Mehrfamilienhaus aus Holz ist fast fertig: Mieter zeigt seine Wohnung

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Viel Holz: In der Wohnung von Hans-Jürgen Wilhelm ist der Rohstoff sehr präsent. © Sabine Hermsdorf-Hiss

In Neufahrn ist ein Vorzeigeexemplar in Sachen Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Regionalität entstanden: ein Mehrfamilienhaus, das nahezu komplett aus Holz ist.

Neufahrn – Wer in Neufahrn an dem großen Grundstück an der Schanzenstraße vorbeigeht, dem zieht schon vom Gartenzaun aus ein angenehmer Holzgeruch in die Nase: Aus dem ehemaligen Viehstall ist wie berichtet ein Mehrfamilienhaus nahezu komplett aus Holz entstanden. Ein Vorzeigeexemplar in Sachen Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Regionalität. Vorigen Sommer war unsere Zeitung bei einem Baustellenrundgang mit dabei. Inzwischen sind alle sechs Wohnungen bezogen – nun öffnete Mieter Hans-Jürgen Wilhelm der Presse die Tür.

Schöne Optik, angenehme Temperaturen

Betritt man die 106 Quadratmeter große Wohnung, fällt sofort die angenehme Raumtemperatur auf. Es ist weder zu kalt, noch zu warm. Holz gleicht Schwankungen in der Luftfeuchtigkeit aus und hält diese sommers wie winters in einem gesunden Bereich. Der Tennistrainer des TC Egling kann dies nur bestätigen: „Hier drinnen habe ich noch nie gefroren.“ Obwohl zu seinem Einzug im März teilweise verhältnismäßig kühle Temperaturen herrschten. „Bisher musste ich nur an einem Tag die Heizung anschalten, das ist einfach klasse“, schwärmt er und lässt den Blick durch sein lichtdurchflutetes Wohn- und Esszimmer schweifen.

Jedes Mal, wenn ich an dem Haus vorbeilaufe, bin ich aufs Neue begeistert.

Ob Böden, Fensterrahmen, Decken, Wände oder Verschalung: Das Gebäude besteht fast ausschließlich aus Holz. Einzige Ausnahmen sind ein Bodenaufbau aus Estrich, Splitt für die Dämmung und beplankte Wände aus Rigips. Geheizt wird mit Hackschnitzeln, die hinter dem Haus lagern. Auch Wilhelms Inneneinrichtung passt sich an: ein großer Holztisch steht mittig im Raum, dahinter an der Wand ein kleiner Bartisch aus demselben Material, darüber hängt ein Holzregal, garniert mit Weinflaschen und Gläsern. „Ein paar Sachen haben meine Partnerin und ich schon neu gekauft, damit hier alles schön reinpasst“, verrät der 61-Jährige mit einem Augenzwinkern.

Über ein Anzeigenportal stieß der Tennistrainer Anfang 2024 auf die ausgeschriebene Vierzimmerwohnung. Das nachhaltige Konzept überzeugte ihn und seine Lebensgefährtin sofort. Er rief Eigentümer Johann Schmid direkt an – wenige Tage später folgte der Besichtigungstermin.

Vor dem Umzug lebte das Paar in einer Doppelhaushälfte in Geretsried. Wegen einer Eigenbedarfskündigung suchten sie sich eine neue Bleibe. „Eigentlich war uns das Haus ohne die Kinder sowieso zu groß“, gesteht Wilhelm. Ursprünglich stammt er aus Nordrhein-Westfalen. Vor sieben Jahren verschlug es ihn nach Oberbayern. Seinen Tausch vom Stadt- zum Landleben bereut Wilhelm nicht. Im Gegenteil. „Als wir mit dem Auto durch den Ort fuhren, haben uns gleich alle gegrüßt. Die Leute in Neufahrn sind total freundlich.“

Viel Holz: In der Wohnung von Hans-Jürgen Wilhelm ist der Rohstoff sehr präsent.
Viel Holz: In der Wohnung von Hans-Jürgen Wilhelm ist der Rohstoff sehr präsent. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Neben Freundlichkeit spürt er auch eine gewisse Neugier der Einheimischen. „Da wir noch keine Vorhänge haben, sehe ich genau, wenn einer vor dem Haus plötzlich langsamer fährt“, erzählt der 61-Jährige. Apropos Neugier: Um die seiner Freunde zu befriedigen, gab es am Wochenende eine Einweihungsparty. „Alle fanden die Wohnung toll. Am liebsten wären sie selbst eingezogen.“

Als wir mit dem Auto durch den Ort fuhren, haben uns gleich alle gegrüßt. Die Leute in Neufahrn sind total freundlich.

Ortswechsel. Vor Wilhelms Haustüre läuft gerade Eigentümer Schmid über den Hof. Zufrieden begutachtet er sein neues Gebäude. „Insgesamt 1050 Festmeter heimisches Holz wurden hier seit Herbst 2022 verbaut“, erzählt der 50-Jährige. Ein gewisser Stolz schwingt in seiner Stimme mit. „Jedes Mal wenn ich an dem Haus vorbeilaufe, bin ich aufs Neue begeistert.“ Eine Regionalität in diesem großen Stil hatte er für das Projekt ursprünglich nicht geplant. Auslöser waren die damals explodierenden Holzpreise. Schmid kam auf die Idee, das benötigte Holz direkt aus den umliegenden Wäldern zu kaufen. „Zum Teil fuhren die Landwirte mit den Traktoren das Holz direkt zum Sägewerk nach Ascholding.“ Bis der Rohstoff letztendlich auf der Baustelle in Neufahrn landete, „das war eine logistische Herausforderung“.

Letzte Arbeiten laufen

Rückblickend vieles anders angepackt hätte der 50-Jährige trotzdem nicht. „Vielleicht hätte ich ein paar Jahre früher begonnen, da war der Zins noch besser“, sagt Schmid augenzwinkernd. An dem Projekt laufen derzeit die letzten Arbeiten. „Außen müssen etwa die Arbeiten am Treppenhaus beendet werden, innen sind die Speicherabteile noch nicht ganz fertig.“ Schmid freut sich schon auf den Tag, wenn alles fertig ist. „Dann kehrt hier hoffentlich mal wieder eine Zeit lang Ruhe ein“, sagt er, grinst und setzt seinen Rundgang fort.

kof

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