In der antiken Stadt Shimao in China haben Archäologen eine Grube mit 80 Schädeln von Menschenopfern entdeckt. Eine im Fachjournal „Nature“ veröffentlichte Studie zeigt, dass 90 Prozent der Opfer männlich waren. Diese Erkenntnis widerspricht bisherigen Annahmen, denen zufolge überwiegend Frauen geopfert wurden. Um die soziale und genetische Struktur dieser neolithischen Gesellschaft zu verstehen, analysierten die Forscher DNA aus den Skeletten.
Die zwischen 2300 und 1800 v. Chr. bewohnte Stadt Shimao wurde erstmals 2018 in der Provinz Shaanxi entdeckt und erstreckte sich über etwa vier Quadratkilometer. Sie war von Steinmauern umgeben und verfügte über eine große Stufenpyramide, spezialisierte Handwerksbereiche und zwei Friedhöfe.
DNA-Analyse zeigt Wahrheit über Menschenopfer in Shimao
Laut „Live Science“ fanden Archäologen zwei unterschiedliche Formen von Menschenopfern:
- Schädel von Enthaupteten, die in sogenannten „Schädelgruben“ nahe dem Osttor der Stadt begraben wurden
- Frauen, die als Opfer in Gräbern von hochrangigen Personen beigesetzt wurden
Die neue DNA-Analyse ergab, dass die Schädelgruben überwiegend männliche Opfer enthielten. Diese Erkenntnis ist überraschend, da die Opfer in den Elite-Bestattungen der Stadt und ihrer Satellitenstädte überwiegend weiblich waren.
Die Studie hebt hervor, dass die Opferpraktiken in Shimao stark strukturiert waren und geschlechtsspezifische Rollen hatten. Laut einer Erklärung der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS) deutet dies auf klar definierte rituelle Zwecke hin.
Die männlichen Opfer waren keine Außenseiter
Die DNA-Analyse zeigte außerdem, dass die männlichen Opfer keine „Außenseiter“ waren. Ihre genetische Herkunft war identisch mit der der in den Elite-Bestattungen Beigesetzten. Die Forscher vermuten, dass die Schädelgruben mit Bauopfern zusammenhängen könnten, während die weiblichen Opfer möglicherweise der Ahnenverehrung dienten.
Die Gründe für diese geschlechtsspezifischen Opferpraktiken bleiben unklar. Die Forscher bieten jedoch mögliche Erklärungen an: So könnten die Opfer in den Friedhöfen dazu gedient haben, verstorbene Adelige oder Herrscher zu ehren. Die Schädelgruben könnten Teil eines Bauopfers gewesen sein, das mit der Errichtung von Mauern oder Toren zusammenhing.
4 Fakten über Archäologie
- Definition: Archäologie ist die Wissenschaft, die sich mit der Erforschung alter Dinge beschäftigt. Dabei geht es um alles, was von Menschen geschaffen wurde.
- Tätigkeitsfelder: Archäologen führen Ausgrabungen durch, dokumentieren und restaurieren Funde sowie analysieren und rekonstruieren historische Objekte. Zudem sind sie im Kulturmanagement, im Verlagswesen oder im Journalismus tätig.
- Verwechslung: Die Archäologie wird oft mit anderen Fachrichtungen wie der Paläontologie, Geologie oder Anthropologie verwechselt.
- Disziplinen: Die Vielfalt der Archäologie zeigt sich in ihren zahlreichen Fachgebieten, die die unterschiedlichen Kulturen der Vergangenheit widerspiegeln. Beispiele dafür sind die byzantinische und frühchristliche Archäologie sowie die Ägyptologie.