Optik setzt sich gegen XXL-Lösung durch: Stadt setzt auf Parkhaus-Planung eines Bürgers
Ein Bürger hat die Idee gehabt. Sein Plan hat sich gegen die Architektenzeichnung durchgesetzt: Hans Gärtners Parkhaus-Modell ist der Favorit des Stadtrats.
Am Ende war es ein Abwägen zwischen der Maximallösung und der gefälligeren Option. Der Stadtrat entschied sich für Optik und Aufenthaltsqualität – und wenn die bisherige Schätzung stimmt, auch für die günstigere Variante.
Schönheit setzt sich gegen XXL-Lösung durch: Stadt bringt Parkhaus-Planung auf den Weg
Drei Optionen hatte der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung zur Wahl. Dass ein Parkhaus auf dem Hatzplatz entstehen soll, darüber herrscht seit Januar Einigkeit. In einer Klausur entschied sich der Stadtrat nahezu einhellig dafür, um das leidige und seit Jahren aufgeschobene Parkplatz-Thema endlich zu den Akten zu legen zu können. Herauskristallisiert hatten sich zwei Möglichkeiten für eine Bebauung des zentralen Areals an der Loisach: Eine Abwandlung des sogenannten Adlwarth-Plans und zwei Varianten, die der Wolfratshauser Hans Gärtner erarbeitet hatte. Der Adlwarth-Plan böte 132 Plätze, Gärtners Entwürfe ihm selbst zufolge 132 beziehungsweise 126 Plätze. Zur Vergleichbarkeit rechnete die Stadtverwaltung nach und kam auf 100 beziehungsweise 94 Parkplätze.
Stadtrat hatte drei Optionen zur Auswahl
Hinter dem Adlwarth-Plan verbirgt sich eine eigentlich schon verworfene Idee. Statt des einst abgelehnten zehn Meter hohen Baukörpers wurden für die Variante die Berechnungen und Planungen herausgepickt. Das nun zur Wahl stehende Modell war kleiner und weniger wuchtig als der einst abgelehnte Plan des Investors Siegfried Adlwarth.
Plan B und C stammten aus der Feder von Hans Gärtner. Der ging die Sache anders an, wie sein Planungspartner und Parteifreund, Stadtrat Manfred Menke (SPD), in der Sitzung nochmals betonte. „Er möchte dafür kein Copyright, weil die Meinungen von so vielen Menschen eingeflossen sind.“ Das Gemeinschaftsmodell böte mehrere Vorteile gegenüber der klassischen Planung. Menke nannte etwa die möglichen Kosten: Gegenüber der Alternative sei die Gärtner-Variante 1,4 Millionen Euro günstiger – und das bei einer Differenz von je nach Berechnungsweise sechs bis 28 Parkflächen.
Gerlinde Berchtold (SPD) wollte sich nicht für eine Variante entscheiden. Sie lehnte jedes Parkhaus auf dem Hatzplatz ab – aus Prinzip, denn ein Bau könnte die Ausfahrtssituation für die Feuerwehr erschweren. „Die Sicherheit der Einsatzkräfte werte ich höher als ein Parkhaus am Hatzplatz.“ Menke betonte, dass im Gärtner-Plan zehn reservierte Parkplätze für die Ehrenamtlichen eingeplant seien – „das ist ein Fortschritt“.
Ich verstehe nicht, wie ein Unterschied von 2,5 Metern zur ersten Planung aus einem Sarkophag ein Schmuckstück machen soll.
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Dr. Patrick Lechner (FDP) lobte den Gärtner-Plan als die gefälligere Variante. Dass überhaupt noch einmal über die Variante Adlwarth diskutiert wurde, verwunderte ihn. „Ich verstehe nicht, wie ein Unterschied von 2,5 Metern zur ersten Planung aus einem Sarkophag ein Schmuckstück machen soll?“ Als Sarkophag wurde der Plan Adlwarths in Anspielung auf Tschernobyl bezeichnet – wegen seiner wuchtigen Optik.
Die war auch für Dritte Bürgermeisterin Annette Heinloth das zentrale Argument: „Ich spreche mich sehr klar für die Gärtner-Variante aus.“ Die passe viel schöner in die Stadt-Silhouette. „Wir müssen dort etwas bauen, was Akzeptanz hat“ – die vielen Gespräche mit unterschiedlichen Akteuren, die in den Plan eingeflossen sind, würden die steigern.
Dr. Manfred Fleischer (Liste Wor) sprach sich für die „schönere, attraktivere, billigere“ Idee aus. „Wir hätten auch gerne mehr Parkplätze – das geht aber nicht in schöner.“ Das angedachte Parkhaus sei eben „nicht ein monolithischer Block, wo du dich jedes Mal ärgerst, wenn du ihn siehst“. Renate Tilke (CSU) war das wichtig. „Wir haben auch einen Auftrag zur Stadtgestaltung. Wir sollen für die Bürger sorgen, große und kleine, nicht nur für die Autos.“ Deshalb sei der gefälligere Ansatz zu wählen.
Fachbüro soll den Entwurf auf Herz und Nieren prüfen
Rathauschef Klaus Heilinglechner (BVW) erinnerte daran, dass es sich bei Gärtners Zeichnungen nicht um einen mit Zahlen und Berechnungen hinterlegten Planer-Entwurf handelte. Die Kosten müssten von einem Fachbüro geprüft werden. Gärtner habe „immense Arbeit geleistet“. Die müsste nun auf das professionelle Niveau eines Architektenplans gebracht werden. „Wir haben im Moment eine konkrete Planung und eine Visualisierung.“ Heilinglechner mahnte: „Ich möchte nicht, dass wir in etwas hineinrennen und dann feststellen, dass es weniger Parkplätze werden und sie doch teurer sind.“
Der Stadtrat sprach sich mehrheitlich für die Gärtner-Variante aus. Es wurde die 126- beziehungsweise 94-Plätze-Lösung. 15 Räte votierten dafür. Neun präferierten die Adlwarth-Variante. Die Verwaltung startet nun ein Vergabeverfahren und sucht einen Planer. Dr. Ulrike Krischke (BVW) war froh, dass der Gordische Knoten durchschlagen wurde: „Dann ist der Weg frei für die Gestaltung des westlichen Loisachufers und die Altstadtsanierung.“ Diese Projekte liegen wegen der Parkhaus-Debatte auf Eis.