Helferkreis Asyl in Tegernsee startet mit Traumahilfe
Der Helferkreis Asyl in Tegernsee versucht, den Geflüchteten auf unterschiedliche Weise zu helfen. Künftig soll es auch Unterstützung bei der Traumabewältigung geben. Der Stadtrat begrüßt das Projekt.
Tegernsee – Die Arbeit im Helferkreises Asyl in Tegernsee und die Belastung, der die in der Landkreis-Turnhalle untergebrachten Flüchtlinge ausgesetzt sind, gab den Anstoß, auch im Landkreis Miesbach traumapädagogische Intensivgruppen anzubieten. Im Tegernseer Stadtrat stieß Initiatorin und Helferkreis-Leiterin Veronika Bauer auf offene Ohren.
In der Tegernseer Turnhalle leben derzeit 171 Menschen
Seit Ende 2022 leben Flüchtlinge in der landkreiseigenen Turnhalle in Tegernsee – aktuell sind es laut Landratsamt 171 Personen aus Afghanistan, Jemen, dem Kongo, Jordanien, Myanmar, Nigeria, Syrien, Tansania und der Türkei. Auch drei Kinder im Alter zwischen sechs und 16 Jahren haben hier vorübergehend Obdach gefunden. Veronika Bauer, die von Beginn an den Helferkreis leitet und sich auch um die Flüchtlinge im Bastenhaus (aktuell 51) kümmert sowie um ukrainische Kriegsflüchtlinge (36 Personen, die dem Landratsamt bekannt sind), stellte jetzt im Stadtrat ein Konzept zur Traumatherapie vor. Darauf sei sie nicht nur durch ihre Arbeit im Helferkreis gekommen, sondern auch durch diverse Anfragen und Berichte von Ärzten.
Psychische Belastungen bei den Asylbewerbern groß
„Durch lebensbedrohliche Situationen entstehen psychische Belastungen und damit gesundheitliche Probleme“, führte Bauer in das Thema ein. „Auch in der Tegernseer Turnhalle ist das Thema Trauma akut.“ Man habe daher bei Therapeuten bereits angefragt, aber die hätten abgewunken und erklärt, dass selbst für die lokale Bevölkerung zu wenig Therapieplätze vorhanden seien. Dann sei sie von der Caritas auf ein Projekt aufmerksam gemacht worden, das es bayern- und bundesweit bisher nur in Großstädten, aber auch im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen gibt. Es heißt TRIGG und steht für“ TRaumapädagogische IntensivGruppe für Geflüchtete“.
Helferkreis-Vorsitzende: Es geht um Hilfe zur Selbsthilfe

„Ich war begeistert“, berichtete Veronika Bauer den Stadträten von einer entsprechenden Schulung. „Uns wurde klar, dass wir das Angebot auch für Menschen ohne Fluchthintergrund brauchen.“ Es gehe nicht um Therapie, so Bauer, sondern um Hilfe zur Selbsthilfe. Der Plan: Ab April soll sich 14-tägig eine Gruppe, bestehend aus 15 bis 20 Personen, treffen. Therapeuten sollen die Gruppe zusammen mit geschulten Ehrenamtlichen und Sprachmittlern leiten. Acht Ehrenamtliche seien bereits in Ausbildung.
Noch ist das Projekt nicht in trockenen Tüchern
Als Koordinator werde der Helferkreis Tegernsee auftreten, die Trägerschaft habe der Förderverein PIA (Pakt für Integration und Arbeit) übernommen. Das E-Werk Tegernsee sowie die katholische Pfarrei würden Räumlichkeiten zur Verfügung stellen, für die Finanzierung suche man Spender. Man habe aber einen Förderantrag bei „Aktion Mensch“ eingereicht, um die Kosten zu stemmen. Auch wolle man das Projekt wissenschaftlich begleiten. „Noch ist das Projekt nicht in trockenen Tüchern“, sagte Bauer, die auch von der Hallen-Ärztin Susanne Drost unterstützt wird. Und: „Mitwirkende, Teilnehmer und Unterstützung ist für den dauerhaften Erfolg nötig. Ich würde mich riesig freuen, wenn wir das schaffen.“
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„Allerhöchster Respekt“ für die Helferkreis-Vorsitzende
Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) fand das Konzept hervorragend, weil es wirklich allen nütze. Auch Thomas Mandl (SPD) hielt es für wichtig, sich um Migranten zu kümmern „und nicht um Asyltouristen“. Ebenso war ihm die Mischung aus Flüchtlingen und Landkreisbürgern wichtig. Bauer zeigte sich angesichts der Finanzierung zuversichtlich: „Wir kriegen das hin“, sagte sie. Vize-Bürgermeister Michael Bourjau (FWG) fand das Vorhaben nachhaltig. „Das ist kein Strohfeuer. Ihr habt das Thema aufgenommen wie ein Spürhund und bleibt dran.“ Er zollte Veronika Bauer „allerhöchsten Respekt“.
Infos und Kontakt zu den Traumagruppen gibt es im Internet unter www.integration-mb.de, trigg.de, per Mail an traumagruppen@integration-mb.de; lk-miesbach@ trigg.de; helferkreis-tegernsee@tegernsee.de sowie beim Verein PIA.
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