Causa Soffel noch immer nicht gelöst: Pfarrer erhebt schwere Vorwürfe gegen Landeskirche

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Pfarrer Heinrich Soffel wurde im März 2021 Leiter des Dekanats Bad Tölz, zu dem auch die Bereiche Wolfratshausen und Miesbach gehören. 2023 kam es zu Differenzen. © pröhl/A

In der evangelischen Kirche herrscht weiter Unklarheit über die Zukunft des ehemaligen Tölzer Dekans Heinrich Soffel. Er wirft seinem Arbeitgeber, der Landeskirche, schwere Versäumnisse vor.

Bad Tölz-Wolfratshausen/Miesbach - Wie berichtet, wurden dem Tölzer Dekan Anfang 2023 alle Ämter entzogen, im März 2024 wurde er „in den Wartestand“ versetzt. Die Landeskirche sprach von einer „nachhaltigen Störung“. Kurze Zeit später wurde Soffels Stellvertreter, Pfarrer Florian Gruber aus Wolfratshausen, zum Dekan berufen.

In der Angelegenheit habe sich in den vergangenen Monaten von Seiten der Landeskirche wenig getan, berichten Soffel und sein Anwalt Michael Dreßler in einem Videogespräch mit dem Tölzer Kurier. Weil der Widerspruch gegen die Versetzung in den Wartestand von der Landeskirche zurückgewiesen wurde, hat Soffel am 1. August dagegen Klage beim Verwaltungsgericht der evangelischen Kirche in Bayern eingereicht. Anfang Oktober habe man die Antwort erhalten, dass „eine Bearbeitung wegen Vakanz derzeit nicht stattfinden könne und zeitnah erfolgen werde“, sagt Dreßler. Doch bis jetzt habe man diesbezüglich nichts weiter von der Landeskirche gehört. Auch seien mehrere Angebote, einvernehmliche alternative Lösungsmöglichkeiten zu besprechen, von der Landeskirche bis heute ignoriert worden.

In der Tölzer Johanneskirche sieht man ein bedeutendes Gemälde von Lovis Corinth sowie Werke des modernen Kirchenmalers Hubert Distler.
Die Tölzer Johanneskirche war bis Anfang 2023 die Wirkungsstätte von Dekan Heinrich Soffel. Bis heute befindet er sich offiziell „im Wartestand“. © pröhl

Soffel: „Ich habe mir nichts zu Schulden kommen lassen“

Soffel betonte bei dem Gespräch mit unserer Zeitung erneut, ihm würden bis heute die Gründe vorenthalten, warum er seine Arbeit nicht mehr ausführen dürfe, außerdem fehle der konkrete Beschluss zur Versetzung in den Wartestand. „Ich habe mir nichts zu Schulden kommen lassen“, sagt der 59-Jährige. Es habe weder die für diese Situation vorgeschriebene Mediation gegeben, noch fand ein persönliches Gespräch mit dem damals zuständigen Regionalbischof Christian Kopp statt, um das er gebeten hatte. Die Pfarrerschaftsvertretung in der evangelischen Kirche, eine Interessensgemeinschaft aller Pfarrerinnen und Pfarrer in Bayern, habe im April von der Landeskirche eine genaue Analyse des Falls in Bad Tölz gefordert. „Bis heute ist nichts passiert“, sagt Soffel.

Pfarrer-Vereinigung fordert Untersuchung

Bereits im Frühjahr hatte Soffel von einer Intrige in der Tölzer Kirchengemeinde gesprochen. Die Beteiligten, sagt Soffel, würden mit Verweis auf Datenschutz nicht öffentlich sprechen. Würde man hingegen offen kommunizieren, „wird herauskommen, dass hier Lügen über mich in Umlauf sind“, sagt der Pfarrer. Und weiter: „Die ganze Situation setzt mir sehr zu. Es ist unerträglich.“

Soffel lebt noch immer in der Dienstwohnung am Tölzer Schützenweg. Die Landeskirche hatte ihm, wie berichtet, am 29. April mitgeteilt, dass er die Wohnung zum 1. Mai verlassen müsste. Das habe er als „unwürdig“ empfunden, sagt Soffel. Weil er nun aufgefordert sei, die Wohnung zu verlassen, habe sich die Familie eine neue Bleibe nahe Landshut gesucht, wo eines der erwachsenen Kinder lebt. Der Umzug findet in diesen Tagen statt. „Das ist aber nicht so zu verstehen, dass ich in Tölz klein beigebe“, sagt Soffel. „Es ist nach wie vor mein Ziel, in Tölz weiterzuarbeiten.“ Dafür erhalte er auch Unterstützung von Gläubigen. „Es schmerzt mich, dass ich nun ,einfach so‘ aus Tölz wegziehe, ohne Gottesdienst und ohne Verabschiedung.“

Soffel: „Verschwendung der Kirchensteuer“

Soffel bezieht derzeit ein gekürztes Gehalt, die Umzugskosten würden von der Landeskirche übernommen. „Und wenn ich dann wieder umziehe, bezahlen sie das wieder.“ Für Soffel ist das eine „Verschwendung der Kirchensteuer“. Er würde gerne arbeiten, doch das dürfe er nicht. Alle vier Jahre stünde Pfarrern eine Beurteilung zu, „bei mir waren diese in den vergangenen 30 Jahren immer bestens“. Er habe im Mai aus Anlass seiner Wartestandsversetzung um eine Zwischenbeurteilung gebeten, diese aber nicht erhalten. „Deshalb werde ich jetzt diese Zwischenbeurteilung einklagen müssen“.

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Moralisch wirft Soffel seiner Dienstherrin, der Landeskirche, schwere Versäumnisse vor, unter anderem die Verfehlung des 8. Gebots, das laute: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wieder deinen Nächsten.“ Sein Glaube an Gott habe in den vergangenen Monaten nicht gelitten, sagt der 59-Jährige. „Aber mein Bild der Kirche leidet sehr.“

Die Landeskirche gibt zu der Entwicklung keine Stellungnahme ab, da es sich um ein laufendes Verfahren handle, so Pressesprecherin Christine Büttner auf Kurier-Anfrage.

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