotto“ gewonnen haben, wie er in einem Interview mit dem Magazin The European sagte.
Das erste Leben auf der Erde entwickelte sich vor vier Milliarden Jahren, die ersten Tiere vor etwa 600 Millionen Jahren und der Homo sapiens vor etwa einer Viertelmillion Jahre alt. An reinen Zufall will der Wissenschaftler dabei nicht glauben. Doch auch das Ende muss man mitdenken, meint der Forscher im Gespräch mit The European: „Das Aussterben ist das Schicksal aller Arten, einschließlich der Menschen, obwohl wir hoffen, dass unser Untergang noch weit in der Zukunft liegt.“ Sollte die Menschheit aussterben, könnte das Leben auf der Erde nach Ansicht von Coulson noch eine weitere Milliarde Jahre weiterbestehen.
Unsere nächsten Verwandten, die Menschenaffen, hätten trotz ihrer Intelligenz wohl Schwierigkeiten zu überleben. Ihre Populationsgrößen sind klein, ihre Habitate beschränkt und ihre Reproduktionsraten langsam. Ebenso sind sie von sozialen Netzwerken abhängig. Das alles könnte es für Schimpansen und Co. schwierig machen, sich an eine dramatisch verändernde Welt anzupassen, meint Coulson. Stattdessen würde wohl eine andere Spezies das Zepter auf der Erde übernehmen.
Sie können Rätsel lösen und sich tarnen: Diese Spezies könnte der nächste „Weltherrscher“ werden
Wären die Menschen nicht mehr die dominierende Art auf der Erde „könnten andere Spezies nach und nach neue ökologische Rollen übernehmen, auch wenn sie der menschlichen Zivilisation möglicherweise überhaupt nicht mehr ähneln“, so der Wissenschaftler. Manche Vögel- oder Insektenarten seien zwar intelligent, ihnen fehlen aber die „für den Aufbau einer Zivilisation erforderlichen feinmotorischen Fähigkeiten.“
Coulson kommt deshalb zu einem überraschenden Schluss: Der neue „Chef“ unseres Planeten hätte seiner Meinung nach acht Arme. „Kraken [...] sind möglicherweise bessere Kandidaten für die Besetzung einer ökologischen Nische in einer posthumanen Welt“, meint der Forscher. Oktopusse gehören zu den intelligentesten, anpassungsfähigsten und einfallsreichsten Lebewesen der Erde, können komplexe Probleme und sogar Rätsel lösen, Gegenstände bearbeiten, sich tarnen und miteinander kommunizieren, indem sie die Farbe ihrer Haut verändern.

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Zudem hätten die Tiere eine hochentwickelte neuronale Struktur: Sie haben nicht nur ein Gehirn, sondern ein dezentrales Nervensystem. In jedem der acht Tentakeln hat der Oktopus ein eigenes lokales Rechenzentrum, also eine Art Gehirn – und alle acht arbeiten zusammen. Kraken könnten aus Sicht Coulsons deshalb künftig das „Gehirn des Meeres werden“. Wie klug die Tiere sind, stellen sie immer wieder unter Beweis. Unlängst machte etwa der Oktopus „Inky“ weltweit Schlagzeilen, da er nachts aus einem Gehege in einem Aquarium in Neuseeland entkam und mit einem meisterhaften Fluchtplan zurück ins Meer gelangte.
Werden Oktopusse künftig auch das Land bevölkern?
Dass die Welt in einer Zukunft ohne Menschen auch an Land von Riesen-Kraken bevölkert sein könnte, scheint auf den ersten Blick nicht wahrscheinlich. „Kraken werden sich wahrscheinlich nicht an das Leben an Land anpassen, da ihnen ein Skelett fehlt, was schnelle und wendige Fortbewegungen außerhalb des Wassers erschwert“, so Coulson. Unter Wasser könnte die Spezies laut dem Forscher jedoch durchaus Unterwassergemeinschaften entwickeln, die Städten ähneln. „Aber es könnte Hunderttausende oder sogar Millionen von Jahren dauern, bis sie sich so weit entwickelt haben.“
Mit evolutionären Fortschritten wäre es laut Coulson aber vorstellbar „wenn nicht sogar wahrscheinlich, dass sie Möglichkeiten entwickeln, außerhalb des Wassers zu atmen und schließlich Landtiere wie Hirsche, Schafe und andere Säugetiere zu jagen – vorausgesetzt, sie haben das katastrophale Ereignis überlebt, das zum Aussterben der Menschheit führte.“ Hätte jemand vorhergesagt, dass unsere Vorfahren, die vor ein paar Millionen Jahren lebten, sich zu Menschen entwickeln und den Planeten beherrschen würden? Wahrscheinlich nicht, meint der Forscher. Doch auch Menschen hätten gelernt, Fische zu fangen und über und unter Wasser zu navigieren. „Es ist also auch möglich, wenn nicht sogar wahrscheinlich, dass Kraken dasselbe an Land tun.“
Der Aufstieg der Kraken in einer posthumanen Welt ist allerdings „reine Spekulation“, betont der Forscher, denn die Evolution sei unvorhersehbar. Fest steht, dass das Aussterben der Menschheit kein unvermeidliches Schicksal ist, sondern auch von unseren Entscheidungen abhängt – etwa von unserem Umgang mit dem menschengemachten Klimawandel. Eine unkontrollierte Erderwärmung gilt aus Sicht der Wissenschaft als einer der Gründe, der das Leben auf der Erde für uns Menschen auf lange Sicht unmöglich machen könnte.