„Für uns ein großes Problem“: Feuerwehr sorgt sich bei Parkhaus-Bau um Sicherheit

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Der Hatzplatz ist als Standort für ein Parkhaus in den Fokus gerückt. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Am Hatzplatz soll ein Parkhaus entstehen. Für die Feuerwehr mit Zentrale am Hatzplatz wäre der Bau eine Barriere. Der Kommandant ist in Sorge.

Wolfratshausen – 2,20 Meter sind eine ziemlich komfortable Höhe. Zumindest, wenn das Sichtfeld frei ist. Von dieser Höhe aus sieht Sebastian Höpfer neben dem Feuerwehrhaus, dass Fußgänger am Bach spazieren. Vom Fahrersitz des Einsatzwagens aus beobachtet er Autos auf der Bundesstraße, und er registriert, dass sich aus der Barbezieuxstraße ein dunkelgrüner Volvo nähert. Über den Kiosk kann er nicht gucken. Der ist zu hoch. Und was sich hinter dem dunkelblauen Caddy abspielt, der am anderen Ende des Hatzplatzes parkt, sieht der Feuerwehrmann auch nicht. „Wenn da ein Parkhaus steht, haben wir keine Ahnung, was uns entgegenkommt“, sagt Andreas Bauer, bevor sich Höpfer zur Demonstrationsfahrt anschnallt.

Bauer, der Kommandant der Wolfratshauser Wehr, sieht die Pläne, auf dem Areal zwischen Loisach und Häuserzeile ein Parkhaus zu errichten, mit großer Sorge. Für die Einsatzkräfte wäre der Plan mit mehreren neuen Barrieren verbunden. Seit Jahrzehnten wird immer wieder über den Hatzplatz gesprochen, wenn es um ein neues Altstadtparkhaus geht. „Mir hat in all den Jahren noch niemand eine Lösung gezeigt, die unsere Einsätze nicht erschweren würde“, sagt Kommandant Bauer. Immerhin: Vor nicht allzu langer Zeit besuchten zwei Lokalpolitiker das Feuerwehrhaus, um über das Parkhaus zu sprechen. SPD-Stadtrat Manfred Menke und Hans Gärtner, der ein neues Parkdeckkonzept für den Hatzplatz entwickelt hat.

338 Einsätze für die Feuerwehr: „Jede Kurve ist eine zu viel“

Was Bauer den beiden erzählt hat? „Dass der Bebauungsplan für uns ein großes Problem wäre.“ Der würde nämlich erlauben, dass das neue Bauwerk weit über die bisherigen Parkplatzgrenzen hinaus geht: Der schmale Fahrstreifen, der von der Straße Am Bach zum Feuerwehrhaus führt, könnte überbaut werden. Natürlich müsste es dann eine neue Ausfahrt für die Wehr geben, über eine andere Wegführung nachgedacht werden. „Aber wir müssten mindestens um zwei Kurven mehr fahren“, erklärt Bauer. Das klingt erst einmal nach wenig. Im Feuerwehralltag gilt aber eine einfache Regel, wie Vize Christian Schmidt kurz und bündig zusammenfasst: „Jede Kurve ist eine zu viel.“ Unterm Strich geht’s nämlich „um 338 Kurven.“ So viele Einsätze hatten die Wolfratshauser Ehrenamtlichen im vergangenen Jahr. „Jeder davon würde sich verzögern und schwieriger werden.“

Feuerwehr Probefahrt Hatzplatz
Knappe Kurve: Die so breite Straße wirkt im Führerhäuschen des Einsatzfahrzeugs deutlich enger. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Feuerwehr sorgt sich wegen Hatzplatz-Parkhaus: „Schon jetzt nicht optimal“

Ein weiterer Kritikpunkt: Aus dem Einsatzwagen sieht man im Moment gut, was sich auf dem Weg zur Hauptstraße abspielt. „Über ein Parkdeck könnten wir kaum drübersehen“, sagt Vize-Kommandant Höpfer. Unbeteiligte Verkehrsteilnehmer sollte der Einsatzwagenfahrer aber so früh wie möglich erkennen, weil sie eine Barriere darstellen können – auch, wenn Blaulicht eingeschaltet ist. „Manche Autofahrer sind überfordert, weil sie nichts falsch machen wollen“, sagt Höpfer. Ein Parkhaus oder -deck würde die Frequenz nochmals erhöhen. Und damit die Anfälligkeit für Fehler.

Ein weiteres Problem existiert schon jetzt, würde aber noch verschärft, wenn die Ausfahrt unübersichtlicher wird: Die Ehrenamtlichen fahren mit ihren Privatautos in Richtung des Feuerwehrhauses, wenn der Piepser angeht. Manche kommen erst, wenn der Einsatzwagen schon ausrollt – es kommt zum Begegnungsverkehr. „Im Moment sehen wir uns zumindest frühzeitig“, sagt Bauer. Wenn sich die Privatautos ohne Blaulicht versteckt von hinter einem Parkdeck nähern würden, wäre das anders. Es würde potenziell zu mehr gefährlichen Situationen führen.

Mehr Parkplätze in der Altstadt: Hatzplatz soll bebaut werden - Standort sorgt für Protest

Immerhin: Mehr Parkplätze könnten für die Feuerwehr durchaus entstehen, wenn der Hatzplatz überplant wird. Laut dem Feuerwehrbedarfsplan – ein Gutachten aus dem Jahr 2017 – sollten 20 Plätze zur Verfügung stehen. Derzeit sind es acht Stück, zu wenig für einen Großeinsatz. Gärtner und Menke hätten bei ihrem Besuch auch Ideen geäußert, mehr Parkplätze zu schaffen für die Ehrenamtlichen. Für Bauer wäre es „schon ein wichtiger Fortschritt, wenn sich da etwas tun würde“.

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Der Feuerwehrbedarfsplan hält nicht wahnsinnig viel vom Standort am Hatzplatz. „Es ist schon jetzt nicht optimal“, sagt Bauer. In dem Gutachten wurde ein Neubau an einem anderen Standort empfohlen. Der Stadtrat hat eine Zeit lang mit dem Gedanken gespielt – entschied dann aber doch, den Standort am Hatzplatz Schritt für Schritt zu ertüchtigen.

Parkhaus am Hatzplatz soll kommen: Noch viele Fragen offen

Dass das Parkhaus am Hatzplatz kommt, ist derzeit – mal wieder – die wahrscheinlichste Variante. Der Kommandant sieht nur eine weitgehend störungsfreie Möglichkeit zu bauen – der Bebauungsplan sieht diese jedoch nicht vor: „Wenn man das Parkhaus auf die Barbezieuxstraße verschiebt, würde es gehen“, sagt Bauer. Das würde die Ein- und Ausfahrt zum Feuerwehrhaus deutlich angenehmer machen, der knifflige Kreuzungsbereich wäre entzerrt, und das Parkhaus oder Parkdeck hätte trotzdem eine üppige Größe. Ob dieser Plan realistisch ist, kann der Feuerwehr-Chef nicht entscheiden. Der Stadtrat hat wie berichtet eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die klären soll, wie viel ein Parkhaus auf dem Areal kosten würde. Die Gestaltung und die Höhe des Gebäudes sind noch völlig offen. Einstimmig votierte das Gremium für den Hatzplatz als Standort.

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