Abschied von einem Pferdefreund: Josef Gottschalk ist gestorben
Mit seinem Brauereigespann hat Josef Gottschalk die Blicke auf sich gezogen. Jahrzehnte lang gehörten sein herausgeputzter Vierspänner mit den mächtigen Schimmeln fest zu jedem Volksfesteinzug dazu. Jetzt ist der Dachauer im Alter von 82 Jahren gestorben.
Vor drei Jahren hat Josef Gottschalk seine Pferde aufgegeben, nach Jahrzehnten. Er war altersbedingt leider nicht mehr in der Lage, sie in ihrem Stall im Hörhammermoos zu versorgen. Ab dem Moment hat er seinen Lebensinhalt, seine Lebensfreude verloren, erzählt sein Sohn Thomas Gottschalk. Anfang April ist der Dachauer im Alter von 82 Jahren gestorben. Am morgigen Freitag wird er auf dem Dachauer Stadtfriedhof beigesetzt.

Seit seinen Kindertagen gehörten Pferde immer zur Familie von Josef Gottschalk, nicht nur als Arbeitstiere, sondern auch als Familienmitglieder. Erst vor kurzem hatte ihm sein Vater eine traurige Geschichte aus seiner Kindheit erzählt, als ein Pferd eingegangen ist. „Mein Vater kam sogar extra aus der Schule heim, weil der Tierarzt gekommen ist.“ Diese Verbindung zu den Tieren sollte das Leben von Josef Gottschalk bestimmen.
Abschied von einem Pferdefreund: Dachau trauert um Josef Gottschalk
Der Dachauer wuchs auf einem Bauernhof in der Pollnstraße auf. Nach der Schule absolvierte Josef Gottschalk eine Schlosserlehre in der MD-Papierfabrik, „aber natürlich gab es daheim auf dem Hof auch immer was zu arbeiten“, berichtet Sohn Thomas. „In der Früh um 5 wurden schon die Tiere versorgt, nach der Arbeit ging es wieder in den Stall.“ Später arbeitete er als Schlosser, versuchte sich aber auch als Bierkutscher bei Löwenbräu, als Baggerführer, bevor sich Josef Gottschalk dann selbstständig machte, mit einem Bauunternehmen. Im Jahr 1968 heiratete er Heidi Mooseder, zusammen bekamen sie Sohn Thomas und die Zwillinge Andrea und Silke.
„Die Mutter führte die Geschäfte, zog die Kinder auf und managte die Familie“, so Thomas Gottschalk. Sein Vater arbeitete – und kümmerte sich um die Pferde. In den 70er Jahren waren es Ponys, Anfang der 90er Jahre stieg er um auf die größeren: Percherons, eine Kaltblüter-Rasse aus Frankreich. Er versorgte die Pferde selbst, erntete das Heu, baute Kutschen. Josef Gottschalk, der sehr zielstrebig gewesen sei, schätzte seine Unabhängigkeit als Selbstständiger. Er gründete später ein weiteres Unternehmen: eine Kanalbaufirma. Im Nebenerwerb züchtete er Mastbullen. Und natürlich: Er versorgte alle Tiere selbst.
Ein letzter Gruß: Pferde begleiten Josef Gottschalk zur letzten Ruhe
Mit 60 Jahren setzte sich Josef Gottschalk dann zur Ruhe. Das heißt: In der Früh fuhr er weiterhin in den Stall zu seinen Pferden, kam mittags heim, und fuhr am Nachmittag wieder in den Stall. Nahm mit seinem schmucken Vierspänner – das Geschirr fertigte irgendwann seine Tochter Andrea an, die Sattlerin lernte – an Volksfest-Einzügen teil, kutschierte Ehrengäste oder Bierfässer, dazu kamen Leonhardi-Fahrten, von Bad Tölz bis in die Schweiz, Hochzeiten und bayerische Brauchtums-Umzüge. „Die Pferde waren das Wichtigste für ihn“, sagt sein Sohn. Vor drei Jahren gab Josef Gottschalk die Pferde dann her.
Zu seiner Beerdigung am Samstag kommen zwei seiner Percherons, in seinem Geschirr, wie man das Gottschalk-Gespann kennt. „Als letzten Gruß an unseren Vater“, so Thomas Gottschalk.