Forschungsergebnisse zeigen: Der Erdkern scheint alle 8,5 Jahre zu „wackeln“

  1. Startseite
  2. Wissen

Kommentare

Neue Ergebnisse der Forschung könnten das Verständnis für das Erdinnere grundlegend verändern. Etwa alle 8,5 Jahre soll der Erdkern „wackeln“.

Wuhan – Forscher haben bei verschiedenen Messungen an der Erdoberfläche wiederkehrenden Schwingungen tief im Erdkern festgestellt. Das Forschungsteam um die Geowissenschaftler Yachong An und Hao Ding von der Universität Wuhan hat bei der Untersuchung beobachtet, dass sich die Bewegung der Erdpole und sogar die Länge der Tage leicht verändert. In einer Studie, die im Fachmagazin Nature Communications veröffentlicht wurde, vermuten die Wissenschaftler deshalb, dass der Erdkern etwa alle 8,5 Jahre wackelt.

Das Innere der Erde ist aktiv: Etwa alle 8,5 Jahre soll der Erdkern „wackeln“

Die meisten Menschen gehen wohl davon aus, dass sich die Erde an jedem Tag des Jahres einmal dreht. Doch es kommt immer wieder zu kleineren Schwankungen, die durch die Aktivität im Inneren der Erde verursacht werden. Eine andere Studie kommt sogar zu dem Schluss, dass die Erde bereits mehrfach die Richtung der Rotation verändert hat, was sich ebenfalls in der Länge der Tage bemerkbar machen soll.

Das Innere der Erde

Die Erde ist aus verschiedenen Schichten aufgebaut. Ihr Kern besteht aus geschmolzenem Gestein und Metall, das im Innersten dichter und schwerer wird. Es handelt sich beim Erdkern um eine heiße, dichte Kugel mit einem Durchmesser von etwa 2.450 Kilometern – größer als der Zwergplanet Pluto. Der Erdkern ist gewissermaßen das Herz des Planeten. Der Erdkern und die flüssige Schicht, die ihn umgibt, sorgen für ein Magnetfeld, das die Erde schützt.

Da die Aktivität im Inneren der Erde sich auf das Leben auf der Erdoberfläche auswirkt, ist die Forschung sehr an allen Auffälligkeiten des Erdkerns interessiert. Da sich der Erdkern jedoch nicht direkt messen lässt, müssen sich Wissenschaftler auf indirekte Messungen verlassen, die auf Daten der Oberfläche basieren. Dazu werden auch seismische Wellen ausgewertet.

Erdkern und Erdmantel haben unterschiedliche Neigungen – mögliche Ursache der Schwingungen

Schon 2019 bemerkte ein Forschungsteam um Ding eine Bewegung des Erdkerns, die nach damaligem Stand etwa 8,7 Jahre andauerte. Die Forscherin vermutete zu diesem Zeitpunkt bereits, dass diese Bewegung ein Wackeln des Erdkerns sein könnte.

Nach ihrer Entdeckung suchten die Forscher nach Veränderungen in der Erdrotation, um ihre Theorie der wiederkehrenden Schwingungen des Erdkerns zu belegen. Bei ihren Messungen entdeckten die Wissenschaftler, dass die der Erdkern gegenüber dem Erdmantel eine Neigung von 0,17 Grad hat. Frühere Forschungsergebnisse vermuteten sogar eine noch größere Neigung von bis zu 10 Grad. Die neuen Ergebnisse könnten das Verständnis für das Erdinnere grundlegend verändern.

Neue Forschungsergebnisse legen nahe, dass die Erde etwa alle 8,5 Jahre „wackelt“ (Symbolbild) © Claudia Nass/Imago

Forschung zum Erdkern: Viele Vorgänge sind bisher ungeklärt

Das bedeutet, dass sich die Rotationsachse und der Erdmantel nicht ganz auf einer Linie befinden. Diese Differenz führt nach den Berechnungen der Forscher dazu, dass es etwa alle 8,5 Jahre zu einem Wackeln kommt. Zudem deutet es darauf hin, dass der Erdkern auf der nordwestlichen Hemisphäre dichter ist – ein seltsames Phänomen, das bereits aus seismologischen Daten bekannt ist. Manche Forscher vermuten deshalb sogar, dass sich Reste eines anderen Planeten im Erdinneren befinden.

Die Erkenntnisse der Wissenschaftler legen nahe, dass sich auch die Dichte zwischen dem Erdinneren und -äußeren stärker unterscheiden, als bisher angenommen. Das könnte sich auf die Bewegungen des flüssigen Erdkerns auswirken und damit sogar das Magnetfeld der Erde beeinflussen. Auf die Erdachse können sich äußere Einflüsse auswirken, laut Forschern soll die Erde in den letzten 25 Jahren von ihrer Achse gekippt sein. Ein anderes Forschungsteam fand heraus, dass der Erdmantel durchlässiger als bisher angenommen ist. Viele Vorgänge im Inneren der Erde versteht die Forschung bisher jedoch nicht, weitere Untersuchungen über die Aktivitäten des Erdkerns sind deshalb dringend notwendig.

Auch interessant

Kommentare