Honig von den Dächern Erdings
Michael Streng und Thomas Haueisen sind Stadt-Imker. Sie halten ihre Bienen mitten in Erding.
Erding – Das Imkern erfreut sich allerorts großer Beliebtheit, doch nicht jeder Hobbyimker hat einen Stellplatz auf einer Wiese oder am Waldrand zur Verfügung. Dass sich auch mitten in der Stadt erfolgreich Honigbienen halten lassen, zeigen Michael Streng aus Klettham und Thomas Haueisen aus Altenerding.
Die Bienen-Beuten, wie die Bienenstöcke auch genannt werden, von Haueisen stehen mitten in einem Wohngebiet. Der 56-Jährige imkert seit drei Jahren und ist Miteigentümer der Wohnanlage am Stadtweg. Seine ersten Völker hat er bei seinem Arbeitsplatz, einer Elektrofirma, nahe dem Semptsportstadion stehen. Aus dem Kreis der Nachbarn kam der Wunsch, er solle doch auch in der Wohnanlage Bienenstöcke aufstellen. Der Antrag in der Eigentümerversammlung wurde einstimmig angenommen, und Haueisen stellte drei Beuten auf das Dach der Tiefgaragenabfahrt.
Seitdem können die Bewohner quasi ihrem Honig beim Entstehen zuschauen, denn Haueisens Ernte wird vollständig von der Nachbarschaft aufgekauft. „Die Arbeit mit den Bienen macht Spaß, aber es ist doch mehr Aufwand als gedacht, vor allem im Frühjahr, wenn häufige Kontrollen nötig sind“ konstatiert der Hobbyimker.
Bei seiner Arbeit mit den Bienenstöcken in der Stadt schauen seine Nachbarn gerne vom Balkon aus zu. „Ich arbeite da wie auf einer Bühne“, sagt Haueisen lachend.

Wenn seine Bienen schwärmen, lassen sie sich anfangs in den nahe gelegenen Bäumen nieder. „Da muss man schnell sein, denn nach zwei Stunden suchen sich die Völker dann einen neuen Unterschlupf“, weiß Haueisen.
Auch Michael Strengs Bienenvölker schwärmen im Frühjahr aus, wenn die alte Königin sich mit einem Teil des Bienenvolks einen neuen Wohnort sucht. „Der Schwarm ist schon im Kirschbaum des Nachbarn oder unterm Trampolin nebenan gelandet“, erzählt der Familienvater (55).
Die Bienen hängen dann in einer Traube zusammen und werden wieder eingefangen, denn sonst könnten sie den Winter nicht überleben. „Der Schwarm ist frei und gehört dabei dem, der ihn einfängt“, weiß Streng, dessen Bienen ihren Ausflug kurioserweise meist während einer seiner Dienstreisen durchführen. Bei den Bienenfreunden hilft eine WhatsApp-Gruppe, die Schwärme schnell wieder einzufangen.
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Der selbstständige Unternehmensberater wohnt mit seiner Familie an der Siglfinger Straße nahe der Grundschule Klettham. Vor zehn Jahren hat er, inspiriert von einem Vortrag von Hans Luber, mit dem Imkern begonnen. Die beiden gehörten zu den Gründungsmitgliedern der Bienenfreunde Erding. Streng war sechs Jahre Vorsitzender und ist derzeit für die Kinder- und Jugendarbeit im Verein zuständig.
Seine Beuten stehen gut sichtbar auf dem Flachdach des Ateliers seiner Gattin Susanne. „Angefangen habe ich mit einem Volk. Zwischenzeitlich hatte ich bis zu zwölf Völker, derzeit sind es vier“, berichtet der 55-Jährige.
Vor dem Start war natürlich Überzeugungsarbeit bei den Nachbarn zu leisten, wie Streng zugibt. Er betont jedoch: „Es kann einem aber niemand verbieten, Bienen im Garten oder auf dem Balkon zu halten.“ Für ihn sei das wichtigste Kriterium bei seinen Bienenvölkern die Sanftmut, die allerdings auch eine gewisse Faulheit beim Nektar-Sammeln mit sich bringt, wie Streng schmunzelnd ergänzt.
Doch für ihn ist die Imkerei ein reines Hobby, mit dem er kein Geld verdienen will, weshalb er seinen Honig nicht verkauft, sondern seine selbst geschleuderten Erträge gern im Familien- und Freundeskreis verschenkt. Überraschend für den Laien, bringen die Bienenvölker in der Stadt oft mehr Honigertrag als auf dem Land. „Innerorts blüht immer irgendwas, die Bienen haben einen Radius von vier Kilometern und holen sich bis spät in den Herbst den Nektar aus den Gärten, Wäldern, Feldern und auch Friedhöfen“, erklärt der Bienenfachmann. „Wenn jedoch der Raps blüht, gehen sofort alle auf den Raps.“
Kartoffeln, Getreide oder Mais bieten da einfach weniger Nektar. Bei einem Jahresertrag von 25 bis 30 Kilogramm pro Volk ist der Bedarf der Familie gut gedeckt.
Für Michael Streng ist es ein schönes Hobby, seine Familie genießt den guten Honig, und außerdem ist es gut für die Natur. Für interessierte Neueinsteiger empfiehlt er, einen Praxiskurs zu machen, bei dem man mithilfe eines Paten die Bienenhaltung lernen kann. Gerne möchte er an alle Honigliebhaber appellieren, doch bitte die leeren Gläser von Honig aus dem Supermarkt nicht ungespült in die Glascontainer zu werfen, um die Ausbreitung der Amerikanischen Faulbrut zu vermeiden, denn diese Krankheit sei für die europäischen Bienen tödlich.
Infos auf www.imker-erding.com