Neue Asylunterkunft: Finnisches Kasernengebäude mitten im Föhrenwald

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Tauschten sich im Gemeinschaftsraum aus: (v.l.) Gemeinderat Alois Kramer, Bürgermeister Thomas Schwarzenberger, Landrat Anton Speer, Zweiter Bürgermeister Rudolf Haller, Michael Eckerl, die Gemeinderäte Sandra Steinhauser, Anneliese Albrecht, Hannes Schmidt, Peter Schwarzenberger und die Leiter des Ausländeramtes Benedikt Bader und Hubert Sedlmeyer. © Leonhard Habersetzer

Die Asylunterkunft in Krün startet diese Woche mit den ersten Flüchtlingen. Die Unterkunft erinnert an ein finnisches Kasernengebäude und bietet Platz für bis zu 50 Personen. Trotz einiger Kontroversen wurde das Projekt erfolgreich abgeschlossen.

Die Krüner Asylunterkunft nimmt mit den ersten Flüchtlingen diese Woche den Betrieb auf. Maximal 50 sind vorgesehen, erklärt Bürgermeister Thomas Schwarzenberger (CSU). Vorab konnten er und weitere Krüner Lokalpolitiker und Gemeindevertreter den Container-Bau besichtigen. Auskunft gaben die Vertreter des Landratsamtes und die Grünwalder SEP Projektentwicklung GmbH.

Nähert man sich von Krün der sozialen Einrichtung, fügt sie sich wie ein finnisches Kasernengebäude in den lichten Föhrenwaldgürtel um das Gewerbegebiet ein. Beim Betreten des Hauses wird der skandinavische Eindruck verstärkt. Die Räume sind sehr hell, die Wände gut gedämmt, alles ist in Holz gehalten und elektrisch beheizt. Die Einrichtung ist einfach, spartanisch, aber funktional und pflegeleicht in neutralen Farben gestaltet.

Heimleiter Michael Kriner führt kommunale Vertreter durch das Gebäude

Heimleiter Michael Kriner führt die interessierten kommunalen Vertreter ins Erdgeschoss. „Hier sind die Vierzimmer-Apartments, in erster Linie für Familien gedacht“, erklärt er. Die Einrichtung und Ausstattung für die Ankommenden bestehen aus einem Stockbett, einem Spind, zwei Kühlschränken für vier Personen, einem Tisch und vier Stühlen. Jeder erhält eine Starterkiste. Diese enthält neben einem Kochtopf, Geschirr und Besteck auch Spültücher.

Im Obergeschoss befinden sich die Zweibettzimmer. Auf jedem Geschoss gibt es gemeinschaftlich genutzte Waschräume, Waschmaschinen, eine Küche sowie einen Gemeinschaftsraum mit Kaffeeküche. „Im Grunde nichts anderes als eine Kommunalka“, sagt Kriner. Eine Wohnform, die in Teilen Russlands und der Ukraine noch heute existiert und bei der sich mehrere Parteien eine Wohnung und Gemeinschaftsräume teilen.

38 Ukrainer ziehen diese Woche ein

Am Donnerstag ziehen 38 Ukrainer von der Villa Nova in Garmisch-Partenkirchen, der zentralen Aufnahmestelle, ins Isartal. Die restlichen folgen später. Die Bewohner sind für die Reinigung der Unterkunft selbst verantwortlich. Ein Sicherheitsdienst im Haus ist nicht vorgesehen. „Problematisch erscheinende Asylbewerber werden umgehend in andere Einrichtungen verlegt“, sagt Kriner.

Es wurde kein Ghetto geschaffen.

„Die Ukrainer können sofort eine Arbeit aufnehmen. Arbeitgeber dürfen Arbeitswillige beim Jobcenter anfordern oder direkt mit mir Kontakt aufnehmen. Alle Ankommenden haben querbeet Berufe erlernt“, versichert Kriner. Er hat Erfahrung in diesem Bereich. 15 Jahre lang arbeitete er in der Suchthilfe und mit Asylbewerbern. „In Mittenwald gibt es keine Probleme mit der Nachbarschaft. Deshalb erwarte ich auch hier keine.“ Garantieren könne er das natürlich nicht, betont er.

Sieht der Eröffnung der Einrichtung gelassen entgegen: Heimleiter Michael Kriner führt Kommunalpolitiker und Gemeindevertreter durch den neuen Container-Bau am Krüner Gewerbegebiet.
Sieht der Eröffnung der Einrichtung gelassen entgegen: Heimleiter Michael Kriner führt Kommunalpolitiker und Gemeindevertreter durch den neuen Container-Bau am Krüner Gewerbegebiet. © Leonhard Habersetzer

Im oberen Gemeinschaftsraum tauscht sich die Gruppe ungezwungen über ihre Erfahrungen aus. Es handelt sich um das erste Projekt, das das Ausländeramt im Landratsamt selbst errichtet hat. Bisher wurden nur bestehende Immobilien angemietet. Von allen Beteiligten ist zu erfahren, dass die Zusammenarbeit gut verlaufen ist und im geplanten Zeitrahmen abgeschlossen werden konnte – abgesehen von der unvorhergesehenen Verzögerung durch den Bodenaustausch nach dem Munitionsfund auf dem Gelände.

Vertrag läuft nun drei Jahre lang

Die Geschäftsführer Jens Schleifenbaum und Michael Eckerl sind froh, dass es keine Vorfälle wie Diebstähle, Beschädigungen oder Schmierereien gab. Auch den aufgeschlossenen Umgang mit interessierten Bürgern, die vorbeischauten, empfinden sie positiv. „Es wurde nachhaltig und vielseitig wiederverwendbar gebaut“, sagt Schleifenbaum. Drei Jahre besteht nun der Vertrag. Die Handwerker kamen alle aus dem regionalen Bereich. Das Holz stammt aus Österreich. „Der Abbau kann ebenso problemlos wie der Aufbau vonstattengehen“, resümieren die Vertreter der Herstellungsfirma.

Fertiggestellt ist die Container-Anlage am Krüner Gewerbegebiet.
Fertiggestellt ist die Container-Anlage am Krüner Gewerbegebiet. © Leonhard Habersetzer

Landrat Anton Speer (Freie Wähler) lobte alle nochmals ausdrücklich. „Der Standort ist gut gewählt, zentral und doch nicht im Ort.“ Die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel ist nah und schnell erreichbar. „Es wurde kein Ghetto geschaffen“, stellt Speer zufrieden fest. Bürgermeister Schwarzenberger bestätigt, dass alle Vereinbarungen eingehalten wurden. Der Rathauschef macht aus seinem Herzen keine Mördergrube und fügt ehrlich an: „Aber dass wir es gern gemacht haben, wäre auch gelogen.“

Über die Kosten des Projekts war trotz Nachfrage allerdings nichts zu erfahren. Die beiden Leiter des Ausländeramtes Hubert Sedlmeyer und Benedikt Bader hielten sich mit Hinweis auf noch unklare Zuschüsse aus Berlin bedeckt. Angesichts der kontrovers und unstrukturiert verlaufenen Debatten vergangene Woche im Bundestag rund um den Gesetzentwurf zur Eindämmung der illegalen Migration wenig überraschend. Nach Abnahme durch die Freiwillige Feuerwehr Krün, die in Kürze passieren soll, kann Heimleiter Michael Kriner nun die ersten Ukrainer in Empfang nehmen. VON LEONHARD HABERSETZER

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