Grünwald leistet sich Ökobau mit Vorbildcharakter
In Grünwald entsteht ein neues, klimafreundliches Gebäude für Wasserwerk- und Rathaus-Mitarbeiter. Das Bauprojekt soll Vorbildcharakter haben.
Grünwald – Was im künftigen Ökogebäude an der Bergheimstraße 4 alles eingebaut wird, soll in Grünwald und darüber hinaus Vorbildcharakter haben. Das ist der Ehrgeiz, der hinter diesem gemeindlichen Bauvorhaben steckt. Nach der Fertigstellung ziehen die Mitarbeiter des Wasserwerkes und Abteilungen des Rathauses ein. Die Außenstelle des Rathauses wird knapp 950 Quadratmeter Nutzungsfläche haben, die Baukosten betragen 6,4 Millionen Euro. Ein hoher Preis, beklagten einige Gemeinderäte in der jüngsten Sitzung. Das Gremium stimmte dennoch für die Entwurfsplanung, der Baubeginn ist im Frühjahr geplant.
Bis zu 180 Quadratmeter große Photovoltaikanlage
Mit der Umsetzung des ökologischen Vorzeigebauwerks ist das Grünwalder Architekturbüro Schwesinger und Frach beauftragt. Die Planer sollten ökologische und wirtschaftliche Gesichtspunkte berücksichtigen und als Maßgabe unter anderem Beton und Stahl einsparen. Aber auch weitere Pfeiler moderner ökologischer Architektur finden sich wieder. Die Photovoltaikanlage auf dem Dach wird mit 160 bis 180 Quadratmetern so groß wie möglich sein und Strom für Server, Kältemaschine, Aufzug und Beleuchtung komplett decken. Überschüsse fließen ins allgemeine Stromnetz. Eine Zisterne wird Regenwasser aufsammeln, das zum Gießen im Garten genutzt werden kann.
Die Nachhaltigkeitsbilanz im Sinne der Ökologie umfasst die Baustoffherstellung, den Transport, den Energieverbrauch im Betrieb, Austauschzyklen bis hin zur Entsorgung und den späteren Abriss nach der Nutzungsdauer. Ein Referenzgebäude gleicher Fläche und herkömmlicher Bauweise dient den Planern dabei als Vergleichsmodell.
Kaltes Wasser statt herkömmliche Klimaanlage
Gerade beim CO2-Potenzial schneidet das Grünwalder Modell demnach sehr gut ab. Das Ziel eines klimafreundlichen Neubaus werde mit einem stattlichen Puffer erreicht und sogar übererfüllt. Hinsichtlich des Primärenergiebedarfs und Treibhausgaspotenzials landen die Architekten bei einem Premiumstandard klimafreundlichen Neubaus. Statt einer konventionellen Klimaanlage zum Beispiel wird das Haus mit kaltem Wasser über die Fußbodenheizung und deren Leitungen gekühlt. Dadurch ließen sich rund 5000 Euro Stromkosten im Jahr sparen, Tendenz steigend. Sonnenschutz, Kälte und Lüftung sollen mittels Künstlicher Intelligenz zusammenspielen, wodurch Energieverluste gering gehalten werden.
Kritik an Kosten
Aus dem Gemeinderat war auch ein wenig Kritik zu hören: Das Dachgeschoss mit seiner starken Neigung hat nach der Meinung von Helmut Kraus (PBG) nur einen geringen Nutzen bei gleichzeitig hohen Kosten. Er schlug vor, den Kniestock zu erhöhen, um einen besseren Ertrag zu erzielen. Ein solches Ansinnen aber würde zu Lasten anderer Räume gehen. Die Planer haben nach eigenen Worten die Bauräume bereits optimal ausgeschöpft.
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Susanne Kruse (Grüne) hakte bei den Kosten nach. Sie geht von 427 Quadratmetern aus, Tiefgarage und Außenanlagen abgezogen, und kommt immer noch auf über fünf Millionen Euro Kosten. Das seien knapp 12 000 Euro pro Quadratmeter. Ganz schön happig, findet die Gemeinderätin. Sie ließ sich aber davon überzeugen, dass sich der moderne Bürobau nicht mit privaten Bauvorhaben vergleichen lässt. Zumal, wenn viel Technik drin steckt, die auf lange Sicht wieder Geld spart.
Achim Zeppenfeld (SPD) warb zum Schluss für die ökologische Bauweise. Er selbst habe vor 20 Jahren mit Erfolg auf Holzständerbauweise und Pufferspeicher gesetzt. „Für mich ist das hier ein Leuchtturmbau. Ich finde, es toll, dass wir das Geld haben, so was zu bauen.“