Migräne mit Aura: Alles, was Sie wissen müssen

Migräne ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen und betrifft einen erheblichen Teil der Bevölkerung. Besonders intensiv und komplex wird das Krankheitsbild, wenn Migräneanfälle von einer sogenannten „Aura“ begleitet werden. Für diejenigen, die sich mit dieser speziellen Form der Migräne auseinandersetzen müssen, kann dies eine erhebliche Herausforderung darstellen, da die Symptome oft beängstigend und beeinträchtigend sind. Dieser Artikel soll einen umfassenden Überblick über die Migräne mit Aura geben, um Betroffenen und Interessierten ein fundiertes Verständnis dieser Erkrankung zu vermitteln.

Migräne mit Aura: Was ist das?

Migräne mit Aura bezeichnet eine spezielle Form der Migräne, die durch reversible neurologische Symptome vor der eigentlichen Kopfschmerzphase gekennzeichnet ist. Diese Symptome können verschiedene Sinne betreffen und dauern in der Regel 5 bis 60 Minuten an. Bei etwa 15 bis 25 Prozent der Migränepatienten tritt diese Form auf. Die neurologischen Störungen umfassen oft Sehstörungen wie Lichtblitze oder Zickzacklinien, aber auch Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Sprachstörungen.

So sehen die Symptome einer Migräne mit Aura aus

Visuelle Symptome

  1. Flimmerskotom: Zickzacklinien oder flimmernde Lichtblitze, die oft in der Mitte des Gesichtsfeldes beginnen und sich nach außen ausbreiten.
  2. Sehverlust: Vorübergehender Verlust der Sehkraft, der sich meist innerhalb einer Stunde nach Beginn der Aura zurückbildet.
  3. Blitze und Sternschnuppen: Plötzliche Lichtblitze oder sternförmige Punkte im Sichtfeld.

Sensorische Symptome

  1. Kribbeln und Taubheit: Diese Empfindungen beginnen häufig in den Händen oder Armen und breiten sich allmählich aus.
  2. Sprachstörungen: Schwierigkeiten, Worte zu finden oder zu artikulieren. Dies wird als Aphasie bezeichnet.

Motorische Symptome

  1. Lähmungen: In seltenen Fällen kann es zu vorübergehenden Lähmungen oder Schwäche auf einer Körperseite kommen, bekannt als hemiplegische Migräne.

Diagnose einer Migräne mit Aura

Die Diagnose einer Migräne mit Aura basiert auf der Anamnese und den beschriebenen Symptomen. Ein Neurologe kann mittels detaillierter Befragung und neurologischer Untersuchung feststellen, ob die Kriterien für eine Migräne mit Aura erfüllt sind. Bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) können hilfreich sein, um andere Ursachen für die Symptome, wie einen Schlaganfall oder Tumor, auszuschließen.

Ursachen und Trigger: Was löst die Migräne mit Aura aus?

Die genaue Ursache der Migräne mit Aura ist noch nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch angenommen, dass genetische Faktoren und Veränderungen in der Hirndurchblutung eine Rolle spielen. Migräne-Trigger sind individuell verschieden, aber häufige Auslöser sind Stress, bestimmte Nahrungsmittel, hormonelle Schwankungen, Schlafmangel sowie Wetteränderungen.

Behandlung der Migräne mit Aura

Akute Maßnahmen

  1. Schmerzmittel: Over-the-counter Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol können die Schmerzintensität reduzieren.
  2. Triptane: Diese Medikamente sind speziell zur Behandlung von Migräne entwickelt. Sie sollten bei den ersten Anzeichen einer Aura eingenommen werden und helfen, die Migräneattacke zu unterbrechen oder abzuschwächen.
  3. Anti-Übelkeitsmittel: Da Migräne oft von Übelkeit begleitet wird, können Medikamente wie Metoclopramid oder Domperidon hilfreich sein.

