ZDF-Doku enthüllt Preissteigerungen bei Aldi, Lidl, Rewe und Edeka
Ich weiß nicht, wie das bei Ihnen ist: Ich gehe mindestens einmal die Woche einkaufen – oft bei Edeka oder Rewe. Das ist kein „Einkaufserlebnis“, nichts, was glücklich macht. Es ist eine Notwendigkeit. Und ich gebe zu: Darüber denke ich selten nach. Was ich allerdings bestätigen kann, ist gleich der erste Satz zur ZDF-Dokumentation „Rewe, Edeka und Co.“.
Er heißt: „Lebensmittel sind in Deutschland teuer geworden.“ Der zweite Satz macht schon nachdenklicher: „Der Lebensmittelhandel machte in Deutschland im Jahr 2024 einen Umsatz von 210 Milliarden Euro.“ Das ist auch mein Geld. Wer verdient daran, dass Lebensmittel teilweise um 40 Prozent teurer geworden sind?
Aldi, Lidl, Rewe, Edeka und der Butterpreis
Das ZDF hat das Einkaufsverhalten analysiert. Nehmen wir die 21 Päckchen Butter, die jeder Deutsche im Jahr verbraucht. Die sind, so erfährt der Zuschauer, für viele Einkäufer ein Zeichen, ob der Laden teuer oder billig ist. Ende 2024 kostet deutsche Markenbutter im Durchschnitt 2,39 Euro pro Päckchen. Sie ist so teuer wie nie zuvor. „Historischer Höchststand“, heißt das.
„Wo das Geld bleibt, ist mir ein Rätsel“, sagt ein befragter Biobauer, „da kommt nichts rüber.“ Und wie steht es beim nächsten Schritt, in den Molkereien? „Die Butter müsste eigentlich viel teurer sein“, erfahren wir vom Molkereimeister: 20 Liter Milch pro Kilo, Energiekosten, Arbeitsaufwand. Wer also nimmt mein Geld - und damit mir die Butter vom Brot?
Kühe können keine Kurzarbeit
Niemand will so richtig Kasse machen. Dem Supermarkt bleibt nach Abzug der Kosten für Personal, Miete, Energie & Co. ein Gewinn von ein bis vier Prozent. „Traditionell ist die Marge sehr gering“, versichert der Chef-Einkäufer von Rewe, „wir wissen: Deutschland ist ein preissensibles Land.“
Beim Butterpreis unterbieten sich die Supermärkte, um Preissignale zu setzen. Der Druck auf die Molkereien steigt. Schließlich haben sie eine verderbliche Ware. Und schlimmer noch: Tagtäglich müssen sie bei den Bauern die Milch abnehmen. Die Kühe lassen sich ja nicht in Kurzarbeit schicken.
Bis zu 79 Prozent Verteuerung – bei Süßigkeiten wird’s besonders bitter
Die Marktmacht der großen Händler ist gigantisch. Aldi, Lidl, Rewe und Edeka beherrschen den Markt zu 85 Prozent. Die vier Großen werden immer größer. Rewe und Penny haben ihre Umsätze im vergangenen Jahr um 3,2 Prozent gesteigert, Edeka um 6,5 Prozent, Lidl um 5,3 Prozent.
Da wird offensichtlich von den Preissteigerungen profitiert. Seit 2020 ist der Preis für Ketchup um 47 Prozent gestiegen, für Mehl um 48 Prozent. Die Verteuerung von Schokolade und Keksen ist besonders bitter – um 68 und um 79 Prozent. Womit aber wird am meisten Geld verdient?
No-Name ist Big Business
Die große Kohle kommt mit den Eigenmarken, stellt das ZDF fest. Da seien, so erklärt eine Expertin, die Gewinnmargen doppelt bis dreimal so hoch. No-Name ist also Big Business – zumal hier die Preise mit 31 Prozent deutlich mehr gestiegen sind als bei Markenartikeln mit 14 Prozent.
„Da gibt es keinen großen Wettbewerb – bis auf die Angebote“, sagt ein Fachmann, der die Märkte seit Jahren in ihrer Preispolitik beobachtet. Und weiter noch: „Bei den Basisprodukten gibt es null Unterschied, die kosten auf den Cent genau gleich viel.“ Professor Tomaso Duso ist Vorsitzender der Monopolkommission. Er stellt ganz klar fest: „Von missbräuchlichen Praktiken wird auf allen Marktstufen berichtet.“
Das trifft vor allem die Bauern, die Leichtverderbliches produzieren: „99 Cent-Blumenkohl im Laden ist der Tod“, sagt einer. Ich gebe zu: Es sind die Landwirte, denen ich persönlich lieber mehr von meinem Geld geben würde.