Meilensteine für Mediziner und Patienten: Dr. Holger Vogelsang geht in den Ruhestand

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Klinikum_28.02_0003.jpg © THOMAS SEHR

Nach 18 Jahren ist Dr. Holger Vogelsang in den Ruhestand gegangen. Der Chefarzt der Allgemein-, Viszeral- , Thorax- und Endokrinen Chirurgie hat das viel zum Aufbau des Onkologischen Zentrums am Klinikum Garmisch-Partenkirchen beigetragen.

Garmisch-Partenkirchen – Eine Woche lang stellte sich Dr. Holger Vogelsang auch heuer wieder in den Dienst der Weltcup-Rennen in Garmisch-Partenkirchen. Dann steht er als Abschnittsleiter in der FIS-Schneise. Ein Einsatz, der's in sich hat. Für den der 66-Jährige auch mal in der Dunkelheit auf die Kandahar geht. „Das ist etwas ganz Besonderes.“ Erstmals muss er dafür keinen Urlaub nehmen. Zum Jahresende ist der Chefarzt der Allgemein-, Viszeral- , Thorax- und Endokrine Chirurgie am Klinikum in den Ruhestand gegangen.

Chance, in Garmisch-Partenkirchen ein Tumorzentrum zu errichten

Und das nicht mit einem Glas Sekt in der Hand, sondern mit Inhalten. „Ich wollte zeigen, wo wir stehen.“ Deshalb hat der gebürtige Duisburger zu einem Abschiedssymposium eingeladen. „Von Tumoren, Kröpfen, Chirurginnen, Zahlen und Robotern: Die vielen Gesichter der Chirurgie“ lautete das Thema des Abends, den Professor Dr. Hans Allescher moderierte. Mit dem früheren Chefarzt für Gastroenterologie, Hepatologie, Stoffwechsel und Nephrologie verbindet Vogelsang eine enge Freundschaft. „Wir kennen uns seit 1991, seinetwegen bin ich 2007 nach Garmisch-Partenkirchen gekommen.“ Da war Allescher schon vier Jahre an der Auenstraße beschäftigt und überzeugte seinen Kollegen von München, wo er als Oberarzt am Klinikum rechts der Isar wirkte, ins Werdenfelser Land zu wechseln. Der Reiz für den passionierten Skifahrer war nicht allein die Nähe zu den Bergen, sondern vor allem die Chance, „hier ein Tumorzentrum zu errichten“.

Ein Mann.
Auf Kooperationen setzt Dr. Holger Vogelsang. © privat

Eine Herausforderung, die Vogelsang gerne annahm. „Ich kam ja aus einem Onkologischen Zentrum der feinsten Art, das war eine gute Basis.“ Relativ schnell war der erste Schritt getan. Auch das Team, das sich schwerpunktmäßig der Viszeral- und Thoarxchirurgie, also Operationen im Bauch- und Brustbereich, widmet, stand bald fest. Eine weitere Zertifizierung folgte, nachdem 2009 die beiden Hightech-Operationssäle eingeweiht worden waren, in denen fortan minimalinvasive Eingriffe möglich waren. Klar, dass auch Vogelsang und seine Kollegen die Robotik beschäftigte. „Die Urologen haben angefangen, wir sind dann 2020 eingestiegen“, erinnert er sich an diesen „technischen Meilenstein“.

Chance für Kooperationen zu wenig genutzt

Positiv fand er stets, „dass das Haus immer an einer Weiterentwicklung interessiert war und das auch im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützt hat“. Nur so gelang es jetzt, sich als Onkologisches Zentrum Oberland, unter dem sich die drei Organzentren finden, zertifizieren zu lassen. Über alle Fachrichtungen hinweg besprechen Mediziner, Therapeuten und weitere Fachkräfte dort die beste Behandlung der Patienten. Intern funktioniert die Vernetzung also. Enttäuscht ist Vogelsang allerdings darüber, dass das Miteinander in der Region nicht in dem von ihm erhofften Maß gelungen ist. „Man könnte die Leistungsfähigkeit des Klinikums viel stärker nach außen tragen“, findet er. Grenzüberschreitend sieht er ebenfalls Chancen zur Kooperation, die zu seinem Bedauern kaum genutzt werden. Unter Kollegen, und das sah man auch bei seinem Abschied mit Gastrednern aus München, Rosenheim, Altötting, Salzburg und Innsbruck, funktioniere der Austausch hingegen durchaus.

Mehr Zeit für Bergtouren und zum Rudern am Staffelsee

Im Klinikum, vor allem in seiner Abteilung, fühlte sich Vogelsang von Anfang an gut aufgenommen. Mit den Kollegen organisierte er jedes Jahr ein Straßenfest in der Chirurgie. Dafür wurden alle Ambulanzräume aufgesperrt, ein großes Buffet aufgebaut und gemeinsam gefeiert. „Wir haben auch andere Mitarbeiter aus dem Haus eingeladen.“ Genauso im vergangenen Jahr zu seinem Ausscheiden, „das ist etwas größer ausgefallen“.

Für Vogelsang, der noch einige Publikationen, etwa zu vererblichem Magenkrebs, ein paar Studien und Promotionen auf der Agenda hat, ist im Klinikum nach 18 Jahren „eine tolle Zeit“ zu Ende gegangen. Auch wenn er manchen Kampf ausfechten musste. Der Nordrhein-Westfale war voll integriert, wie in seiner Wahlheimat Seehausen. Mit seiner Frau und den beiden mittlerweile erwachsenen Söhnen lebt er am Staffelsee. Die Möglichkeiten, die dieser bietet, will er neben Berg- und Skitouren jetzt im Ruhestand noch stärker auskosten. „Ich könnte mir vorstellen, mehr zu rudern“, verrät er. „Das ist ein tolles Revier.“

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