Vorbeugende Behandlung

  1. Betablocker: Medikamente wie Propranolol können die Häufigkeit und Schwere von Migräneanfällen reduzieren.
  2. Antiepileptika: Topiramat und Valproat sind Beispiele für Medikamente, die zur Migräneprophylaxe eingesetzt werden.
  3. Calciumkanalblocker: Flunarizin wird häufig zur Vorbeugung von Migräne mit Aura verschrieben.

Alltagsbewältigung mit Migräne mit Aura: Nützliche Strategien

  1. Kopfschmerztagebuch führen: Dokumentieren Sie Ihre Migräneanfälle, um Muster und Trigger zu erkennen und zu vermeiden.
  2. Stressmanagement: Entspannungsverfahren wie Yoga, Meditation oder Atemübungen können helfen, Stress zu reduzieren, der oft ein Migräne-Trigger ist.
  3. Regelmäßiger Schlaf: Achten Sie auf einen regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus und vermeiden Sie Schlafmangel.
  4. Ernährung: Identifizieren und meiden Sie Nahrungsmittel, die Migräne auslösen können. Häufige Trigger sind Alkohol, Schokolade und Käse.

Was ist der Unterschied zu anderen Migränesymptomen?

Im Gegensatz zur Migräne ohne Aura, die keine Vorzeichen in Form von neurologischen Störungen hat, ist die Migräne mit Aura durch spezifische Vorzeichen gekennzeichnet. Diese Phase unterscheidet die beiden Formen deutlich, obwohl die Kopfschmerzphase selbst ähnlich verlaufen kann.

Atypische Auren und das Alice-im-Wunderland-Syndrom

Neben den typischen Aurasymptomen gibt es auch atypische Formen. Die Hirnstammaura verursacht Symptome wie Schwindel, Doppelbilder oder Bewusstseinsstörungen. Eine besonders seltene und faszinierende Form der Aura ist das Alice-im-Wunderland-Syndrom. Betroffene nehmen ihre Körpergröße oder die Größe ihrer Umgebung verändert wahr. Diese Wahrnehmungsverzerrungen sind vor allem bei Kindern und Jugendlichen verbreitet.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Erleben Sie plötzlich und erstmals Aura-Symptome oder verändern sich die Symptome, sollten Sie unbedingt ärztlichen Rat einholen. Besonders, wenn motorische oder sprachliche Beeinträchtigungen wie Lähmungen oder Sprachstörungen auftreten, ist eine sofortige Abklärung notwendig, um schwerwiegendere Ursachen wie einen Schlaganfall auszuschließen.

Fazit: Umgang mit Migräne mit Aura und ärztlicher Rat

Migräne mit Aura ist eine komplexe und oft belastende Erkrankung, die durch spezifische neurologische Symptome gekennzeichnet ist. Mit einer gezielten Diagnose, einer individuell abgestimmten Therapie und geeigneten Vorsichtsmaßnahmen im Alltag können Betroffene jedoch lernen, mit der Erkrankung umzugehen und ihre Lebensqualität zu verbessern. Bei neuen oder veränderten Symptomen ist es wichtig, ärztlichen Rat einzuholen, um ernsthafte Erkrankungen auszuschließen und eine optimale Behandlung sicherzustellen.

Über Sabine Binder

Sabine Binder ist staatlich anerkannte Physiotherapeutin mit Zusatzausbildungen in manueller Therapie, Neurologie, Pädiatrie und Schmerztherapie. Zudem ist sie Lehrerin und Schulleiterin für Gesundheitsberufe, wo sie bis 2015 unter anderem eine Physiotherapieschule leitete. Seit 2016 ist sie selbstständig mit einer eigenen Praxis für Physiotherapie und Schmerztherapie in Waltrop (Kreis Recklinghausen), in der sie angehende Physiotherapeuten auf ihr Staatsexamen vorbereitet und praktisch am Patienten ausbildet.

Wichtiger Hinweis: Die hier bereitgestellten Informationen dienen nur zu allgemeinen Informationszwecken und ersetzen nicht die professionelle Beratung und Behandlung durch einen Arzt. Bei Verdacht auf ernsthafte gesundheitliche Probleme oder bei anhaltenden Beschwerden sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.