Seit 50 Jahren aktiver Umweltschützer: Fast jeder nutzt Tunap-Produkte und kaum jemand merkt‘s

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Die Firma Tunap hat ihren Hauptsitz an der Bürgermeister-Seidl-Straße in Wolfratshausen © Hans Lippert

Die Firma Tunap feiert ihren runden Geburtstag. Das Chemie-Unternehmen hat alleine in Wolfratshausen 180 Mitarbeiter. Und einen vollen Trophäenschrank.

Wolfratshausen - Seit fast einem Jahr ist die Firma unfallfrei. Das verrät eine Anzeige im Eingangsbereich. Was die meisten Menschen nur aus Sitcoms und Comedy-Serien kennen, hat Tunap augenzwinkernd in den Alltag integriert. „So eine Anzeige gibt‘s wirklich – und wir pflegen sie“, sagt Martin Rappenglück. Er ist Sprecher des Wolfratshauser Traditionsunternehmens. Heuer feiert es sein 50-jähriges Bestehen. Unsere Zeitung hat das Aerosol-, Schmierstoff- und Reinigungsunternehmen besucht.

250 Millionen Euro Umsatz macht Tunap pro Jahr

Marken, die man regelmäßig im Supermarkt oder in der Werbung sieht, prägen sich ein. Ein großer Schoko-Aufstrich-Hersteller warb einst mit dem Slogan „Nur wo Nutella draufsteht, ist Nutella drin.“ Bei der Firma Tunap müsste man den Spruch massiv abändern: „Fast nirgends steht Tunap drauf, ist aber ziemlich oft drin“, wäre eine zutreffende Abwandlung. Das Unternehmen stellt Stoffe her, die unter anderem Namen verkauft werden – und zwar mit großem Erfolg. Fast 250 Millionen Euro Umsatz erzielt man jährlich. „Neue Mitarbeiter brauchen eine gewisse Zeit, bis sie verstehen, wo überall Tunap drinsteckt“, sagt Rappenglück.

Tunap Produkte
Die Produktpalette ist größer, als der Verbraucher denkt: Viele Tunap-Lösungen werden unter anderen Labels verkauft. © Hans Lippert

Arbeitsgeber für Hunderte – alleine 180 in Wolfratshausen

Über 700 Menschen arbeiten für Tunap. In Wolfratshausen, der Zentrale, sind etwa 180 Menschen beschäftigt. Zwei große Bauwerke an der Bürgermeister-Seidl-Straße bilden die Herzkammer. Im älteren Bau befinden sich die Forschungs- und Entwicklungsabteilung des Schmierstoff-Herstellers. Im Forschungslabor setzt Dr. Volker Knöthig eine Schutzbrille auf – sie ist Vorschrift. Denn auch wenn die Spraydosen ziemlich harmlos aussehen, ist bei den Versuchen mit Imprägniersprays oder Reinigungsmitteln für große Wartungs- und Montagemaschinen eine gewisse Vorsicht geboten. Diese Reiniger sollen Verkrustungen, Öl, Fett oder Harz lösen. Ähnliche Produkte stellt Tunap für den Haushaltsgebrauch her. In vielen Supermärkten stehen Tunap-Produkte im Regal, die unter einem anderen Label verkauft werden. Die Produktpalette ist riesig.

Relativ neu ist die Sportsparte des Schmierstoffherstellers. Tunap stellt etwa Kettenpflegegels her, die zum Beispiel die deutsche Bahnrad-Nationalmannschaft nutzt. Getestet wird das in Wolfratshausen. An einer Maschine, die an ein Radlager erinnert und eine Kette in Dauerschleife dreht, prüft Knöthig die Wirksamkeit der Schmiere. „Unser Ziel ist, so wenig Kraftverlust wie möglich damit zu erreichen.“ Offensichtlich mit so großem Erfolg, dass die Zahl der Athleten, die auf die Schmiere made in Wolfratshausen schwört, beständig zunimmt. „Für uns ist das eine Herzensangelegenheit“, sagt Rappenglück.

Am Klimaanlagen-Modell zeigt ein Mitarbeiter, wie das Reinigungsmittel funktioniert.
Am Klimaanlagen-Modell zeigt ein Mitarbeiter, wie das Reinigungsmittel funktioniert. © Hans Lippert

Alles begann einst mit der Autopflege

Einen großen Anteil an der Produktion bei Tunap hat der Bereich Automobil – oder „Automotiv“, wie die Firma diese Sparte nennt. Die Bandbreite: wie immer riesig. Ein Mitarbeiter demonstriert, was etwa mit dem Klimaanlagenreiniger möglich ist. Mit einem Schlauch hantiert er in einem Modell herum. In der Flasche befindet sich ein Hygienereiniger, den das Unternehmen produziert. „Er entfernt Schimmel, Keime, Pilze und Bakterien“, erklärt Martin Rappenglück. Und zwar so zuverlässig, dass das Reinigungsmittel auf dem Weltmarkt sehr begehrt ist. Auch in China wird das Produkt verkauft. Dort sind die Klimaanlagen aufgrund der enormen Luftfeuchtigkeit viel höheren Anforderungen ausgesetzt und haben im Alltag eine größere Bedeutung.

Tunap erhielt mehrere regionale Wirtschaftspreise

Chemische Produkte für die Autopflege waren der Ursprung von Tunap im Jahr 1974. Seither ist nicht nur die Firma selbst gewachsen. Das Themengebiet Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung spielt in der Gesellschaft eine immer größere Rolle. „Von Beginn an legen wir höchsten Wert darauf“, erklärt Oliver Graetsch, Vize-Geschäftsführer in einer Pressemitteilung. Die Produkte selbst leisten dazu schließlich einen Beitrag. Drei Fachgebiete hat das Unternehmen: „Pflegen, reinigen und schützen“, fasst Unternehmenssprecher Rappenglück das Portfolio zusammen. Alleine das sei ein Beitrag zum aktiven Umweltschutz. „Die Geräte haben eine viel längere Lebensdauer durch unsere Produkte. Man muss sie nicht so schnell austauschen und spart dadurch ganz effektiv viele wertvolle und seltene Rohstoffe.“

Im Landkreis nimmt das Unternehmen zudem am Ökoprofit-Projekt teil. In der Wolfratshauser Kantine – „es ist eher ein Betriebsrestaurant, finden wir“, sagt Martin Rappenglück – gibt es ein Recup-Wiederverwendungssystem. Inzwischen produziert die Firma an drei Standorten. Außer Wolfratshausen steht ein Werk im sächsischen Lichtenau und eines in der Schweiz. Tunap unterhält insgesamt 13 Auslandsgesellschaften.

Vor Ort ist der Betrieb als großer und zuverlässiger Arbeitgeber präsent. Er ist vielfach ausgezeichnet worden, etwa mit dem Wirtschaftspreis des Landkreises im Jahr 2023 oder als erster Träger des Wirtschaftspreises in Wolfratshausen – verliehen im Jahr 2011.

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