„Sehr besorgniserregend“: Invasive Art breitet sich im Chiemsee aus

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Die Quagga-Muschel verdrängt andere Arten und ist jetzt auch in den Chiemsee eingeschleppt worden. (Archivbild) © Felix Kästle/dpa

Die Quagga-Muschel wurde Ende des Jahres erstmals im Chiemsee entdeckt. Ihr Auftreten bereitet Experten wie Dr. Bernhard Gum große Sorgen.

Prien am Chiemsee – In Amerika treibt sie seit mehr als 30 Jahren ihr Unwesen und hat jede Menge Schäden angerichtet: die Quagga-Muschel. Nun hat sich die invasive Art auch in den Chiemsee eingeschlichen. Erstmals fanden Forscher den genetischen Nachweis dort Ende vergangenen Jahres. Warum sie hier unerwünscht ist, hat vielerlei Gründe, wie Experte Dr. Bernhard Gum weiß.

Invasive Art in Bayern entdeckt: Muschel ist Nahrungskonkurrent für Fische

„Zum einen ist die Muschel Nahrungskonkurrent für andere Arten“, erklärt der Leiter der Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberbayern unserer Redaktion. Viele Fische – darunter der Renke, dessen Bestand bisher mit viel Aufwand unterstützt wurde – ernähren sich ebenfalls von Plankton. Durch die Quagga-Muschel tun sie sich zunehmend schwerer, ihre Nahrung aufzutreiben. Die invasive Art gefährdet damit das Überleben anderer Seebewohner.

Außerdem vermehrt sich die Muschel in solchen Massen, dass sie ein Problem für die Wasserversorgung darstellt. „Sie ist in der Lage, alles zu überwachsen“, weiß Gum. Die neue Art macht dabei weder vor Netzen oder Booten, noch vor Rohren halt. Letztere werden dadurch verstopft.

Dr. Bernhard Gum beschäftigt sich als Leiter der Fachberatung für Fischerei intensiv mit der neuen Muschelart.
Dr. Bernhard Gum beschäftigt sich als Leiter der Fachberatung für Fischerei intensiv mit der neuen Muschelart. © Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberbayern

Noch keine Möglichkeit gefunden, dagegen vorzugehen

Nun stellt sich für Biologen natürlich diese eine Frage: Was tun? „Es ist leider extrem schwierig, dagegen vorzugehen“, meint Gum. Bisher habe man keine Möglichkeit gefunden, den Parasit wieder aus den Gewässern zu vertreiben. Die Muschel kann sich nämlich an allen möglichen Oberflächen ansiedeln. So auch an Booten, durch die sie eingeschleppt wurde.

In Amerika habe sich die neue Art so großflächig verteilt, dass sie einige Seen „ökologisch auf den Kopf gestellt“ hat, wie es der Experte formuliert. Auch in Gewässern wie dem Bodensee, wo sich die Muschel seit einigen Jahren aufhält, habe sie bereits riesige Schäden angerichtet. „Das ist sehr besorgniserregend“, warnt Gum.

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Muschel breitet sich schnell und großflächig aus

Die Hoffnung der Fachberatung für Fischerei bleibt, dass sich die Ausbreitung in flachen Seen wie den Chiemsee nicht ganz so schlimm entwickelt. „In tieferen Gewässern sieht es da sehr schlecht aus“, befürchtet der Experte. Dort habe die Muschel nämlich keinen Fressfeind und breite sich daher noch schneller aus.

Gemeinsam mit der LMU München und der Fischereigenossenschaft Chiemsee möchte Gum nun ein Konzept entwickeln. Er plant, harte Platten im See zu installieren. „Wenn sich die Muscheln darauf ansiedeln, können wir die Bestandsentwicklung beobachten“, erklärt er. Wie und ob die invasive Art dann aus dem Gewässer vertrieben werden kann, steht jedoch noch in den Sternen.

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