„Flügelärmel sind total angesagt“: Trends und Tipps für die richtige Tracht - nicht nur zur Wiesn

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Susi Schwarz bindet Merkur-Reporterin Antonia Krinninger das Schleiferl an der Schürze. Links heißt ledig. Die Flügerlärmel am Dirndl sind der letzte Schrei. © aki

Die Wiesn steht vor der Tür. Was ist heuer besonders angesagt? Was nicht mehr? Das Team von Trachtn Bäda aus Ottobrunn verrät die Trends und gibt Tipps.

Straubing ist für die Tracht, was Paris für die Haute Couture ist, da ist Andrea Seeböck sich sicher: „Auf dem Gäubodenfest sieht man, was nächste Saison kommt.“ Auch heuer war sie wieder dabei. „Zum Arbeiten, nicht zum Feiern“, betont sie. Zusammen mit ihrem Mann Peter betreibt Andrea Seeböck seit 2008 das Trachtengeschäft „Tracht’n Bäda“ in der Ottostraße. Wenn die Ottobrunnerin dort nicht Dirndl zurecht zupft oder die Unterhachinger Fußballmannschaft einkleidet, ist sie unterwegs auf den großen Trachtenmessen und Volksfesten – auf der Jagd nach den neusten Trends; vor allem jetzt vor der Wiesn ist das wichtig.

Ton in Ton und gedeckte Farben

32 Dirndl hat Andrea Seeböck daheim im Kleiderschrank; alle in Blautönen.
32 Dirndl hat Andrea Seeböck daheim im Kleiderschrank; alle in Blautönen. © aki

Das angesagteste Dirndl im Laden? Da muss Andrea Seeböck nicht lange überlegen. Zielstrebig geht sie auf ein hellgraues Dirndl mit beigen Akzenten zu. Die kurzen Ärmel sind in kleine Falten gelegt, die vom Dirndl abstehen. „Die Flügerlärmel sind dieses Jahr total angesagt“, sagt sie. Die transparente gepunktete Bluse hat die gleichen Ärmel und ist wie die Schürze aus der gleichen Farbpalette. „Man trägt Ton in Ton und gedeckte Farben“, sagt Seeböck. Die Stoffe variieren da schon mehr. „Hauptsache hochwertig“, erklärt sie. „Samt geht noch. Der kommt auch nochmal nächstes Jahr.“ Den feinen Baby-Cord sehe man auch oft. „Schnürungen gehen auf gar keinen Fall!“, wehrt sie ab. „Mini ist auch komplett out.“ Generell würden Dirndl zwar wieder etwas kürzer werden, allerdings nur bis zur Mitte der Wade. Welche Länge passt, sei aber von Frau zu Frau unterschiedlich.

Mut zur Farbe bei den Männern

Sie selbst trägt an dem Tag ein Dirndl in Petrol mit einer Spitzenbluse, die knapp über den Ellbogen endet. Im Trend liege sie damit nicht, sagt sie lachend, „aber mir gefällt‘s“. Der aktuellen Mode blind nachzulaufen, sei ohnehin nicht ratsam: „Ich hab‘ in Straubing tolle Strohhüte für Frauen gesehen. Aber mir steht sowas nicht. Ich schau da aus wie ein Depp.“ Jede Frau sieht anders aus, aber Seeböck ist sich sicher: „Es gibt für jede das passende Dirndl!“ Welches das ist, erkennt sie oft auf den ersten Blick: „Das ist jahrelange Erfahrung.“ Manchmal sei ein bisschen Überzeugungsarbeit nötig. Sie erzählt von einer Frau, die unbedingt ein rotes Dirndl wollte: „Gekauft hat sie dann ein grünes. Das stand ihr einfach viel besser.“

Diese silbernen Anstecker heißen Pins oder Knopfbroschen. Viel schöner als Glupperl, also Klammern, findet Andrea Seeböck.
Diese silbernen Anstecker heißen Pins oder Knopfbroschen. Viel schöner als Glupperl, also Klammern, findet Andrea Seeböck. © aki

Auch die Männer dürften diese Saison Mut zur Farbe zeigen: Florale Muster auf den Trachtenwesten, Farbakzente am Hemdkragen, dazu passende Nähte in der Lederhose – ein fachkundiges Auge schadet da nicht: „Früher haben wir die Leute angezogen, jetzt stylen wir sie“, sagt Andrea Seeböck. „Wenn sich die Jungs das gefallen lassen“, fügt sie grinsend hinzu. Und das sollten sie wohl besser tun, denn wenn Farben ins Spiel kommen, ist Vorsicht geboten: „Die Strümpfe müssen dazu passen, sonst sieht man aus wie ein Kasperl.“

Andrea Seeböck hält zwei silberne Anstecker hoch: „Diese Pins zum Anstecken find ich toll. Glupperl find ich furchtbar.“ Auch zu karierten Hemden hat sie eine klare Meinung: „Wenn du auf der Wiesn jemanden mit kariertem Hemd, Hosenträgern, Halstuch und Hut siehst, dann weißt du – das ist ein Ami.“ Das sei aber noch kein Grund, alle Karo-Hemden in den Altkleidercontainer zu werfen: „Die kommen wieder“, so ihre Vorhersage. Gerade junge Männer würden ihre karierten Hemden und alten Lederhosen auch hervorkramen, um sich die „gute“ Tracht auf der Wiesn nicht zu ruinieren.

Bis zu 2000 Euro für eine gute Lederhose

Verständlich, denn eine hochwertige Lederhose ist durchaus eine Investition. Seeböck legt ein helles Exemplar mit feinen Nähten an den Außenseiten auf den Verkaufstresen, ihre Lieblingslederhose. Die helle Farbe entsteht, wenn das Leder sämisch gegerbt wird, ohne chemische Zusatzstoffe. Das hat dann aber auch seinen Preis. Mit 1500 bis 2000 Euro muss man rechnen. In ihrem Laden finde man aber auch Lederhosen für 150 Euro, „aber nicht viele“, sagt sie. Dazwischen sei reichlich Spielraum.

Eine große Auswahl an Lederhosen präsentiert Andrea Seeböck von Trachtn Bäda.
Eine große Auswahl an Lederhosen präsentiert Andrea Seeböck von Trachtn Bäda. Sie selbst hat 32 Dirndl im Schrank, alle in Blautönen. © aki

Gefertigt werden viele ihrer Lederhosen in Bayern, das Leder kommt aus der ganzen Welt. Ob der Mythos der sterilen Lederhose stimmt, wisse sie zwar nicht, vom Waschen rät sie aber dennoch ab: „Auf gar keinen Fall! Wenn man das Leder wäscht, dann bricht es.“ Wer also auf der klebrigen Bierbank tanzen will, sollte sich vielleicht vorher überlegen, ob es die billige Lederne mit dem alten Karo-Hemd nicht auch tut. Kann halt passieren, dass man die Mass dann auf Englisch bestellen muss.

Antonia Krinninger

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