Dem Stadtteil rund um Lettenholz, General-Patton-Straße und Flinthöhe in Bad Tölz stehen große Veränderungen bevor. Bei einem Infoabend war der Saal voll.
Bad Tölz – Der Andrang war enorm: Als die Stadt Bad Tölz am Montagabend zu einer Infoveranstaltung zur Zukunft des Stadtteils Lettenholz/General-Patton-Straße/Flinthöhe geladen hatte, mussten noch und noch Stühle in den Saal getragen werden, damit alle Interessierten im großen Sitzungssaal des Landratsamts Platz nehmen konnten.
Bürgerbeteiligung auf der Flinthöhe in Bad Tölz
Kein Wunder: Keinem anderen Teil der Stadt stehen so tief greifende Veränderungen bevor. Über 200 Bürger wollten Genaueres darüber wissen, was beim Bau der Nordspange und des neuen Pflegeheims Josefistift auf sie zukommt.
Die Veranstaltung bildete den Auftakt zu einem Prozess der Bürgerbeteiligung, wie Bürgermeister Ingo Mehner erläuterte. In Zukunft wird nicht mehr eine Bundesstraße mit drei Ampeln und Dauerstau das Viertel durchschneiden, sondern die B472 wird nach Fertigstellung der Nordumfahrung zur Gemeindestraße herabgestuft. Das eröffnet ganz neue Chancen, diese Gegend von Bad Tölz umzugestalten.
Dabei möchte die Stadt die Bürger mitreden lassen. Geplant ist ein Bürgergremium, bestehend aus 15 Personen, das sich drei- bis viermal im Jahr zu Sitzungen trifft und für das man sich bis 8. März bewerben kann (Infos im Internet auf stadt.bad-toelz.de/ichmachmit). Die aktive Phase der Bürgerbeteiligung solle beginnen, „wenn die Bagger für die Nordspange anrücken“, sagte Mehner. Im Vorfeld sollten am Montag alle Interessierten „auf den gleichen Wissensstand“ gebracht werden.
Baubeginn für Nordumfahrung im Frühjahr 2025
Dafür sorgten zwei Vorträge. Für das Staatliche Bauamt Weilheim stellte Martin Herda, Abteilungsleiter Straßenbau Süd, den Sachstand zur Nordumfahrung vor. Er bestätigte, dass der „richtige Baubeginn“ im Frühjahr 2025 vorgesehen sei. „Wir rechnen mit einer Bauzeit von drei bis vier Jahren“, sagte er.
Als vorbereitende Maßnahmen stehe diesen Sommer die Verlegung einer Gashochdruckleitung aus dem Trassenfeld an. „Außerdem wird eventuell eine archäologische Voruntersuchung westlich von Greiling nötig sein.“ Im Bereich Maxlweiher müssen ihm zufolge weitere Bäume gefällt werden. Ansonsten ist der Bereich der künftigen Straßentrasse bekanntlich bereits gerodet.
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Wie die 2,745 Kilometer lange Umfahrung aussehen wird, veranschaulichte Herda mit einer Video-Visualisierung. Die ist zwar schon seit einigen Jahren im Internet abrufbar, sorgte im Saal aber doch für ein Raunen. „Unglaublich!“, murmelte ein Zuschauer beim Blick auf die künftigen Kreisverkehre an der B13 und am Maxlweiher, unter denen die Bundesstraße hindurchführen wird. Dazwischen wird die Nordspange vierspurig sein – „autobahnähnlich“, sagte Herda.
Kosten für Nordspange könnten über 50 Millionen Euro klettern
Die Kosten für die Straße wurden zuletzt 2021 berechnet: 47,8 Millionen Euro. Es sei aber davon auszugehen, dass die Kosten seither deutlich gestiegen seien.
In der Bauzeit „gibt es an drei Stellen Probleme, den Verkehr abzuwickeln“, sagte Herda. Dort werden ihm zufolge jeweils Ausweichstraßen angelegt, auf denen der Verkehr zweispurig an der Baustelle vorbeifließen kann, und zwar jeweils in einem Bogen um den künftigen Kreisel an der B13 sowie um ein künftiges Brückenbauwerk bei Greiling. Vom jetzigen Kreisverkehr beim Edeka werden die Autos auf einer Behelfsstraße nördlich der Sachsenkamer Straße Richtung Flinthöhe fahren. Für Fußgänger werde eine provisorische Brücke errichtet. Bei der Planung habe man besonderes Augenmerk auf die Leistungsführigkeit dieser Baustellenumfahrungen gelegt, so Herda.
Neues Pflegeheim Josefistift: Investor ist stolz
Läuft alles nach Plan, ist schon heuer im Herbst Baubeginn für ein weiteres lange geplantes Vorhaben: das neue Pflegeheim Josefistift an der General-Patton-Straße. Den Bauantrag hatte der Investor, die Firmengruppe Schleich & Haberl, wie berichtet im Dezember gestellt. „Die Bauphase selbst wird etwa 24 Monate dauern“, sagte Geschäftsführer Helmut Schleich
Das Pflegeheim mit seinen 128 Einzelzimmern werde zwei je vierstöckige Gebäude mit den Pflege- und Wohnbereichen umfassen. Dazu komme ein erdgeschossiger Anbau mit Foyer und Speisesaal.
