US-Konzern übernimmt Kern Microtechnik: Bestehende Struktur soll erhalten bleiben

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Im Eschenloher Gewerbegebiet steht ein Werk des Unternehmens Kern Microtechnik. © Dominik Bartl

Es ist ein Paukenschlag: Die Firma Kern Microtechnik mit Standorten in Eschenlohe und Murnau ist vom US-amerikanischen Konzern Ametek, inc. übernommen worden. Aus Sicht von Co-Geschäftsführer Sebastian Guggenmos ist dieser Schritt mit viel Potenzial und Stabilität verbunden.

Eschenlohe/Murnau – Eines betont Sebastian Guggenmos, einer der beiden Geschäftsführer der Firma Kern Microtechnik, am Dienstag im Gespräch mit dem Tagblatt: „Für die Belegschaft ändert sich nichts.“ Kurz vor dem Telefonat hatte die Firma Kern Mictroechnik mit Werken in Eschenlohe, Murnau-Westried und Chicago (USA) per Pressemitteilung bekannt gegeben, dass das Unternehmen Teil des börsennotierten US-amerikanischen Konzerns Ametek, inc. wird. „Ein wesentlicher Bestandteil der Vereinbarung ist der Erhalt der bekannten Struktur und Identität von Kern Microtechnik“, heißt es darin. Das Unternehmen werde weiterhin unter seinem etablierten Namen operieren. „Auch die Standorte in Eschenlohe und Murnau sowie die globalen Strukturen bleiben erhalten.“ Die Führungsstruktur mit den beiden Geschäftsführern Simon Eickholt und Sebastian Guggenmos ändert sich ebenfalls nicht. Damit sei die Kontinuität im operativen Geschäft sichergestellt.

„Wir sind groß und stabil wie nie zuvor“, sagt Guggenmos. „Aus diesem Grund sind wir für Ametek interessant.“ Im vergangenen Jahr betrug der Umsatz an den Standorten Eschenlohe und Murnau 52 Millionen Euro – „bei überdurchschnittlicher Profitabilität“. 286 Mitarbeiter sind beim Maschinenbau-Spezialisten Kern in Lohn und Brot.

Kern sieht „extrem große Chancen“

Aus Guggenmos‘ Sicht bringt die Übernahme der Firma Kern und ihrer Belegschaft viele Vorteile. „Da steckt so viel Potenzial und Stabilität drin.“ So ein Schritt sei eine Chancen-/Risiko-Abwägung. „Wir sehen extrem große Chancen.“ Einer großen, etablierten Gruppe anzugehören, biete Sicherheit und Stabilität, heißt es in der Pressemitteilung. „Sie ermöglicht den Zugang zu Ressourcen und Infrastrukturen, welche die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens langfristig stärken.“ Über Ametek bekomme Kern Zugang zu Investitionskapital, das die Entwicklung neuer Technologien und Innovationen fördere und beschleunige und die Position des Unternehmens als Marktführer im Bereich hochpräziser Fertigungslösungen weiter festige. „Durch das globale Netzwerk von Ametek erhält Kern zudem erweiterten Zugang zu internationalen Märkten und globaler Infrastruktur, was neue Wachstumschancen eröffnet und die bestehende Kundenbasis effizienter bedient.“ Den Preis, den der US-Konzern zahlte, wollte Guggenmos nicht nennen. Kern hatte vorher eine Holdingstruktur mit fünf Gesellschaftern.

Ziehen an einem Strang: (v.l.) Sebastian Wühr (Leiter Auftragsfertigung in Murnau-Westried), Matthias Fritz (Leiter Forschung und Entwicklung), Geschäftsführer Simon Eickholt (Kern Microtechnik GmbH), Dr. Chris Mätzig, Tony Ciampitti (beide Ametek, Inc.) sowie Geschäftsführer Sebastian Guggenmos (Kern Microtechnik GmbH).
Ziehen an einem Strang: (v.l.) Sebastian Wühr (Leiter Auftragsfertigung in Murnau-Westried), Matthias Fritz (Leiter Forschung und Entwicklung), Geschäftsführer Simon Eickholt (Kern Microtechnik GmbH), Dr. Chris Mätzig, Tony Ciampitti (beide Ametek, Inc.) sowie Geschäftsführer Sebastian Guggenmos (Kern Microtechnik GmbH). © Kern Microtechnik

Das Umfeld ändert sich. Trump erwägt, Europa mit Strafzöllen zu belegen. „Wenn das die kleine Firma Kern trifft, hat das eventuell Einfluss auf die Stabilität“, gibt Guggenmos zu bedenken. Die Gespräche mit Ametek starteten ihm zufolge allerdings bereits im Juni vergangenen Jahres, also ein paar Monate vor den US-Präsidentschaftswahlen. Kern arbeitet nach Guggenmos‘ Worten mit „riesengroßen Kunden“ zusammen. Diese hätten sich gefragt: „Ist Kern stabil genug für eine langfristige Partnerschaft?“

Ametek unterstreicht die Bedeutung dieser Übernahme. „Kern Microtechnik ist ein Pionier in der hochpräzisen Zerspannung und ergänzt unser Portfolio ideal“, so Dr. Christoph Mätzig, Vice President and General Manager, Ultra Precision Technologies Division. „Wir freuen uns darauf, die Erfolgsgeschichte von Kern gemeinsam fortzuschreiben.“

Ametek ist ein Hersteller von elektronischen und elektromechanischen Instrumenten mit über 150 Standorten weltweit. Der Sitz befindet sich in Berwyn, Pennsylvania. Es handelt sich um ein globales Technologieunternehmen mit weit über 100 renommierten Marken und einem Jahresumsatz von mehr als sieben Milliarden US-Dollar. Mit einem Fokus auf hochpräzise und differenzierte Produkte in Nischenmärkten ist der Konzern in über 30 Ländern vertreten.

Bisher zahlt Kern in Eschenlohe und Murnau Gewerbesteuer. Dies bleibt auch so, versichert Guggenmos. „Die Übernahme hat darauf keinen Einfluss. Wir bleiben eine selbstständige GmbH in Deutschland.“

Firma „komplett durchleuchtet“

Viele Gespräche mit den Vertretern des Ametek-Konzerns fanden in Eschenlohe statt. „Man wird komplett durchleuchtet hinsichtlich Chancen und Risiken“, erzählt Guggenmos. „Die schauen überall rein, in die Finanzen und Entwicklungsprojekte.“ Wobei der Geschäftsführer betont: „Es wurden keine Risiken erkannt.“ Guggenmos glaubt übrigens nicht, dass er und Eickholt künftig öfter in den USA sein werden als bisher. „Wir sind eh häufig drüben, weil die USA unser Hauptmarkt sind.“

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