Richard Russell, von Online-Communities als „Sky King“ bezeichnet, entführte am 10. August 2018 als allein handelnder Bodenmitarbeiter eine leerstehende Horizon‑Air‑Maschine am Flughafen Seattle-Tacoma und stürzte sie nach einem etwa 75‑minütigen Flug absichtlich über der unbewohnten Ketron Island ab, wobei er als einziger ums Leben kam. Behörden stuften den Vorfall als Suizid, nicht als Terroranschlag ein; andere Personen wurden nicht verletzt.
Richard Russell war 28 Jahre alt, arbeitete als Bodenabfertiger bei Horizon Air und hatte reguläre Sicherheits- und Zugangsberechtigungen, darunter die Fähigkeit, Flugzeuge zu schleppen und zu rangieren.
Am Abend des 10. August 2018 rollte er eigenmächtig eine geparkte De Havilland DHC-8-400 der Horizon Air auf das Rollfeld von Seattle-Tacoma und startete ohne Freigabe.
Zwei F‑15‑Abfangjäger wurden alarmiert, begleiteten den Flug aus sicherer Distanz, während die Flugsicherung mit Russell funkte und versuchte, ihn zu einer Landung zu bewegen.
Russell flog teils spektakuläre Manöver, darunter eine erfolgreichen Barrel Roll, bevor er die Maschine schließlich gezielt über dünn besiedeltem Gebiet auf Ketron Island zum Absturz brachte und dabei verstarb.
Tathergang des "Sky King"-Fluges
Zu Beginn der Entführung bewegte Russell das Flugzeug aus der Abstellposition, rollte zur Startbahn und hob ohne Genehmigung ab, wobei der Tower zunächst von einem „nicht autorisierten Start“ ausging. Kurz darauf nahm die Flugsicherung Funkkontakt auf und erkannte, dass der allein an Bord befindliche Mitarbeiter weder formale Pilotenausbildung noch Absicht hatte, regulär zu landen.
Während des Fluges zeigte sich in seinen Gesprächen eine Mischung aus Verzweiflung und schwarzem Humor. Er beschrieb sich selbst sinngemäß als „gebrochenen Typen“ mit „ein paar lockeren Schrauben“, wobei er erstmals realisiere, wie ernst seine Lage sei. Zugleich sprach er davon, dass er niemanden verletzen wolle und äußerte Sorge, dass Menschen durch seine Handlungen zu Schaden kommen könnten. Gegenüber den Fluglotsen deutete er an, dass er den Flug nicht überleben werde, sprach über den Wunsch, noch weitere Kunstflugmanöver und stellte in Aussicht, danach die Nase der Maschine nach unten zu nehmen. In anderen Passagen entschuldigte er sich bei seinem Umfeld für die Unannehmlichkeiten.
Die Lotsen versuchten währenddessen, ihn zu beruhigen, eine sichere Landung vorzubereiten und ihn in Richtung geeigneter Flughäfen zu leiten. Die F‑15‑Piloten erhielten den Auftrag, die Maschine zu begleiten, nicht aber abzuschießen, solange keine unmittelbare Gefahr für andere bestand. Nach rund einer Stunde Flugzeit mit mehreren Kunstflugmanövern steuerte Russell das Flugzeug schließlich in einem kontrollierten Sinkflug in bewaldetes Gelände auf Ketron Island, wodurch er andere Menschen so weit wie möglich aus der Gefahrenzone heraushielt.
Ursprünge und Hintergründe
Russell wuchs in den USA auf, arbeitete später im Bodenservice von Horizon Air und galt im Umfeld als freundlich, humorvoll und unauffällig. Seine Tätigkeit umfasste das Beladen, Schleppen und Rangieren von Flugzeugen; darüber hinaus erwarb er nach Einschätzung der Ermittler Kenntnisse über Flugabläufe und Cockpit-Bedienung, unter anderem durch Beobachtung und Computer-Simulatoren, ohne jedoch eine formale Pilotenausbildung absolviert zu haben.
Die Untersuchung durch FBI und lokale Behörden ergab keine Hinweise auf Komplizen, eine terroristische Motivation oder eine Verbindung zu organisierter Kriminalität. Stattdessen beschrieben Ermittler und Bekannte eine Reihe persönlicher Belastungen und Stressfaktoren, ohne jedoch einen klaren, einzelnen Auslöser identifizieren zu können; die Behörden betonten, dass es letztlich keine eindeutige Erklärung für seine Entscheidung gebe. Öffentlich diskutiert wurden mögliche psychische Probleme und unterschätzte seelische Belastungen, wobei die Behörden selbst vorsichtig blieben und die Motivlage nur als „suizidal“ einstuften.
Grundsätzlich sollten Sie Ihre eigenen Empfindungen und Wahrnehmungen immer ernst nehmen und sich bei Bedarf Hilfe suchen. Erste Hilfe kann auch die Telefonseelsorge unter der Nummer 0800.1110111 darstellen oder Beratungsstellen vor Ort, die Ihnen beim weiteren Vorgehen helfen. Auch Ihr Hausarzt ist ein guter Ansprechpartner.
Folgen, Sicherheit und mediale Wirkung
Unmittelbare Folge des Vorfalls waren umfangreiche Störungen im Flugverkehr in Seattle: Flüge wurden umgeleitet, verspätet oder gestrichen, während der Luftraum zeitweise gesperrt war. Das Flugzeug – ein etwa 30 Millionen Dollar teurer Regionaljet – wurde vollständig zerstört, zudem verbrannte ein Teil der Vegetation auf Ketron Island, ohne dass Bewohner verletzt wurden.
Sicherheitsbehörden und die Airline-Gruppe reagierten mit einer Überprüfung und Verschärfung der Zugangs- und Kontrollmechanismen, insbesondere für Bodenpersonal mit direktem Zugang zu Flugzeugen. Branchenweit führte der Fall zu Diskussionen darüber, wie zuverlässig interne Sicherheitskonzepte gegen „Insider-Bedrohungen“ sind und wie psychische Gesundheitsrisiken von Mitarbeitern besser erkannt und adressiert werden können.
Medial fand das Ereignis weltweit Beachtung, weil ein scheinbar „normaler“ Mitarbeiter ein Verkehrsflugzeug stahl, ohne eine politische Agenda zu verfolgen, und weil die ungewöhnlich offenen und emotionalen Funkmitschnitte veröffentlicht wurden. In sozialen Medien erhielt Russell rasch den Spitznamen „Sky King“ und wurde in Teilen des Internets zu einer Art tragischer Kultfigur; es entstanden Memes, T‑Shirts und Tribute-Videos, die ihn teils romantisierten. Gleichzeitig muss man darauf hinweisen, dass es sich um einen realen Suizid mit erheblichen Risiken für Unbeteiligte handelte und dass man sensibel mit Themen wie psychischer Gesundheit, Verzweiflung und Nachahmungsgefahr umgehen muss.