„Hässliche Konstruktion“ bleibt auf unbestimmte Zeit Provisorium
Rund 100 Wolfratshauser kamen zur Bürgerversammlung. Sie wollten mitbestimmen, welche Themen auf der Tagesordnung des Stadtrats landen. Doch das Gros der Anträge fand keine Mehrheit.
Wolfratshausen – In der jüngsten Bürgerversammlung waren die Wolfratshauser antragsfreudig. Einige Forderungen stießen wie berichtet auf die Zustimmung der knapp 100 Stimmberechtigten in der Loisachhalle und müssen somit vom Stadtrat behandelt werden. Für das Gros der Anträge fand sich keine Mehrheit.
Das Trachtenheim der Loisachtaler „freigeben“
Das galt zum Beispiel mit Blick auf das Vereinsheim des Trachtenvereins D`Loisachtaler am Hans-Urmiller Ring im Wolfratshauser Gewerbegebiet. Lucia Schmidt verlangte, dass die Räumlichkeiten für die Öffentlichkeit „freigegeben“ werden müssen, weil die Kommune den Trachtenverein finanziell unterstütze. Rathauschef Klaus Heilinglechner wies jedoch darauf hin, dass der Verein Eigentümer des Domizils sei. Der städtische Zuschuss werde der Stadtkapelle Wolfratshausen gewährt, die im Vereinsheim der Loisachtaler ihre Probenabende durchführe. Dieses Argument erschien 65 Bürgern schlüssig – sie lehnten Schmidts Antrag ab. Nur zehn Bürger schlugen sich auf ihre Seite - der Antrag scheiterte.
Radstraßen werden knapp abgelehnt, aber es gibt Hoffnung
Maren Reiners, Mitglied des Bündnisses „Wor for Future“, plädierte dafür, zwischen der Grund- und Mittelschule in Waldram und dem S-Bahnhof in der Innenstadt zahlreiche Fahrradstraßen anzulegen. Autos, so Reiners, müssten den schwächsten Verkehrsteilnehmern gegenüber „untergeordnet“ werden. In den Augen des Bürgermeisters gibt es bereits eine „mögliche Verbindung“ für Fahrradfahrer zwischen Waldramer Schule und S-Bahnhof. Obwohl die Versammlung Reiners‘ Antrag mit 34:40 Stimmen ablehnte, sagte Heilinglechner eine Prüfung des Sachverhalts zu.
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Die Nachverdichtung durch zusätzliche Bebauung des innerstädtischen Bereichs ist einer Bürgerin ein Dorn im Auge. Damit müsse Schluss gemacht werden. Es dürfe nicht „aus jedem Einfamilien- ein Mehrfamilienhaus“ werden. Heilinglechner betonte, dass sich die Kommune ganz bewusst dazu entschieden habe, der Nachverdichtung den Vorrang vor der Ausweisung neuer Baugebiete zu geben. „So wollen wir die zusätzliche Bodenversiegelung verhindern“, erläuterte der Rathauschef. Zudem hätten die Grundstückseigentümer häufig „Anspruch auf das Baurecht“. Bei der Abstimmung votierten fünf Bürger für das Ende der Nachverdichtung – 62 zeigten sich mit der gängigen Praxis einverstanden.
Bürgerin fordert Baumschutzverordnung
Einen Dauerbrenner thematisierte Evelyn Detterbeck. Sie beantragte eine Baumschutzverordnung für Wolfratshausen. „Das haben wir schon öfter besprochen“, so Heilinglechner angesichts zahlreicher Baumschutzverordnungs-Diskussionen im Stadtrat. Wie im Sitzungssaal des Rathauses fand sich auch in der Loisachhalle keine Mehrheit für besagte Verordnung. Abstimmungsergebnis: 28 mal Ja, 53 mal Nein.
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Dauer-Provisorium für Fußgänger sorgt für Kritik
Eine Anfrage richtete Dieter Klug an den obersten Vertreter der Flößerstadt: Die Fußgängerampel an der Königsdorfer Straße auf Höhe des Bahngleises ist seit rund fünf Jahren ein Provisorium. Laut Auskunft der zuständigen Behörde, das Staatliche Straßenbauamt in Weilheim, soll die wenig ansehnliche Lichtzeichenanlage ein Provisorium bleiben, bis die S7-Verlängerung nach Geretsried in Angriff genommen wird. Allerdings hatte das Straßenbauamt im Herbst 2022 angekündigt, die temporäre gegen eine dauerhafte Lösung zu ersetzen.
Passiert ist nichts – weswegen Klug nachhakte, wann die „hässliche“ Konstruktion, die alles andere als ein Aushängeschild für die Kommune sei, endlich aus dem Stadtbild verschwinde. Rathauschef Heilinglechner konnte nicht mit guten Nachrichten aufwarten. Bis zur Gleisverlängerung bleibe es beim Status quo. Für den Bereich gelte im Hinblick auf die geplante Weiterführung der S7-Strecke nach Geretsried eine Veränderungssperre. Heilinglechner: „Selbst wenn wir wollen, können wir nicht tätig werden.“ cce