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„Extrem stolz“ zeigte sich Schleich, dass man in Bad Tölz eine Gebäudeform umsetze, bei der die Zimmer in einem „Rundlauf“ um einen begrünten Innenhof angeordnet sind. „Das bedeutet sehr kurze Wege für Personal und Besucher, was im Betrieb Gold wert ist.“ Zudem gebe es den Bewohnern, die teils aufgrund ihrer Demenz einen starken Bewegungsdrang haben, die Möglichkeit, den Gang auf ihrer Station beständig im Kreis zu laufen, ohne sich zu verirren.
Neuer Viertelname gesucht: „Tölzer Höhe“?
Nach den Vorträgen hatten die Besucher die Möglichkeit, sich auf vier Infostände im Saal zu verteilen, wo die jeweiligen Ansprechpartner für Fragen zur Verfügung standen. Der größte Andrang herrschte zum Thema Nordspange. An einem Stand konnten die Besucher Vorschläge machen, wie sich das künftige Bürgergremium nennen könnte – immerhin gibt es noch keinen einheitlichen Namen für das Quartier, das Lettenholz, General-Patton-Straße und Flinthöhe gemeinsam bilden. Hier, so berichtete Rathaus-Sprecherin Birte Stahl, gingen kreative Vorschläge wie „Tölzer Höhe“, „Die Flintler“, „Nord-Ost-Quartier“ oder „Team, Ober-Tölz“ ein.
Die Reaktionen der Bürger
„Über die Notwendigkeit der Nordumfahrung brauche ich den meisten, die hier sind, nichts zu sagen“: Mit diesen Worten traf Martin Herda vom Staatlichen Bauamt wohl ins Schwarze. Die versammelten Anwohner des Bereichs Lettenholz/General-Patton-Straße/Flinthöhe nahmen die vorgestellten Pläne für die Umgehungsstraße überwiegend positiv auf. „Wenn es fertig ist, ist es eine gute Sache“, meinte Klaus Behringer im Gespräch mit unserer Zeitung. Nur: „Dass in fünf Jahren alles fertig ist, kann man glauben oder nicht“, ergänzte er. Auch Volker Steffan scherzte: „Jetzt muss die Nordspange nur noch fertig werden, solange wir Auto fahren dürfen.“ Auch seine Frau Dagmar Steffan setzt Hoffnungen auf die künftige Umfahrung: „Die Pläne sehen sehr spannend aus, und es wird den gesamten Bereich bei uns entlasten – und auch die ganze Stadt, denn bei Stau nahmen ja viele Autofahrer Ausweichstrecken durch die Innenstadt.“ Ihre „größte Sorge“ sei allerdings, „dass es in der Bauzeit ein großes Verkehrschaos gibt“.
Diese Frage trieb auch Andreas Falkner um: „Wie kommen wir während der Bauphase in die Stadt, wie kommen die Kinder zur Schule, und wie kommen die Kinder aus der Stadt zur Montessorischule?“ Ob die Regelungen, die das Staatliche Bauamt vorstellte, ausreichen, „das wird sich zeigen“, zeigte sich Falkner skeptisch. Unbeantwortet blieb für ihn auch die Frage, ob die Nordspange den Stau nicht nur zum Moraltverteiler verlagere.
Von den Plänen fürs neue Josefistift angetan zeigte sich Anwohnerin Gisela Wunderlich. „Ich habe selbst mit meinem Mann 13 Jahre ein Altenheim geleitet und finde das Konzept richtig gut“, sagte sie. Nun, im Alter von 78 Jahren, müsse sie sich auch selbst überlegen, wo und wie sie einmal leben will.
Aus den Gesprächen an den einzelnen Infostationen berichtete am Ende Helmut Schleich vom Pflegeheim-Investor Schleich & Haberl, dass er besonders viele Fragen zum Thema Stellplätze bekommen habe. „Den einen waren es zu viele, den anderen zu wenige.“
Raphael Zuber, Abteilungsleiter Großprojekte am Staatlichen Bauamt, sagte, er sei häufig auf die Frage der Geh- und Radwegeverbindungen in die Innenstadt angesprochen worden. Diese seien in der Bauzeit durch Provisorien sichergestellt, versicherte er. Beim Lärmschutz, gerade in Richtung Lettenholz, schöpfe man die gesetzlichen Möglichkeiten aus, etwa durch lärmabsorbierende Wände von bis zu 4,50 Metern Höhe. Auch seien alle Wohngebäude und Firmen während der ganzen Bauzeit immer erreichbar.
Zur künftigen Gestaltung des Viertels hätten sich an seinem Stand viele Fragen um die Situierung des Spielplatzes gedreht, berichtete Bürgermeister Ingo Mehner.