Myasthenia gravis: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten
Myasthenia Gravis ist eine seltene, chronische Autoimmunerkrankung, die zu einer Schwäche der Skelettmuskulatur führt. Diese Erkrankung kann das tägliche Leben stark beeinträchtigen, indem sie Schwierigkeiten beim Sprechen, Schlucken oder sogar ernsthafte Atemprobleme verursacht. Hier erfahren Sie alles Wichtige über diese Krankheit - von ihren Ursachen und Symptomen bis hin zu Diagnosemöglichkeiten und Behandlungsmethoden.
Was ist Myasthenia Gravis?
Myasthenia Gravis (MG) ist eine neuromuskuläre Erkrankung. Das Immunsystem greift dabei fälschlicherweise die Verbindungen zwischen den Nerven und Muskeln an. Diese Verbindungen, die als neuromuskuläre Endplatten bezeichnet werden, sind entscheidend für die Muskelkontraktion. Bei MG blockieren Autoantikörper die Acetylcholinrezeptoren an den Muskelzellen, was zu einer gestörten Signalübertragung und letztlich zu Muskelschwäche führt.
Der Ursprung der Autoantikörper liegt oft im Thymus, einer Drüse des Immunsystems. Bei vielen MG-Patienten zeigt der Thymus ungewöhnliche Veränderungen, wie Thymushyperplasie oder Thymome, die in einigen Fällen bösartig sein können.
Symptome der Myasthenia Gravis
Die Symptome von Myasthenia Gravis variieren stark und können zwischen mild und schwer schwanken. Typisch ist, dass die Muskelschwäche bei körperlicher Belastung zunimmt und sich in Ruhephasen bessert. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Augenprobleme: Hängende Augenlider (Ptosis), Doppelbilder (Diplopie)
- Gesichtsmuskulatur: Schwierigkeiten bei der Mimik, Lidheberschwäche
- Kauen und Schlucken: Schwierigkeiten beim Kauen und Schlucken, was zu Erstickungsanfällen und wiederholten Atemwegsinfektionen führen kann
- Sprechen: Verwaschene oder nasal klingende Sprache
- Arme und Beine: Schwäche in Armen, Beinen und Nacken, Schwierigkeiten beim Treppensteigen oder Heben von Gegenständen
- Atemprobleme: Kurzatmigkeit, besonders beim Liegen oder nach körperlicher Anstrengung
Bei etwa 10 bis 20 Prozent der Patienten kann es zu sogenannten myasthenen Krisen kommen, bei denen eine schwere Atemlähmung auftritt und eine Notfallbehandlung erforderlich ist.
Diagnose von Myasthenia Gravis
Die Diagnose von Myasthenia Gravis erfordert eine Kombination aus klinischen Untersuchungen und spezifischen Tests:
- Klinische Untersuchung: Ärzte beurteilen die Muskelschwäche durch wiederholte Bewegungen und Tests wie den Simpson-Test oder den Tensilon-Test.
- Elektrophysiologie: Die Serienstimulation des motorischen Nervs und die Elektromyographie (EMG) messen die elektrische Aktivität der Muskeln und können eine gestörte Signalübertragung nachweisen.
- Laboruntersuchungen: Der Nachweis von Acetylcholinrezeptor-Antikörpern oder MuSK-Antikörpern im Blut ist ein wichtiger Indikator für MG.
- Bildgebung: Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) des Brustkorbs können Veränderungen im Thymus, wie Thymome, sichtbar machen.
Differentialdiagnosen wie Myopathien, Lambert-Eaton-Syndrom und amyotrophe Lateralsklerose müssen ausgeschlossen werden.
Behandlungsmöglichkeiten
Myasthenia Gravis ist zwar nicht heilbar, aber die Symptome können effektiv behandelt werden, um die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Die Behandlung umfasst:
- Medikamente: Acetylcholinesterasehemmer wie Pyridostigmin erhöhen den Acetylcholinspiegel und verbessern die Signalübertragung zwischen Nerven und Muskeln. Immunsuppressiva wie Kortikosteroide und Azathioprin unterdrücken die Autoimmunreaktion.
- Chirurgische Eingriffe: Bei einigen Patienten kann eine Thymektomie, die Entfernung des Thymus, die Symptome lindern oder sogar zur Remission führen.
- Plasmapherese und intravenöse Immunglobuline (IVIG): Diese Verfahren entfernen schädliche Antikörper aus dem Blut und werden bei schweren Fällen oder myasthenen Krisen eingesetzt.
Komplikationen
Eine der schwerwiegendsten Komplikationen bei Myasthenia Gravis ist die myasthene Krise, die lebensbedrohlich sein kann und eine sofortige medizinische Behandlung erfordert. Weitere mögliche Komplikationen sind wiederholte Atemwegsinfektionen und eine erhöhte Anfälligkeit für andere Autoimmunerkrankungen.
Leben mit Myasthenia Gravis
Mit der richtigen Behandlung und Änderungen des Lebensstils können viele Menschen mit Myasthenia Gravis ein fast normales Leben führen. Regelmäßige medizinische Überwachung, eine individuell angepasste Therapie und ein ausgewogenes Verhältnis von Aktivität und Ruhephasen sind entscheidend für die Bewältigung der Krankheit.
Über Sabine Binder
Sabine Binder ist staatlich anerkannte Physiotherapeutin mit Zusatzausbildungen in manueller Therapie, Neurologie, Pädiatrie und Schmerztherapie. Zudem ist sie Lehrerin und Schulleiterin für Gesundheitsberufe, wo sie bis 2015 unter anderem eine Physiotherapieschule leitete. Seit 2016 ist sie selbstständig mit einer eigenen Praxis für Physiotherapie und Schmerztherapie in Waltrop (Kreis Recklinghausen), in der sie angehende Physiotherapeuten auf ihr Staatsexamen vorbereitet und praktisch am Patienten ausbildet.
Wichtiger Hinweis: Die hier bereitgestellten Informationen dienen nur zu allgemeinen Informationszwecken und ersetzen nicht die professionelle Beratung und Behandlung durch einen Arzt. Bei Verdacht auf ernsthafte gesundheitliche Probleme oder bei anhaltenden Beschwerden sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.