Volksfest Dachau immer tiefer in den roten Zahlen

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Ein Defizitgeschäft: Der Seniorennachmittag schlug dieses Jahr mit 60 000 Euro zu Buche – 18 000 Euro mehr als vergangenes Jahr. © sim

Das Dachauer Volksfest hat in diesem Jahr ein dickes Minus geschrieben. Um fast 200 000 Euro übersteigen die Ausgaben die Einnahmen. Für die Stadt ist das Defizit ein Problem. Zumal es keine Lösung gibt, wie sich die Situation verbessern ließe.

459 800 Euro hat die Stadt Dachau mit ihrem Volksfest in diesem Jahr verdient. Leider überstiegen die Ausgaben die Einnahmen deutlich. Am Ende steht ein dickes Minus von 195 700 Euro im Haushalt. Und nächstes Jahr soll es sogar noch schlimmer werden, da kalkuliert Kulturamtsleiter Tobias Schneider bereits mit einem Defizit von 266 600 Euro. Was tun gegen das Defizit?

Seniorennachmittag kostet Stadt jedes Jahr 7000 Euro mehr

Die Stadträte im Kulturausschuss waren ebenso ratlos wie Amtsleiter Schneider und Oberbürgermeister Florian Hartmann. „Wir tun alles, um die Kosten zu reduzieren, aber wir haben keine Chance“, so das resignierte Fazit Schneiders. Auf die entscheidenden Kostentreiber hätte die Stadt nämlich schlicht keinen Einfluss: So seien die Ausgaben für die Brandsicherheitswache – auch dank der vom Stadtrat beschlossenen Gebührenordnung für die Feuerwehr – von 15 000 Euro auf 45 000 Euro gestiegen. Der gestiegene Mindestlohn führte zu deutlich höheren Kosten für den Sicherheitsdienst. Und die allgemeine Teuerung bei den Preisen für Bier und Essen hatte zur Folge, dass der Seniorennachmittag, der die Stadt im Jahr 2022 noch 42 000 Euro gekostet hat, in diesem Jahr bereits mit 60 000 Euro zu Buche schlug – Tendenz steigend. „Der Seniorennachmittag kostet uns jedes Jahr 7000 Euro mehr“, so Schneider.

Wir tun alles, um die Kosten zu reduzieren, aber wir haben keine Chance.

Richard Seidl (Grüne) leuchtete ein, dass man diese Ausgaben nicht kürzen könne. Er fragte daher nach, ob sich an den Einnahmen etwas verbessern ließe? Etwa durch eine Erhöhung der Standgebühren? OB und Kulturamtsleiter warnten: „Da müssen wir vorsichtig sein, wir dürfen den Bogen nicht überspannen!“ Schneider zufolge gebe es Volksfeste, die von den Schaustellern gar keine Platzmieten verlangten. Auch bei den Wirten hatte man Änderungen vorgenommen. „Die wollen auch noch was verdienen!“

Kosten steigen, Bierkonsum sinkt

Gerade die Wirte würden zudem unter dem schwindenden Bierabsatz leiden, wie OB Hartmann weiter erklärte. Schon allein deswegen sei er froh, „dass wir das Augustiner-Bier haben, sonst hätten wir wahrscheinlich noch weniger Bier-Absatz“. Anders als das frühere Festbier hat das Augustiner-Bier einen geringeren Alkoholgehalt, was es in heißen August-Tagen leichter zu konsumieren macht. Außerdem sei auch das alkoholfreie Augustiner, so glaubt Hartmann, zu einer echten Besonderheit in Dachau geworden.

Sabine Geißler (Bündnis für Dachau) schüttelte den Kopf. „Irre“ sei es, wie sich das Defizit entwickelt habe. „Vor paar Jahren wollten wir das Defizit noch auf 0 zurückfahren!“ Denn tatsächlich hatten die Stadträte im Jahr 2019 eine ähnliche Diskussion geführt, das Defizit hatte damals 144 000 Euro betragen. Die Reaktion damals war, am „Bierpfennig“ zu drehen. Mit anderen Worten: Die Stadt gab ihren niedrigen Bierpreis auf und erhoffte sich so Mehreinnahmen in fünfstelliger Höhe. Und auch wenn das Bier im Jahr 2022 plötzlich 8,60 Euro kostete – und damit 2,50 Euro mehr als auf dem letzten Vor-Corona-Volksfest 2019 – waren die Verantwortlichen optimistisch. Schließlich, so die einhellige Meinung, „ist das Dachauer Bier immer noch wesentlich günstiger als anderswo“!

Wenn die Tendenz weiter zu alkoholfreien oder leichterem Bier geht, werden wir überlegen müssen.

Dem Festwirt bei künftigen Ausschreibungen aber eine noch höheren Mindestbetrag an Hektoliter-Ausschank abzufordern, ist angesichts des schwindenden Bier-Dursts der Besucher wohl ausgeschlossen. Der OB deutete sogar eher das Gegenteil an. „Wenn die Tendenz weiter zu alkoholfreien oder leichterem Bier geht, werden wir überlegen müssen.“

Welche weitere Stellschraube also bleibt? Im Prinzip nur der Seniorennachmittag, wie Volksfest-Chef Schneider achselzuckend erklärte. Dieses aber sei nun mal „ein Geschenk der Stadt an die Senioren“. Sofern die Altersgrenze – geladen sind Dachauer ab 65 Jahren – für den Seniorennachmittag gleich bleibe, werde sich also kein Sparpotenzial ergeben. Selbiges gelte für die Sicherheit des Fests: „Nach Solingen“, so Schneider, „dürften die Auflagen sogar noch weiter steigen“. Sein Fazit: „Es is, wie es is...“

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