„Eisunfall ist immer lebensgefährlich“: Wasserretter warnen vor Leichtsinn auf gefrorenen Seen

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Spazieren, Schlittschuhlaufen, Eishockey: Der zugefrorene Kirchsee lockte in den vergangenen Tagen viele Menschen an. © kb

Viele Seen und Weiher sind aktuell gefroren. Die glatten Eisflächen ziehen viele Besucher an. Die DLRG und Wasserwacht warnen allerdings vor Leichtsinn beim Betreten.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Es ist Winter im Tölzer Land. Durch die frostigen Temperaturen der vergangenen Tage und Wochen hat sich auf einigen Weihern und Seen im Landkreis eine Eisschicht gebildet. Viele Wintersportler drehen auf dem Kirchsee, Bibisee oder Harmatinger Weiher ihre Runden mit Schlittschuhen. „Wir konnten wahre Menschenmassen auf den Seen beobachten“, sagt Heinz Eger, Vorsitzender der Kreiswasserwacht. Trotz aller Winterfreude: Gefrorene Gewässer zu betreten, kann gefährlich sein.

Bedenkenlos kann man eine Eisfläche eigentlich nie betreten.

„Bedenkenlos kann man eine Eisfläche eigentlich nie betreten“, sagt Benedikt Hofer, Vorsitzender der DLRG Geretsried. „Wir waren an den Seen und Weihern und haben uns ein Bild der Lage gemacht, die DLRG würde aber niemals offiziell sagen, dass man ohne Gefahr auf eine der Flächen gehen kann“, erklärt er.

Eisfläche braucht mindestens Dicke von 15 bis 20 Zentimeter

Generell müsse die Eisfläche mindestens eine Dicke von 15 bis 20 Zentimetern haben, damit man diese betreten könne. „Eine gewisse Vorsicht muss man immer walten lassen, dann das Eis ist aufgrund von Strömungen nicht an jeder Stelle gleich dick“, erklärt Hofer weiter. „Die Stärke und damit die Tragfähigkeit von Eisflächen wird oft überschätzt. Die Eisdicke kann durch verschiedene Faktoren signifikant verringert werden“, betont auch Eger. Besonders tückisch seien geschlossene Eisflächen auf Stauseen. „Durch die sich permanent verändernden Wasserstände können unter der Eisfläche Hohlräume entstehen, die durch Spannung plötzlich zum Aufbruch der Eisfläche führen können“, sagt der Kreiswasserwacht-Chef. Klar muss jedem sein: „Wer ins Eis einbricht, unterkühlt innerhalb weniger Minuten und droht zu ertrinken. Ein Eisunfall ist also immer lebensgefährlich.“

Besonders viel war in den vergangenen Tagen am Kirchsee los. Eine Empfehlung, wann man auf das Eis gehen kann, möchte auch die Wasserwacht Sachsenkam nicht aussprechen. „Wir können die Verantwortung dafür nicht übernehmen. Schließlich können sich die Verhältnisse und die Eisdicke sehr schnell ändern“, sagt der Vorsitzende der Ortsgruppe, Michael Zinsmeister. Das würden auch in Hofers Augen viele unterschätzen: „Es reichen oft ein bis zwei warme Tage, und viel Eis ist geschmolzen, bei Föhn geht das noch schneller.“

Keine Wachdienste im Winter

DLRG und Wasserwacht halten im Winter keine Wachdienste an den Seen ab. „Dazu fehlt uns die Infrastruktur, wir haben weder fließend Wasser noch Toiletten im Winter. Auch personell würde das eng werden“, sagt Zinsmeister. Sollte ein Notfall auf dem Eis passieren, sei die Wasserwacht genauso wie die DLRG aber in Rufbereitschaft. Dann rücken die sogenannten Schnellen Einsatzgruppen aus. „Wichtig ist, dass die Menschen wissen, dass man auch bei einer Wasserrettung als Notruf die 112 wählt“, unterstreicht Hofer. Sowohl die Wasserwacht als auch die DLRG seien auf Eisunfälle vorbereitet, die Fahrzeuge sind entsprechend ausgerüstet. „Am Kirchsee haben wir einen Eisrettungsschlitten stationiert“, berichtet Zinsmeister.

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„Es ist wichtig, einfach seinen gesunden Menschenverstand einzuschalten, niemals alleine aufs Eis gehen, weitestgehend in Ufernähe bleiben, sich von Rissen und Löchern im Eis fernhalten und sich dort aufhalten, wo auch andere Menschen sind“, fasst Zinsmeister die wichtigsten Regeln zusammen. Warnschilder seien stets zu beachten.

Tipps für den Notfall

Für den Notfall: Sollte man beobachten, dass jemand ins Eis eingebrochen ist, sei es wichtig, als Erstes und sofort den Notruf abzusetzen. Der Person zu Hilfe kommen sollte man laut Eger nur dann, wenn man sich selbst nicht zusätzlich in Gefahr bringt. „Sind Rettungsring oder -leine vorhanden, sollten diese von einem sicheren Standort zur Einbruchstelle ausgeworfen werden.“ Um selbst zu helfen, kann man sich flach aufs Eis legen und der eingebrochenen Personen einen Ast oder ein Brett reichen. „Die eigene Sicherheit ist aber immer oberstes Gebot.“ Nach einer Rettung sei es immens wichtig, die unterkühlte Person schnellstmöglich ins Warme zu bringen, ihr die nasse Kleidung auszuziehen und sie in warme Decken einwickeln.

Wer selbst ins Eis eingebrochen ist, sollte möglichst die Arme ausbreiten, um ein Untertauchen unter die Eisfläche zu verhindern. „Dann sollte man das Eis in Richtung Ufer so lange abbrechen, bis es tragfähig ist und sich dann auf die Eisfläche ziehen.“

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