„Thema hat viele Menschen bewegt“: Gemeinsame Demo für das bunte Wolfratshausen

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Zwei Männer mit Überzeugung: Rathauschef Klaus Heilinglechner (li.) und der Wolfratshauser Christoph Kellner veranstalten am Samstag eine Demo für ein buntes Wolfratshausen. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Sie mögen keine Demos. Wütend sind sie auch nicht. Eigentlich. Der Januar hat viel verändert. Nun richten Klaus Heilinglechner und Christoph Kellner eine Demo aus.

Wolfratshausen - Christoph Kellner ist ein ziemlich ruhiger Mensch. Er redet bedächtig, meist mit einem latenten Lächeln. Dass er wütend wird? Wenn er so sitzt und spricht, ist das schwer vorstellbar. Das letzte Mal war Christoph Kellner im Januar richtig wütend. So wütend, dass er etwas tun musste. „Ich wollte aktiv werden“, sagt der 45-Jährige. Damals hatte ein Unbekannter Hakenkreuze, Beleidigungen und Drohungen an ein Café und ein Ladengeschäft eines schwulen Pärchens geschmiert. Zweimal. Die Bestürzung war riesig. „Mir hat das Angst gemacht. Da wurden gezielt Menschen herausgepickt und angegriffen.“ Christoph Kellner rief Bekannte an, von denen er glaubte, dass sie so wütend sind, wie er. Am Ende sprach er mit Klaus Heilinglechner.

Der hatte mit vielen Wolfratshausern über die Vorfälle geredet. „Das Thema hat unwahrscheinlich viele Menschen bewegt.“ Der Rathauschef ist kein Politiker, den man oft in Protestmärschen sieht. Heilinglechner schreit keine markigen Überzeugungen vor jubelndem Publikum. „Ich bin überhaupt nicht der Typ für Demonstrationen. Da fühle ich mich eigentlich auch nicht sehr wohl.“ Der Januar mit den Hakenkreuz-Schmierereien hat etwas verändert. Der kundgebungsscheue Bürgermeister und der eigentlich nicht sehr wütende Christoph Kellner meldeten vor lauter Wut gemeinsam eine Kundgebung an.

Keine Partei-Politik auf der Bühne: Redner kommen aus Vereinen

Mitten im Herzen der Marktstraße, auf dem Marienplatz. Bis zu 500 Menschen könnten kommen – so viele sind zumindest als Maximum angemeldet. Heilinglechner möchte am Samstag zeigen, „dass diese Stadt und ihre Bürger solche Ausgrenzung nicht duldet, dass Wolfratshausen bunt ist“ – und es auch bleiben möchte.

Organisatoren wollen Gesellschaft ohne Diskriminierung

So hat das Organisatoren-Duo die Kundgebung auch genannt: „Wolfratshausen hoid zam.“ Ab 14 Uhr sind Redebeiträge und Musik geplant. Getragen wird die Veranstaltung von einem breiten Bündnis. Die Organisatoren selbst werden sprechen, Ines Lobenstein vom Asylhelferkreis, die zwei Stadtpfarrer, Jonathan Coenen vom Badehaus-Verein und Walter Halamek vom TSV Wolfratshausen. Drei Musiker treten auf. Heilinglechner: „Wir wollten die Veranstaltung nicht überladen.“ Zu politisch soll es auch nicht werden. Deshalb stehen keine Partei-Vertreter auf der Bühne. „Wir wollen zeigen, dass die Gesellschaft, die normalen Bürger, die Ziele unserer Demo unterstützen.“

„Wolfratshausen hoid zam“: Demo am Samstag

Diese Ziele sind Kellner, dem 45-jährigen Sozialarbeiter, eine Herzensangelegenheit. Protest gegen etwas soll es nicht sein am Samstag: „Wir sind für die Freiheit, wir sind für die Demokratie.“ Dagegen sind die anderen, die Hetzer und Ausgrenzer. Kellner sieht noch einen Unterschied zu den Nacht-und-Nebel-Demagogen: „Wir zeigen unser Gesicht, wir stehen mit unserem Namen dafür.“ Am helllichten Tag, Samstagmittag, in der Stadtmitte. „Ich wünsche mir, dass viele Menschen den Mut haben, für unsere vielfältige Gesellschaft einzustehen“, sagt Heilinglechner.

„Wird eine fröhliche Veranstaltung“: Demo am Samstag soll zusammenführen - nicht spalten

Er ist optimistisch. Dafür hat er mehrere Gründe: „Was in den vergangenen Tagen schon an Solidarität und Unterstützung passiert ist, das ist schon ein riesiger Erfolg“, findet der Bürgermeister. Die spontanen Mahnwachen vor dem Café am Obermarkt, die Regenbogen-Fahnen, die entlang der Markstraße in Schaufenstern kleben und am Rathaus im Wind wehen und die große „Zamhoitn“-Demo in Geretsried am vergangenen Wochenende meint er genauso wie die vielen Hilfsangebote, die er selbst im Vorfeld der Kundgebung am kommenden Samstag bekommen hat.

Das ist das, was mich inzwischen wieder so zuversichtlich macht“, sagt Kellner. „Ich glaube, es wird eine fröhliche Veranstaltung am Samstag.“ Nach der ersten Wut sieht er, wie groß die Unterstützung für das bunte Wolfratshausen sein kann.

Info

Die Demo „Wolfratshausen hoid zam“ findet am Samstag, 15. Februar, statt. Beginn ist um 14 Uhr auf dem Marienplatz. Die Marktstraße ist während der Veranstaltung für den Autoverkehr gesperrt.

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