„Völlig respektlos“: Nach Kniefall-Schelte keilt Markus Söder zurück

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Über Söders Kniefall vor dem Denkmal des Warschauer Ghettos wurde hart geurteilt. Der CSU-Chef wetterte jetzt selbst gegen alle, die ihn kritisierten.

München – CSU-Chef Markus Söder ist im Wahlkampfmodus. Das merkt man auch an seinem X-Kanal, auf dem der bayerische Ministerpräsident in diesen Tagen recht aktiv ist, um abwechselnd die Politik von Olaf Scholz abzukanzeln oder eine Koalition mit den Grünen auszuschließen.

Zu einem Thema schwieg Söder aber in den letzten Tagen – obwohl sehr viel andere darüber sprachen: über seinen Kniefall vor dem Denkmal für die Helden des Warschauer Ghettos bei seiner Reise nach Polen. Söder war – wie einst Willy Brandt – vor dem Denkmal in die Knie gegangen, als er dort einen Kranz ablegte. Dies wurde ihm von Politikern von den Grünen, der SPD und der AfD als „Geschmacklosigkeit“, „absoluter Tiefpunkt“, „Selbstbesoffenheit“, „Selbstinszenierung“ und „Social Media Funfact“ ausgelegt.

Markus Söder (CSU) rechtfertigte sich in den Tagesthemen für seinen Kniefall in Warschau vor dem Denkmal für die Helden des Warschauer Ghettos. © Imago/Marco Hadem/dpa (Montage)

Markus Söder erntet Shitstorm für Kniefall-Foto in Warschau – in den Tagesthemen äußert er sich jetzt

Eine Woche nach seinem Kniefall äußerte sich jetzt Markus Söder zu der auf ihn eingeprasselten Kritik. In einem Interview mit den ARD-Tagesthemen sagte er, er halte es für „völlig respektlos“, die „Demutsgeste“ von ihm in Waschau zu kritisieren. Dies sei auch „unangemessen gegenüber Millionen von Juden und jüdischen Bürgern in unserem Land, die genau das erwarten, dass man diesen Respekt zeigt.“

Söder hatte ein Foto von seinem Kniefall im Warschau vergangene Woche selbst in den sozialen Medien veröffentlicht, mit den Worten: „Es war mir ein persönliches Anliegen, zwei Kränze zum Gedenken und Erinnern niederzulegen.“ Kritik erntete das Bild auch deshalb, weil der CSU-Chef kurz darauf ein Foto von sich mit Bratwurst auf einem Christkindlmarkt zeigte. „Schmeckt super!“, schrieb Söder dazu, der wegen seines oft verwendeten Hashtags #söderisst teils spöttisch als Food-Influencer tituliert wird.

Nach Kniefall-Foto zeigte Söder auf X und Instagram ein Bratwurst-Bild

„Da sind irgendwelche Synapsen nicht richtig verdrahtet bei dem Mann“, wetterte zum Beispiel Peer Steinbrück (SPD) in der Sendung „Miosga“. Nach einem Foto von einem Kniefall in Warschau ein Bratwurst-Foto zu zeigen, sei eine „Banalisierung der Politik“ und  „eine der größten Geschmacklosigkeiten, die ich von einem deutschen Politiker in den letzten Jahren erlebt habe“. 

Kulturstaatsministerin Claudia Roth von den Grünen kritisierte Markus Söder für sein Kniefall-Foto ebenfalls vehement:  „Bei Söder verkommt eine solche große historische Geste zu einem Social-Media-Funfact, den er zwischen dem Mampfen von Bratwürsten mal kurz absolviert. Hanswurst statt Staatsmann.“ (smu)

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