Die Fakten am Morgen
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Es war keine gute Woche für die AfD. Dabei hatte sie so erfreulich begonnen: Bundespräsident Steinmeier – auf den Mann ist einfach Verlass – hatte mit seiner Parteiverbots-Rhetorik die Bühne bereitet, auf der sich die AfD geübt als Opfer inszenierte.
In die Märtyrer-Festspiele platzte dann jedoch der Ärger um die Reisegruppe Sotschi, die unbedingt deutsche Interessen an der russischen Schwarzmeerküste vertreten will. Vergangenes Jahr ließ sich diese Art der Diplomatie auf Tiktok bewundern, in Form eines AfD-Emissärs im Bademantel vorm dampfenden Pool.
Das galt es diesmal zu verhindern – jedenfalls aus Sicht von Alice Weidel, stets rührend bemüht, ihren Parteifreunden die strategische Bedeutung des Wortes „Professionalität“ zu vermitteln.
Weidel als souveräne Dompteuse einer russophilen Touri-Truppe
Für einen kurzen Moment wirkte Alice „Ich kann nicht verstehen, was man da eigentlich soll“-Weidel wie die souveräne Dompteuse der russophilen Touri-Truppe. Wäre ihr nicht Co-Chef Tino „Mir hat Putin nichts getan“-Chrupalla mit einem bizarren Auftritt bei Markus Lanz in die Parade gefahren. Mit dem er, nebenbei, wieder unter Beweis stellte, dass seine Partei in Regierungsverantwortung ungefähr so viel zu suchen hat wie Wladimir Wladimirowitsch im Komitee für Gewaltfreiheit e.V.
Dem ARD-„Deutschlandtrend“ zufolge können sich allerdings 25 Prozent der Befragten vorstellen, dass andere Parteien mit der AfD zusammenarbeiten. 40 Prozent schließen das aus. Knapp ein Drittel (30 Prozent) befürwortet es von Fall zu Fall.
Die Brandmauer ist keine Hängematte
Übersetzt heißt das: Die Brandmauer ist keine Hängematte, auf der sich irgendjemand ausruhen sollte.
Für diesen Fehler büßen gerade die Sozialdemokraten und Grünen im Europaparlament. Trotz des erklärten EU-Ziels Bürokratieabbau verweigerten sie sich einer weitreichenden Vereinfachung der Lieferkettenrichtlinie.
Für die Entlastung von Unternehmen stimmten die EVP-Fraktion und ihre CDU/CSU-Abgeordneten gestern also teilweise mit den Rechtsaußen-Parteien. Was linke Kreise umgehend skandalisierten.
Die AfD schrumpft, wenn Politik funktioniert
Der eigentliche Skandal ist jedoch, nicht zu erkennen, wie die Erfolge von AfD und Co. entstehen: Laut ARD-Umfrage vor allem aus Enttäuschung über die anderen Parteien. 60 Prozent aller Befragten und 39 Prozent der AfD-Anhänger sehen das als wichtigsten Grund.
Und fast 70 Prozent glauben, die AfD werde an Stärke verlieren, sobald die Regierung relevante Fortschritte macht. Sogar knapp die Hälfte (47 Prozent) der AfD-Anhänger sieht das so.
Die Zahlen zeigen: Die AfD schrumpft, wenn Politik funktioniert. So einfach, so kompliziert. Was meinen Sie? Schreiben Sie uns: feedback@focus-magazin.de*
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