Tabletten weggeworfen? — 90-Jährige beschwert sich über ambulanten Pflegedienst
Ein ambulantes Pflegeteam bringt Gabriele Geyer jede Woche Medikamente nach Hause. Nun sagt die 90-Jährige, dass man sie ungerecht behandelt habe. Beim Pflegedienst weist man die Vorwürfe entschieden zurück.
Wessobrunn – Gabriele Geyer ist auf Hilfe angewiesen. Die pensionierte Gymnasialprofessorin wird im Februar 91, ihr einst scharfes Gedächtnis lässt allmählich nach, und auch die Augen sind schon seit einer Weile nicht mehr so gut, wie sie einmal waren. „Ich seh nicht mehr gescheit“, klagt die Seniorin, die auf einem abgelegenen Hof bei Wessobrunn lebt. Geyer nervt das. Immerhin war sie ihr Leben lang unabhängig.
Auch wenn die 90-Jährige gerne würde: Auto fahren geht nicht mehr. Damit sie trotzdem an die Medikamente kommt, auf die sie angewiesen ist, fährt jeden Donnerstag ein ambulanter Pflegedienst aus Rott zu ihr in die Einöde. In einer Wochenbox geordnet, bringen die Mitarbeiterinnen vom Pflegedienst „WaNiKa“ Gabriele Geyer die wichtigen Pillen.
90-Jährige beschwert sich über Pflegedienst: Chefin habe Medikamente weggeworfen
Genau mit diesem Dienst hat die 90-Jährige jetzt aber Probleme. Die Seniorin wirft der Leiterin des Pflegedienstes vor, dass sie sie bei einem Besuch im Januar um ihre Reserve-Tabletten gebracht und eine unsortierte und unvollständige Medikamentenbox dagelassen habe.
Die Wessobrunnerin erklärt, dass sie neben den Pillen des Pflegedienstes immer zwei volle Medikamentenboxen bei sich im Schrank hatte – zur Sicherheit. „Damit mir in der Einöde nichts passiert“, meint sie. An dem Tag, an dem die Chefin des Pflegeteams zu ihr kam, habe sie ihre Reserve-Medikamentenschieber „zur Überprüfung“ auf dem Tisch liegen gehabt. Als die Pflegedienstleiterin das sah, habe sie den Inhalt der Boxen vor Geyers Augen in den Müll geworfen.

„Sie hat gesagt, ich brauche die nicht“, ärgert sich die 90-Jährige. „Dafür hat sie mir eine Box da gelassen, die nicht komplett und durcheinander ist.“ Sie zeigt ihre Medikamenten-Wochenbox, die je zwei Mal mit Dienstag und Freitag, aber ohne Mittwoch und Sonntag beschriftet ist. Ein großes Problem für die Seniorin. „Ich weiß da ja nicht mehr, ob ich die Medikamente schon genommen habe oder nicht.“ Insgesamt fühlt sich Geyer ungerecht und „fies“ behandelt.
Das Pflegeteam weist die Schilderungen der Wessobrunnerin entschieden zurück. Auf Nachfrage erklärt „WaNiKa“-Geschäftsführerin Anne Wassermann, dass „die Vorwürfe von Frau Geyer keinesfalls gerechtfertigt“ seien.
Pflegedienst weist Vorwürfe zurück: „Keinesfalls gerechtfertigt“
Es sei korrekt, dass die 90-Jährige jeden Donnerstag eine Wochenbox mit Medikamenten bekommt, die gegen die der Vorwoche ausgetauscht wird. Dabei komme es nicht selten vor, dass man vor verschlossener Tür stehe, „da Frau Geyer nicht anwesend ist oder vergessen hat, den Termin abzusagen oder zu verschieben“, erklärt Wassermann. Die neue Tablettenbox werde in diesen Fällen hinterlassen, die der Woche zuvor könne aber nicht mitgenommen werden. „So kann es durchaus vorkommen, dass Frau Geyer zwei oder sogar mehrere Boxen bei sich hat, weil es durch ihre Abwesenheit nicht möglich war, die Boxen tatsächlich zu tauschen.“
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Warum die Seniorin auch Reserve-Pillen bei sich hat, kann der Pflegedienst allerdings nicht nachvollziehen. „Die wöchentliche Lieferung der Medikamente ist gesichert“, betont Wassermann.
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Gabriele Geyer werde „auch immer wieder darauf hingewiesen, dass sie ihre Medikamente entsprechend der ärztlichen Verordnungen einnehmen soll und muss“. Laut Pflegeteam wurden zu keiner Zeit Tabletten weggeworfen. „Es ist nicht nachvollziehbar, wie Frau Geyer zu dieser Aussage kommen kann“, sagt Wassermann. Zudem betont die Leiterin des Rotter Pflegedienstes, dass die Boxen „keinesfalls ungeordnet und unvollständig“ hinterlassen worden seien. Dies würden alle Mitarbeiter, die die Seniorin betreuen, bestätigen.
Eine Nachfrage beim Landratsamt ergibt, dass dort weder der Fall von Gabriele Geyer noch ähnliche Vorwürfe gegenüber Pflegediensten bekannt sind. Wenn Betroffene Probleme mit einem ambulanten Pflegedienst haben, könnten sie sich an den Medizinischen Dienst ihrer Pflegekasse wenden. Dieser ist laut Landratsamt dazu verpflichtet, zu reagieren und das Gespräch zu suchen.
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