Reise-Gigant insolvent: Ärger um angebliches Geheimpapier
Der Reise-Gigant FTI befindet sich im Insolvenzverfahren. Massenhaft Reisen wurden storniert. Ein „Geheimpapier“ spricht von Zerschlagung.
München – Anfang Juni hatte das Reiseunternehmen FTI Touristik GmbH den letzten Schritt in die Insolvenz getan. Gleich nach dem Antrag auf ein Insolvenzverfahren hatte das Unternehmen angekündigt, dass weitere Gesellschaften aus dem Umfeld des Konzerns Insolvenz anmelden würden. Für die deutschen Urlauber ist es nicht nur wegen vieler nun gecancelter Reisen ein Ärgernis, sondern auch, weil FTI etwa 600 Millionen Euro aus einem Regierungstopf erhalten hatte – Steuergelder, die nun verpufft sind.
„Geheimpapier“ zur Zerschlagung von Reisekonzern FTI – Konzern klärt auf
Angeblich war nun, rund drei Wochen nach Bekanntgabe der Insolvenz, ein „Geheimpapier“ aufgetaucht, das Pläne zur Zerschlagung des Konzerns umriss. „Wer diese einsehen darf, muss sich zum Stillschweigen verpflichten“, schrieb die BILD dazu, und gab an, die geheime Verkaufsunterlage für potenzielle Investoren eingesehen zu haben.

Auf Anfrage von IPPEN.Media teilte eine Sprecherin des FTI-Konzerns allerdings mit: „Es handelt sich weder um einen Plan zur ‚Zerschlagung‘ des Unternehmens, wie sich die BILD ausdrückt, noch spiegelt es einen aktuellen Stand von Verkaufsverhandlungen wider.“ Im Grunde handele es sich lediglich um eine verdichtete, komprimierte „Übersicht aller Unternehmensaktivitäten der FTI GROUP“, die jeder auch in der Unternehmensbroschüre oder auf der Website von FTI lesen könne. Der Insolvenzverwalter und sein Team würden Möglichkeiten für die Zukunft der Tochterunternehmen der FTI GROUP abwägen. Weitere Auskünfte dazu könne das Unternehmen nicht geben.
Weitere Insolvenzen von FTI-Tochtergesellschaften – Jetzt trifft es die Charterflüge
Eines dieser Tochterunternehmen hatte jetzt auch die Insolvenz angemeldet. Konkret handelt es sich um die Flight Trading GmbH, die für den Erwerb von Charterflügen für die FTI zuständig war. Laut der Sprecherin von FTI fehlte nach dem Insolvenzantrag der FTI Touristik GmbH das Neugeschäft – die Flight Trading kam also um die Insolvenz kaum herum.
Dieser Schritt könnte im Folgenden Auswirkungen auf Partner-Airlines von FTI haben. Darunter Sun Express, Eurowings und Condor, die vorher Verträge für Charterflüge und Flugkontingente mit der Flight Trading GmbH unterhalten hatten.
Am 24. Juni hatten außerdem die beiden hundertprozentigen Tochtergesellschaften Meeting Point Hotelmanagement Holding GmbH und Meeting Point International GmbH beim Amtsgericht München Insolvenzanträge gestellt. Beiden Anträgen hatte das Amtsgericht stattgegeben. Für beide Gesellschaften ist als Insolvenzverwalter nun der Sanierungsexperte und Rechtsanwalt Oliver Schartl von der Kanzlei Müller-Heydenreich Bierbach & Kollegen bestellt. Das teilte FTI in einer entsprechenden Meldung mit.
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Massenhafte Stornierungen nach FTI-Insolvenz – ab 6. Juli keine Pauschalreisen mehr
Für Tausende von Reisenden bedeuten die Insolvenzen aus dem FTI-Umfeld einen verlorenen Urlaub. „Alle über FTI Touristik AG und BigXtra Touristik AG gebuchten Reisen müssen leider ab dem 21. Juni 2024 abgesagt werden“, schrieb die Gruppe in ihrer Web-Präsenz. Die konkrete Zahl ist nicht bekannt, aber Medienberichten zufolge sollen rund 175.000 Pauschalreisen von diesen Stornierungen betroffen sein. Der finanzielle Schaden soll in die Millionen gehen. Ab 6. Juli sollen weiterhin alle Pauschalreisen und bestimmte Einzelleistungen abgesagt werden – so steht es auf der Website.
„Verbraucherinnen und Verbraucher, die eine Pauschalreise gebucht haben, sind durch den Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF) abgesichert“, teilte die FTI-Sprecherin mit. Der DRSF und der vorläufige Insolvenzverwalter würden mit der FTI Touristik GmbH „eng“ zusammenarbeiten, um die Ansprüche, die durch den DRSF abgesichert sind, rückzuerstatten.