Bürgerhaus steht auf der Kippe: Gemeinde diskutiert Alternativen – „Wir dürfen nicht länger warten“
Die Gemeinde Karlsfeld ringt um das Bürgerhaus. Das Gebäude ist sanierungsbedürftig, teuer im Unterhalt und noch dazu ein dickes Minusgeschäft. Anders als beim Hallenbad bleibt aber noch Zeit, zu handeln.
Karlsfeld – Es steht bekanntlich nicht gut um das Bürgerhaus in Karlsfeld. Das 44-jährige Gebäude ist marode, der laufende Betrieb verschlingt viel Geld. Konkrete Zahlen hat die Verwaltung auf Antrag der Grünen im Gemeinderat am Donnerstag nun erstmal der Öffentlichkeit präsentiert. Demnach bringt das Bürgerhaus der Gemeinde seit Jahren ein jährliches Defizit von rund 734 000 Euro ein. Mit Blick auf die kommenden Jahre sieht es nicht besser aus – im Gegenteil.
Wie eine Untersuchung ergab, erfüllt das Bürgerhaus nicht mehr die gesetzlichen Vorgaben. Kurz: Es gibt nicht genügend Mitarbeiter und Lagerflächen. Eine weitere Schwachstelle ist das alte, abgenutzte Mobiliar. Laut Sandra Radtke von der Gemeindeverwaltung sind die Tische und Stühle „so marode“, dass die Gemeinde nicht mehr wettbewerbsfähig sei. Zudem entsprächen die Stühle nicht den aktuellen Brandschutzbestimmungen.
Hohe Kosten für Unterhalt, Personal und Ausstattung
Für ein noch größeres Minus in der Gemeindekasse sorgen langfristig auch die laufenden Betriebskosten, besonders für Energie und Reinigung. Der Gebäudemanager der Gemeinde, Marco Mühlenhoff, bezifferte diese jährlich auf circa 350 000 Euro. Für die Instandhaltung des Gebäudes, also den Status Quo, kommen jährlich Kosten in Höhe von 250 000 Euro dazu.
Wir wollen kein Bürgerhaus betreiben, nur damit gewerbliche Anbieter bisschen das Minus abfedern.
„Hält man am Bürgerhaus fest, indem man es saniert, dann muss man an einer Professionalisierung und einem Vermarktungskonzept arbeiten“, erklärte Mühlenhoff. Dies habe jedoch Einschnitte für die aktuellen Nutzer des Bürgerhauses zur Folge: nämlich Karlsfelder Vereine, die das Bürgerhaus meist am Wochenende für Veranstaltungen mit bis zu 200 Besuchern nutzen. „Wir wollen kein Bürgerhaus betreiben, nur damit gewerbliche Anbieter bisschen das Minus abfedern“, stellte Cornelia Haberstumpf-Göres (Grünen) klar.
Sanierung kostet circa 11 Millionen Euro
Das Bürgerhaus also aufgeben? Ein vergleichbares Gebäude hat die Gemeinde aktuell nicht. Alternativen sieht die Verwaltung im Umbau der Alten Grundschule, der Sportgaststätte oder im Bau eines neuen Gebäudes auf dem Grundstück des alten Hallenbads. Für die Gemeinderäte steht jedenfalls fest: In Karlsfeld soll es auch in Zukunft eine Begegnungsstätte für Vereine geben. Ob dies das Bürgerhaus bleiben wird, ist allerdings fraglich.
Wir wollen auf keinen Fall das Déjà-vu ,Hallenbad‘ erleben.
Denn neben der Sanierung des undichten Dachs und der veralteten Lüftungsanlage müsste die Gemeinde zwingend auch den kompletten Außenbereich komplett neu anlegen. Die Gesamtkosten für die Sanierung schätzt Mühlenhoff auf circa 11,3 Millionen Euro „Plus. Mit Sicherheit Plus.“ Dass die Öffentlichkeit erfahre, welche finanziellen Auswirkungen dies für die Gemeinde habe, war Michael Fritsch (Grüne) wichtig. Wie die Kämmerei erklärte, hätte die Gemeinde demnach einen jährlichen Schuldendienst von circa einer halben Million Euro.
Alternativen zum Bürgerhaus
„Wir können nicht darüber nachdenken, das Haus zu schließen, ohne über Alternativen nachzudenken“, betonte Christian Bieberle (CSU). „Wir wollen auf keinen Fall das Déjà-vu ,Hallenbad‘ erleben.“ Zu Erinnerung: Die Gemeinde musste im Frühjahr 2023 ihre Schwimmhalle aufgeben, weil sie sich Sanierung und Unterhalt nicht mehr leisten konnte. Der entscheidende Unterschied: Die Gemeinde hat diesmal Zeit, sich Alternativen zu überlegen. Wie das Gebäudemanagement prognostizierte, „können wir das Haus weiterbetreiben, aber nur drei bis fünf Jahre“. Gemeinderätin Haberstumpf-Göres warnte: „Wir dürfen nicht länger warten“. Der Gemeinderat habe schon viel verschlafen und müsse nun ein alternatives, zeitgemäßes Konzept entwickeln.
Das Gremium war sich einig: Bis zu den Sommerferien soll Bürgermeister Stefan Kolbe die örtlichen Vereine befragen und ermitteln, welche Wünsche sie für ein neues Veranstaltungshaus haben.