Ende des Ukraine-Machtkampfs? Selenskyj entlässt Oberbefehlshaber – und wirft Fragen auf
Wolodymyr Selenskyj hat offenbar den Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee entlassen. Zuvor war über einen Machtkampf spekuliert worden.
Kiew – Ausgerechnet der Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, Valerij Saluschnyj, schien zuletzt zu einer Art Opposition für Wolodymyr Selenskyj zu werden. Nun muss Saluschnyj mitten im Ukraine-Krieg seinen Posten räumen. Das verkündete Selenskyj am Donnerstagabend (8. Februar) in eher verklausulierten Worten in einem Posting auf X (ehemals Twitter). Er schien eine einvernehmliche Entscheidung andeuten zu wollen. Fragen bleiben aber offen.
Selenskyj entlässt Ukraine-Oberbefehlshaber Saluschnyj – „Zeit für Erneuerung“
„Ich habe mich mit General Valerij Saluschnyj getroffen. Ich habe ihm für zwei Jahre der Verteidigung der Ukraine gedankt“, erklärte Selenskyj. Nun sei die Zeit für eine „Erneuerung“ gekommen. Zusammen mit dem bisherigen Oberbefehlshaber habe er auch Optionen für eine „erneuerte Führung“ der ukrainischen Armee besprochen.

Der ukrainische Präsident betonte, er habe Saluschnyj auch angeboten, „Teil des Teams zu bleiben“. Eine Antwort oder Einwilligung des (Ex-)Armeechefs erwähnte er aber nicht. Saluschnyj hatte Ende Januar einen Rücktritt abgelehnt.
Klar ist unterdessen bereits, wer der Nachfolger an der Spitze der ukrainischen Armee wird: Zum Nachfolger sei Generaloberst Olexander Syrskyj ernannt worden, erklärte Selenskyj in einer Videobotschaft. Syrskyj verantwortete bislang unter anderem die Verteidigungs Kiews und die Teile der Gegenoffensive.
Saluschnyj hatte öffentlich Kritik geübt – Selenskyj sprach bereits über „Austausch“ in Staat und Miltär
Selenskyjs Entscheidung kommt nicht völlig unerwartet. „Ein Neustart ist notwendig“, sagte er dem italienischen Sender RAI schon am Sonntag in einem Interview. Er denke über einen „Austausch“ in Staat und Militär nach. „Wenn wir gewinnen wollen, müssen wir am selben Strang ziehen“, betonte der ukrainische Präsident.
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Diese Aussage hatte er nicht explizit auf Saluschnyj gemünzt. Der oberste Militär der Ukraine dürfte aber durchaus gemeint gewesen sein. Ende 2023 hatte Saluschnyj öffentlich eine „Pattsituation“ im Verteidigungskrieg gegen Russland attestiert. Zuletzt forderte er eine Neuausrichtung unter anderem der militärischen Produktion in der Ukraine. Saluschnyj gilt als einer der populärsten Köpfe in der Ukraine. Zugleich war von einem Zwist zwischen den beiden wohl wichtigsten Anführern im Ukraine-Krieg die Rede. (fn)