Nato-Land zieht Putin den Stecker – empfindlicher Schlag gegen Russlands Wirtschaft
Neue Sanktionen der EU zielen auf das für Russland so wichtige Exportgut LNG. Jetzt reagiert ein finnisches Gasunternehmen. Es will kein russisches LNG mehr importieren.
Espoo – Viele Jahre lang hat Russland Beziehungen und Infrastruktur aufgebaut, um Gas, Öl und flüssiges Erdgas (LNG) nach Europa zu bringen. Der Ukraine-Krieg hatte vieles davon zunichtegemacht – teilweise, weil Russland selbst die Lieferungen verringert hatte, teilweise durch enorme westliche Sanktionen. Wie die einzelnen Länder im Detail reagieren, zeigt jetzt ein Beispiel aus Finnland.
„Weder kaufen noch importieren“ – finnisches Staatsunternehmen geht gegen russisches LNG vor
Nur kurz nach der Entscheidung der EU, den Import von russischem LNG erschweren zu wollen, teilte jetzt das finnische Staatsunternehmen Gasum mit, einen kompletten Importstopp von russischem LNG zu planen. „Gasum hält alle von der EU verhängten Sanktionen ein und wird ab dem 26. Juli weder russisches LNG kaufen noch importieren“, hieß es in einer entsprechenden Unternehmensmeldung. Zwar erlauben die Sanktionen Gasum nicht, die vorher getroffene Übereinkunft mit Gazprom zu kündigen, aber sie stellen einen „Fall höherer Gewalt beim Kauf oder Import von russischem LNG an netzferne Terminals“ dar.

Gasum bezeichnet sich selbst als nordischer Energieexperte. Das Unternehmen wirbt damit, sauberere Energie und Energiemarkt-Services für Unternehmen anzubieten, für den Transport außerdem saubere Treibstoff-Lösungen. Neben Finnland operiert Gasum vorrangig in Norwegen und Schweden.
Westliche Sanktionen – EU will Einnahmen aus russischem LNG vermindern
Erst am Montag (24. Juni) hatten die EU-Staaten das 14. Sanktionspaket gegen Russland auf den Weg gebracht. Unter anderem hatte dieses Paket das Umschlagen von russischem Flüssigerdgas (LNG) in europäischen Häfen verboten. Langfristig sollen diese neuen Sanktionen Russlands Wirtschaft beeinträchtigen, indem sie die Einnahmen aus den Exporten von LNG mindern. Weiter umfasste das Paket Sanktionen gegen 116 Personen und Institutionen.
Ursprünglich, so berichtete es die Nachrichtenagentur Reuters, sollten die Sanktionen außerdem eine Garantie beinhalten, dass aus Europa exportierte Waren nicht über Drittstaaten in Russland landen. Diese Garantie hätten die Unternehmen erbringen müssen. Dagegen hatte Deutschland protestiert und angeraten, zuerst eine Folgenabschätzung dieses Schrittes durchzuführen. Und zuletzt will die EU die Erlöse eingefrorener russischer Finanzmittel für die Unterstützung der Ukraine nutzen – dieser Schritt war ebenfalls lange bekannt und ausgiebig diskutiert worden.
Auswirkungen der Sanktionen – brauchen wir russisches LNG?
Bislang ist es dem russischen Präsidenten Wladimir Putin durch (teils kostspielige) Tricks gelungen, einen Teil der westlichen Sanktionen zu umgehen. Zum Beispiel konnte er den Ölpreisdeckel mit der Hilfe von willigen Komplizenländern umgehen, indem er beispielsweise Öl nach China oder Indien verkaufte. Welche Auswirkungen haben die neuen Sanktionen dann auf Russlands Wirtschaft?
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Die Energieexpertin Prof. Dr. Svetlana Ikonnikova von der Technischen Universität München sagte dazu: „Wenn Russland nicht in der Lage ist, russisches LNG in Europa umzuladen, würde dies die Lieferzeit verlängern, was auch dazu führen würde, dass die Schiffe nicht optimal ausgelastet werden können und damit das exportierte Volumen reduziert wird.“ Sollte die Route durch Europa durch das neue Verbot komplizierter werden, könnte Russland entweder den Preis für asiatische Länder anziehen oder aber die asiatischen Länder verringern ihre Käufe von russischem LNG. Stattdessen könnten sie sich mehr dem internationalen Erdgasmarkt zuwenden, zum Beispiel den USA.
Gleichzeitig aber werden immer wieder Stimmen laut, die angeben, die westlichen Sanktionen würden eher dem Westen selbst schaden als Russland. Ikonnikova sah das anders – ihr zufolge sei ersichtlich, „dass die europäischen Märkte ziemlich gut zurechtkommen“. Russland dagegen steht zunehmend im Aus; immer mehr Experten sprechen von einer beginnenden Krise in Russlands Wirtschaft. (Laernie mit Material von Reuters)