Versuchter Totschlag: Handwerker aus Geretsried vor Gericht

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Vor der Justiz muss sich ein 35-jähriger Geretsrieder derzeit verantworten. Er hatte betrunken einen 41-Jährigen zusammengeschlagen und schwer verletzt. © Frank Rumpenhorst

Ein alkoholisierter Streit endet mit schweren Kopfverletzungen und einer Anklage wegen versuchten Totschlags. Der Angeklagte, ein Pflasterer aus Geretsried, kann sich an die Details der Tat nicht erinnern.

Geretsried – Sein Alkoholismus wird einen Pflasterer aus Geretsried vermutlich teuer zu stehen kommen. In einer Novembernacht vergangenen Jahres verpasste der 35-Jährige einem 41-Jährigen massive Faustschläge und Fußtritte gegen den Kopf. Dabei erlitt der Mann, der ebenfalls stark alkoholisiert war, schwerste Kopfverletzungen, er musste notoperiert werden. Seit Dienstag wird der Fall vor dem Landgericht München II verhandelt. Dem 35-Jährigen wird versuchter Totschlag zur Last gelegt.

Versuchter Totschlag: Geretsrieder Handwerker vor Gericht

Zum Prozessauftakt legte der Pole ein grundsätzliches Geständnis ab. Detailliert konnte oder wollte er sich aber nicht an den Vorfall erinnern. „Ich habe Risse“, behauptete der Pole und meinte wohl Filmrisse. Sein Opfer dagegen hatte sich gleich in der Früh vor der Verhandlung wegen seelischer und körperlicher Probleme krankgemeldet. Ein unbegründetes ärztliches Attest schickte der 41-Jährige per E-Mail hinterher. Vorsitzender Richter Thomas Bott ließ das so nicht gelten.

Kann es sein, dass Sie ein Problem mit der Impulskontrolle haben? Dass Ihnen schon einmal die Gäule durchgehen?

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Es kam zum Kampf: Mann gegen Mann

Die Männer, beide Kickboxer, hatten sich in der Tatnacht in einer Shisha-Bar in Geretsried getroffen. Sie waren Pflasterer-Kollegen gewesen, das Opfer aber „nur Helfer“, wie der Angeklagte vor Gericht erklärte. Warum der Pole im November so ausgerastet war, blieb ziemlich nebulös. Angeblich hatte der 41-Jährige, ein Kroate, in der Bar mit seiner vermeintlich landestypischen Männlichkeit geprotzt und war aus der Bar geflogen.

„Er war aggressiv, er hat eine große Schnauze, wenn er betrunken ist, dann geht er an jeden ran“, erinnerte sich der Angeklagte dann doch an ein Detail. Vor der Tür wollte der Kroate angeblich seinen Ärger mit dem Chef am Angeklagten auslassen und forderte ihn zum Kampf Mann gegen Mann heraus. Der 35-Jährige ließ sich auf diese Kampfansage ein. „Ich wollte meine Ruhe haben“, begründete er diese Entscheidung. Sein erster Faustschlag war ziemlich heftig. Der Kroate ging sofort zu Boden. Eine Überwachungskamera nahm alles auf, auch die folgenden wuchtigen Fußtritte gegen den Kopf, die nicht hätten sein müssen. „Das war scheiße“, hatte der Pole in der ersten Vernehmung bei der Polizei eingeräumt. Am Dienstag meinte er bloß: „Ich weiß nicht mehr, wie es war.“

Angeklagter hat weitere Vergehen auf dem Kerbholz

Der Vorsitzende Richter Thomas Bott nahm ihm diese Worte nicht so recht ab. „Das wird Ihnen nicht weiterhelfen“, kommentierte er die juristische Amnesie. „Kann es sein, dass Sie ein Problem mit der Impulskontrolle haben? Dass Ihnen schon einmal die Gäule durchgehen?“, hinterfragte er den angeklagten Handwerker. Dieser schwieg und lümmelte sich neben seinem Dolmetscher in den Sitz.

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Die Anklagevertretung listete neben dem versuchten Totschlagsdelikt weitere unschöne Taten auf. Demnach war der Mann betrunken und berauscht mit dem Kinder-Quad seines Sohnes über Geretsrieder Straßen gesaust. In der Geretsrieder Polizeiinspektion hatte er seine Zelle geflutet, indem er die Toilette mit einer zerrissenen Wolldecke verstopfte und mehrfach spülte. Zwei Monate vor der Inhaftierung wegen der Gewalttat vor der Shisha-Bar hatte er das Kontaktverbot seiner Frau missachtet und sich gegen die herbeigerufenen Polizeibeamten zur Wehr gesetzt. Der Prozess dauert an.

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