Golfplatz Piesenkam: Kommt jetzt ein Solarpark?
Als Privatmann macht Josef Solleder mit einem Solarpark neben seinem Wohnhaus in Point bei Schaftlach den Vorreiter. Mit der Energiegenossenschaft schmiedet er unterdessen Pläne für ein weit größeres Bürgerprojekt. Es laufen Gespräche zur Nutzung von Flächen, die noch zum Golfplatz gehören.
Waakirchen – Um die Energiewende voranzubringen, scheut Josef Solleder kein Risiko. Statt die Genehmigung für den Solarpark neben seinem Wohnhaus in Point abzuwarten, hat er die Photovoltaik-Anlage im Dezember schon bestellt. „Einzelne Komponenten wie die Trafo-Station haben eine Lieferzeit von 60 Wochen“, berichtet er. Es war eine Vorauszahlung zu leisten. „Wenn’s nichts wird, habe ich ziemlich viel Geld in den Wind geschossen.“
Pilotprojekt in Eigenregie
Die Gesamtinvestition für den PV-Park mit 1720 Modulen und einer geschätzten Jahresleistung von einer Million Kilowattstunden beträgt 700 000 Euro. Je nach Strompreis ist die Anlage in zehn oder auch erst 15 Jahren abbezahlt. Solleder strebt aber nicht nur nach finanziellem Gewinn. Schon im Jahr 2011 hat er die Energiegenossenschaft Waakirchen-Schaftlach aus der Taufe gehoben, um die Nutzung der Sonnenkraft an seinem Heimatort voranzubringen. Die Genossenschaft, ein Bürgerprojekt, setzte sieben PV-Anlagen auf kommunale Gebäude. Aber Solleder will mehr: PV-Module auf freier Fläche, und zwar in Bürgerhand. Weil ein Privatmann schneller handeln kann als eine Genossenschaft, startete er das Pilotprojekt in Eigenregie.

Genehmigungsverfahren fast abgeschlossen
Das ist der Realisierung jetzt sehr nahe. „Es läuft gut“, sagt Solleder. Wie berichtet, hat der Gemeinderat Waakirchen einmütig beschlossen, ein Sondergebiet Energie Point Süd auszuweisen. Die Fläche gehört Solleder, es handelt sich um eine grüne Wiese neben seinem Wohnhaus. Seit Januar liegt ein positives Umweltgutachten vor. Die Signale vonseiten der Behörden stehen auf grün. „Ich rechne mit der finalen Genehmigung Anfang bis Mitte März“, erklärt Solleder.
Errichtet werden kann die Anlage voraussichtlich noch in diesem Jahr, in Betrieb gehen wird sie wohl erst 2025. Das ist den langen Lieferzeiten geschuldet, aber auch dem Umstand, dass die Anlage erst nach aufwendiger Zertifizierung ans Netz gehen darf. Verkaufen wird Solleder den Strom über einen Direktvermarkter.
Schafe sollen unter PV-Anlage weiden
Mit der Inbetriebnahme der PV-Anlage geht Solleder unter die Schafhalter. Über den Sommer soll eine kleine Herde von etwa zehn Tieren unter den PV-Modulen weiden und das Gras kurz halten. „Ich baue ihnen noch einen schönen Stall“, sagt Solleder. Seine private Freiflächen-PV-Anlage wird im Landkreis Miesbach die erste im Landschaftsschutzgebiet sein. Das zähe Genehmigungsverfahren habe ihn schon einiges an Nerven gekostet, sagt Solleder. „Aber jetzt wissen wir, wie’s geht.“
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Wir, das ist die Energiegenossenschaft, dessen Aufsichtsratsvorsitzender Solleder ist. Mit dem Vorstandsvorsitzenden Gerhard Kocher peilt er ein weit größeres Projekt an: die Errichtung einer Freiflächen-PV-Anlage mit Bürgerbeteiligung. Als Vorbild für die Finanzierung dient der Bürger-Windpark im Hofoldinger Forst. Beim Crowdfunding Ende Januar gingen innerhalb von zweieinhalb Stunden sechs Millionen Euro ein. „Das haben wir natürlich beobachtet“, sagt Kocher. Für ihn ist eine Anlage zur Erzeugung regenerativer Energie in Bürgerhand die beste Option: „Das Geld bleibt bei den Bürgern und geht nicht an Konzerne.“
Golfplatz soll ganz auf Südseite verlegt werden
Allerdings ist es ausgesprochen schwer, geeignete Flächen zu finden. Da passt es, dass Karlheinz Krutz. Betreiber des Golfplatzes in Piesenkam, mit dem Gedanken spielt, den nördlichen Teil der Golfanlage aufzugeben. Aktuell teilt eine Kreisstraße den Platz in zwei Hälften. Um der Sicherheit willen müsste Krutz eine Unterführung oder zumindest eine oberirdische Querungshilfe bauen. „Wir haben die Idee, alles auf die Südseite zu verlegen“, berichtet Krutz. Es solle aber wieder eine 18-Loch-Anlage werden.
Umwidmung zum Solarpark angestrebt
So entstand der Gedanke, einen Teil des Golfplatzes zum Solarpark umzuwidmen. Es gab erste Gespräche. „Aber wir stehen ganz am Anfang“, sagt Kocher. Wie auch Krutz hat er bereits mit Bürgermeister Norbert Kerkel über die Möglichkeiten am Golfplatz gesprochen. Kerkel hat Krutz zunächst aufgefordert, seine Vorstellungen von der Umgestaltung des Golfplatzes dem Ortsplanungsausschuss darzulegen. Dies dürfte eine kontroverse Diskussion auslösen: Die unerfüllte Forderung nach einer Unterführung sorgt seit Jahren für Ärger. Grundsätzlich steht Kerkel der Idee eines PV-Parks mit Bürgerbeteiligung nicht ablehnend gegenüber: „Das ist im Zeichen der Energiewende durchaus eine Betrachtung wert.“