Neuer Flächennutzungsplan für Dachau: Die Hörls bekommen ihr Wohngebiet

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Darf nun ein Wohngebiet werden: die alte Ziegelei Hartmann in Udlding. © no

Die Stadt will in ihren Außenbereichen nicht mehr wachsen. Der neue Flächennutzungsplan, an dem seit vier Jahren gearbeitet wird, soll diesen Wunsch abbilden. Die Unternehmerfamilie Hörl ging gegen diesen Plan zuletzt auf die Barrikaden – und setzte sich durch.

Dachau – Der alte Flächennutzungsplan (FNP) der Großen Kreisstadt Dachau stammt aus dem Jahr 1988. Der Plan gibt vor, wie sich die Stadt langfristig entwickeln will. Anders als ein Bebauungsplan, der die konkrete bauliche Nutzung einer Fläche vorschreibt, gibt der Flächennutzungsplan eher das große Ganze vor. „Er ist nur ein Ziel“, wie Oberbürgermeister Florian Hartmann es zuletzt formulierte.

Das Ziel des neuen FNP ist es laut Stadtverwaltung nun, die „neuen Anforderungen an Klimaanpassung, Bevölkerungs- und Siedlungsentwicklung“ anzugehen. Konkret bedeutet das: Die Stadt will an ihren Rändern nicht mehr wachsen. Viele Bereiche, die im alten FNP noch als potenzielle Baugebiete ausgewiesen waren, sollen nun zur Grünfläche deklariert werden. Die Stadt soll von einem „grünen Band“ umgeben sein. Viele sogenannte Baureserveflächen werden gestrichen.

Bis der neue Flächennutzungsplan final verabschiedet und der Regierung von Oberbayern zur Genehmigung vorgelegt wird, werden zwar noch Jahre vergehen. Mit einer Infoveranstaltung am 26. Juni soll aber nun zumindest eine erste Bürgerbeteiligung starten. Deren Grundlage ist der FNP-Entwurf, den der Bauausschuss des Stadtrats am Dienstag einstimmig genehmigte.

Unternehmer erfuhren aus der Zeitung von Plänen der Stadt

Und dieser Entwurf hat im Vergleich zum November 2023, als er von den Stadträten zum ersten Mal für die Bürgerbeteiligung beschlossen wurde, doch noch einige Änderungen erfahren. Oder, anders formuliert: Die Stadträte hatten erkannt, dass ihr Plan vielleicht an manchen Stellen ein wenig zu radikal war. Vor allem am Udldinger Hang.

Wie berichtet, war vor allem die Unternehmerfamilie Hörl Sturm gelaufen gegen den Entwurf des neuen städtischen FNP. Ihr altes, rund 20 000 Quadratmeter großes Ziegeleigelände sollte darin plötzlich nur noch als Grünfläche gelten – und eine Entwicklung des Areals zu einem Wohngebiet damit unmöglich werden. Die Hörls, die davon aus der Zeitung erfuhren, waren sauer. Gegenüber den Dachauer Nachrichten sagten sie vor gut einem Jahr, dass der alte Flächennutzungsplan für sie „wie eine schriftliche Zusage war“, dass sie eines nahen oder fernen Tages auf ihrem Grundstück bauen dürften. Der Entwurf des neuen FNP kündigte dies auf – und hätte für die Geschäftsleute auch einen „enormen Wertverlust“ bedeutet.

Wie OB Hartmann am Dienstag im Ausschuss erklärte, setzten in Folge des medialen Aufschreis der Hörls nichtöffentliche Gespräche ein, die nun eine „positive Wendung“ gefunden hätten. Denn Hartmann räumte ein: Das alte Ziegeleigelände sei ohnehin eine versiegelte Fläche. Indem man die alte Halle wegreiße und neue Wohnhäuser drauf baue, erleide die Umwelt ja keinen Schaden. Und die Stadt gewinne in Zeiten grassierender Wohnungsnot zwei Hektar neue Wohnbaufläche dazu.

Erschließung über Franz-Xaver-Böck-Straße

Die Erschließung dieser geplanten Mehrfamilienhäuser, auch das steht schon fest, soll über die Franz-Xaver-Böck-Straße erfolgen – wo übrigens nun auch die geplante neue Kita stehen soll, die ursprünglich am Schumannweg im von der Stadt vorangetriebenen Neubaugebiet Udlinger Hang West geplant war und gegen die eine Bürgerinitiative wegen befürchteten Verkehrschaos‘ massiv protestiert hatte.

Verkehrsreferent Volker C. Koch (SPD) war von den neuen Plänen denn auch begeistert, man habe die Thematik Udlinger Hang „gut gelöst“. Die Leitlinie, keine großen Baugebiete auf der grünen Wiese mehr auszuweisen, werde mit diesem Kompromiss eingehalten.

Gertrud Schmidt-Podolsky (CSU) wollte es dann aber doch noch einmal wissen: Habe man das mit der Streichung von Wohnbauflächen in der stetig wachsenden Stadt Dachau nicht doch übertrieben? Bauamtsleiter Moritz Reinhold aber beruhigte: „Wir werden über viele Jahre ohne Entwicklung auf der grünen Wiese auskommen.“ Die Nachverdichtung der Dachauer Innenstadt biete noch ausreichend Potenzial – was auch das Ziel des Bundesgesetzgebers sei.

Matthias Hörl ist ebenfalls zufrieden mit und dankbar für die gefundene Lösung. „Fürs Unternehmen, aber auch für uns war diese Entscheidung gut und wichtig“, betont der Unternehmer. Seine Familie wolle nun auch direkt den nächsten Schritt gehen und „Hand in Hand mit der Stadt“ ein Bebaungsplanverfahren starten. Hörl verspricht, mit auf dem alten Ziegeleigelände „etwas wirklich Tolles zu entwickeln“.

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