„Wir testen sie mal aus“: Baerbock berichtet von Einschüchterungsversuch durch Putin-Mann – ihr kurioser Konter

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Baerbock packt über Lawrows „Einschüchterungen“ aus – und wie sie den Putin-Minister austrickste

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Annalena Baerbock ist zu Gast im Podcast „Hotel Matze“ und berichtet über die russischen Einschüchterungsversuche. Dabei kam es zu einem besonders kuriosen Moment.

Berlin – Die Bundestagswahl 2025 steht kurz vor der Tür. Am 23. Februar sind die Neuwahlen. Und so knapp vor der Weihnachtszeit bemühen sich die Parteien um jede Möglichkeit, die Bürgerinnen und Bürger des Landes zu erreichen – so auch Außenministerin Annalena Baerbock (Die Grünen). Die Ministerin war bei Matze Hielscher im gleichnamigen Podcast „Hotel Matze“ zu Gast und gab Einblicke in ihre Arbeit als Chef-Diplomatin der Bundesrepublik Deutschland. Was ihr dabei besonders im Gedächtnis blieb: die Einschüchterungsversuche von Wladimir Putins Schergen.

Vor dem Ukraine-Krieg und kurz nach ihrem Amtsantritt war Baerbock auf Staatsbesuch in Moskau – und schon damals versuchte man sie einzuschüchtern, wie sie berichtet. Matze hakt nach: „War das diese Wodkakiste?“ Baerbock erwidert: „Ja, das war ja im internen Gespräch.“ Damals erst 42 Tage im Amt lehnte sie nach dem Mittagessen das Angebot ihres Amtskollegen in Russland, Sergej Lawrow, ab. Und trinkt den ihr angebotenen Wodka nicht, wie der Spiegel damals berichtet hatte.

Baerbock über ihren „Schlüsselmoment“ in Russland: Wodka trinken mit Putins Scherge

Im Nachhinein sei für sie dieses Ereignis ein „Schlüsselmoment“ gewesen, der ihre weitere Amtszeit als Außenministerin geprägt habe. Doch im Podcast „Hotel Matze“ erzählt Baerbock von einem weiteren Versuch der Russen, ihr das Leben als frisch gebackene Außenministerin schwer zu machen. Und von ihrem Trick, wie sie es schaffte, dem russischen Außenminister eins auszuwischen.

Denn bevor Baerbock zum Treffen mit Lawrow nach Moskau reiste, telefonierte sie zunächst mit dem russischen Außenminister, um über die Truppenbewegung der Russen an der Ukraine-Grenze zu reden. „Mein erstes Telefonat war so“, beginnt Baerbock.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (li.) und der russische Außenminister Sergei Lawrow.
Wirklich diplomatische Beziehungen? Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (li.) und der russische Außenminister Sergei Lawrow. © IMAGO / ITAR-TASS

Eigentlich sei sie zu Besuch in Schweden gewesen, als das Telefon klingelte und Lawrow anrief. „Die Leitung war furchtbar“, erinnert sich Baerbock zurück. „Alle wussten, er spricht gut Englisch, aber er wollte es übersetzen und das sind so kleine Spielchen.“ Für Baerbock ist klar: „Einschüchterung“, wie sie auf Nachfrage Matzes betont. „Wir testen sie mal aus“, dachte wohl Russland, wie die Grünen-Politikerin meint.

Baerbock überlistet Putin-Scherge Lawrow mit Trick: „Ihr zieht eure Truppen zurück?“

Doch damit nicht genug, denn die scheinbar schlechte Verbindung zum russischen Außenminister galt nur für sie. Lawrow konnte die Außenministerin nämlich einwandfrei verstehen, wie Baerbock weiter berichtet. Lawrow habe nach Beschwerden Baerbocks betont: „Meine Leitung ist total perfekt.“

Anmerkung: Der beschriebene Moment beginnt ab Minute 43:10

Dabei wittert sie den Trick der Russen und sagt: „Ah ich hab verstanden, ihr zieht eure Truppen zurück? Ja, das ist jetzt wirklich eine gute Nachricht.“ Lawrow habe das natürlich nicht gesagt, erklärt Baerbock weiter. Doch: „Schwupsi wups war die Leitung wirklich super sauber danach.“ Für sie sei die Taktik aufgegangen, „andere sagen ‚undiplomatisch‘.“ Doch vor allem gegen die Tricks der russischen Diplomaten und Putin selbst muss man sich eben durchsetzten können.

Außenministerin Annalena Baerbock zu Gast beim Podcast „Hotel Matze“.
Außenministerin Annalena Baerbock zu Gast beim Podcast „Hotel Matze“. In dem zweistündigen Gespräch berichtet die Grünen-Politikerin von ihren Begegnungen als Ministerin. © Screenshot „Hotel Matze“ YouTube

Einschüchterung durch Wladimir Putin: ein beliebtes Mittel des Diktators Russlands

Generell ist Russland für seine diplomatischen Einschüchterungsversuche berüchtigt. Man denke nur an den schwarzen Labrador zurück, der bei einem Treffen zwischen Wladimir Putin und Altkanzlerin Angela Merkel durch den Raum schlurfte. Die Konferenz 2007 in Sotschi stellte die Kanzlerin damals auch auf die Probe. Die Bilder der angespannten Bundeskanzlerin gingen damals um die Welt. Wladimir Putin neben ihr hatte ein Schmunzeln im Gesicht. Baerbock betont: „Es ist klar, man wird versucht aufs Glatteis zu führen.“ Auch die ehemalige Premierministerin Liz Truss habe die Einschüchterungsversuche der Russen zu spüren bekommen.

Baerbock sagt aber auch klar: „Die Gespräche mit Frankreich laufen natürlich anders ab.“ Die diplomatischen Wege der Russen waren da wohl einzigartig. Aktuell sind die Gespräche seit Beginn des Ukraine-Kriegs mit Russland auf Eis. Einzig der Bundeskanzler Olaf Scholz telefonierte mit Wladimir Putin am 15. November. (sischr)

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