Mit seinem Atomkraft-Traum spielt Trump mit der Gesundheit von Millionen Menschen
US-Präsident Donald Trump plant eine massive Ausweitung der Kernenergie in den USA – von aktuell rund 100 auf gigantische 400 Gigawatt bis 2050. Dafür will Trump den Strahlenschutz im eigenen Land radikal umbauen: Mit einem neuen Erlass will er die bisherigen Regeln zum Schutz vor Radioaktivität und Strahlung grundlegend ändern – und das, obwohl diese seit Jahrzehnten weltweit gelten.
Bisher gilt die Annahme: Jede noch so kleine Menge ionisierender Strahlung könnte gesundheitsschädlich sein. Diese sogenannte LNT-Hypothese (Linear No Threshold) besagt, dass es keinen sicheren Schwellenwert gibt unter dem gar keine Risiken zu erwarten sind – und diese Hypothese bildet seit Jahrzehnten die Grundlage für internationale Strahlenschutzgesetze.
Prof. Dr. Clemens Walther ist führender Strahlenexperte, leitet das Institut für Radioökologie in Hannover und prägt als Präsident und Berater zentrale Gremien der Strahlenforschung in Europa. Er ist Teil unseres Experts Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.
Auch in Deutschland gilt dieses Prinzip, etwa im Strahlenschutzgesetz. Wichtig ist allerdings zu betonen, dass dies eben nur eine Hypothese ist und kein nachgewiesenes Naturgesetz. Und genau da setzt Trump an: Die US-Atomaufsicht Nuclear Regulatory Commission (NRC) soll künftig flexibler sein und neue Grenzwerte prüfen, die sich eher an Luftreinhalte-Grenzen orientieren.
Neues Vorgehen wäre das Aus für die ALARA-Regel
Ein Bericht des Idaho National Laboratory schlägt sogar vor, die erlaubte StrahlenDOSIS (die sog. effektive Dosis) für Arbeiter zu verdoppeln – von 50 auf 100 mSv pro Jahr.
Auch die Bevölkerung soll mehr Strahlendosi abbekommen dürfen: statt 1 mSv gleich 5 mSv jährlich. Die bisher gültige ALARA-Regel (As Low As Reasonably Achievable), also Strahlung so gering wie sinnvoll möglich zu halten, soll unterhalb dieser Werte nicht mehr gelten.
In Deutschland liegt der Grenzwert für beruflich Strahlenexponierte bei 20 mSv pro Jahr – deutlich niedriger. Für die Bevölkerung bei 1 mSv pro Jahr. Doch viele Studien zeigen: Bei effektiven Dosen unter 100 mSv sind keine klaren negativen Gesundheitsfolgen nachweisbar. Deshalb wird nun diskutiert, ob die alten Regeln noch sinnvoll sind oder ob neue, risikobasierte Modelle besser wären.
Wegen geringer Strahlung haben die wenigsten Menschen Angst vor negativen gesundheitlichen Folgen
Auch in Deutschland gibt es schon lange Stimmen, die sagen, dass unser Schutz über das Ziel hinausschießt und Grenzwerte wie z.B. 0,01 mSv pro Jahr im Rahmen der Entsorgung radioaktiver Abfälle (für die sogenannte Freigabe) übervorsichtig seien. Schon bei einer Röntgenaufnahme beim Arzt oder bei einem Transatlantikflug kann man ein Vielfaches dieser Dosis bekommen. 2 mSv pro Jahr sind es in Deutschland unausweichlich sowieso durch natürliche Strahlung. Wegen dieser Strahlung haben die wenigsten Menschen Angst vor negativen gesundheitlichen Folgen.
Der US-Kongress investiert jetzt über 50 Millionen Dollar in neue Forschung zu niedrigen Strahlendosen. Ziel ist es, die wissenschaftliche Unsicherheit rund um die LNT-Hypothese zu klären und die Regulierung an den aktuellen Stand der Wissenschaft anzupassen – angeblich ohne die Sicherheit zu gefährden.
Fazit: Die USA stehen vor einem Wendepunkt im Strahlenschutz. Grenzwerte, die jahrzehntelang als notwendig galten, werden nun hinterfragt – mit weitreichenden Folgen für die Atompolitik weltweit.
Befürworter sehen Chancen, Kritiker dagegen warnen: Trump spielt mit dem Feuer – und stellt die Gesundheit von Millionen Menschen aufs Spiel, nur um „Atomkraft“ schneller voranzutreiben. Die Debatte ist eröffnet!