„Habe ein Monster erschaffen“: Ex-Manager teilt vor US-Wahl gegen Donald Trump aus

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Vor seiner Zeit als Politiker war Donald Trump als beinharter Unternehmer bekannt. Ein TV-Macher bereut, ihn für eine Show in ein viel zu gutes Licht gerückt zu haben.

Washington – Es ist höchste Zeit, um Abbitte zu leisten, findet John D. Miller. Und eine Warnung loszuwerden. Noch vor der US-Wahl am 5. November. Denn an jenem Tag könnte Donald Trump zum zweiten Mal zum US-Präsidenten gewählt werden. Was Miller unbedingt verhindern will.

Deshalb meldete sich der ehemalige Chief Marketing Officer von „NBC“ und „NBC Universal“ auf der Nachrichten-Website US News & World Report zu Wort. Dort veröffentlichte der 74-Jährige einen Kommentar unter dem Titel „Wir haben ein Monster erschaffen: Trump war eine TV-Fantasiefigur, die für ‚The Apprentice‘ erfunden wurde“.

US-Wahl: TV-Macher warnt vor Trump - „Ich habe dabei geholfen, ein Monster zu erschaffen“

In der angesprochenen NBC-Reality-Sendung, die zwischen 2004 und 2017 ausgestrahlt wurde, suchte der heutige Republikaner Staffel für Staffel einen neuen Angestellten, dem ein mit 250.000 US-Dollar dotierter Einjahresvertrag im Unternehmen von Trump winkte. Im Vordergrund stand aber wohl vielmehr die Profilierung des Entertainers, dessen Ausspruch „You’re fired!“ für ausgeschiedene Kandidaten zum geflügelten Wort wurde.

Miller beginnt seinen Text mit einer Erklärung: „Ich möchte mich bei Amerika entschuldigen. Ich habe dabei geholfen, ein Monster zu erschaffen.“ Er habe das Team hinter der Sendung, dessen Gesicht offensichtlich Trump war, angeführt und diesem damit außerhalb von New York zu Bekanntheit verholfen. Dabei sei der heutige Politiker damals lediglich für sein überdimensioniertes Imperium bekannt gewesen und in Klatschspalten der Promis aufgetaucht.

Donald Trump steht mit Cap am Rednerpult und schaut nach hinten
Blick zurück: Donald Trump wird im Wahlkampf-Endspurt von der Vergangenheit eingeholt. © IMAGO / ZUMA Press Wire

Trump und „The Apprentice“: „Hat vor und während der Produktion mehrmals Konkurs angemeldet“

„Um die Show besser zu verkaufen, haben wir das Narrativ kreiert, dass Trump ein supererfolgreicher Geschäftsmann sei, der wie ein König lebte“, verrät Miller. Damit sei er erfolgreicher dargestellt worden, als er wirklich war: „Fakt ist, dass Trump vor Beginn der Produktion viermal Konkurs angemeldet hat und noch mindestens zwei weitere Male während der 14 Staffeln, an denen er teilnahm.“

Der Sitzungssaal, in dem Trump regelmäßig die Kandidaten lauthals rauswarf, sei lediglich eine Kulisse gewesen, „weil sein echter Sitzungssaal zu alt und zu schäbig fürs Fernsehen war“. Er sei die optimale Wahl für die Besetzung dieser Figur gewesen, weil wirklich erfolgreiche Geschäftsleute zu beschäftigt gewesen seien, um an der Show teilzunehmen und obendrein nicht bereit gewesen wären, Gewinner einer Reality-TV-Show für ihr Unternehmen anzuheuern.

TV-Macher Miller bedauert TV-Werbung für Trump: „Positives Bild entsprach nicht der Wahrheit“

„Trump hatte keinerlei Bedenken“, schreibt Miller: „Er hatte viel Zeit für die Aufnahmen, liebte die Aufmerksamkeit und bekam in der Öffentlichkeit ein positives Bild, das nicht der Wahrheit entsprach.“ Die Show sei intensiv beworben worden, wobei hinsichtlich Trump „stark übertrieben“ worden sei: „Um es mit seinen eigenen Worten zu sagen: Es waren ‚Fake News‘, die wir wie einen schweren Schneesturm über Amerika ausgeschüttet haben.“

Mit ungeahnten Folgen: „Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass das Bild eines erfolgreichen Geschäftsmannes, das wir von Trump gezeichnet haben, ihm dabei helfen könnte, ins Weiße Haus katapultiert zu werden.“ Im Weiteren charakterisiert Miller den wohl umstrittensten Politiker der US-Geschichte. Dieser sei „außerordentlich leicht zu manipulieren“, was auf dem Posten des mächtigsten Mannes der Welt eine besonders gefährliche Eigenschaft darstellt.

„Schmeicheln Sie ihm und er ist gefügig“, zeigt Miller die Taktik auf, um Trump zu zähmen: „Auch führende Persönlichkeiten der Welt, darunter offenbar der russische Machthaber Wladimir Putin und der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un, haben das herausgefunden.“

Donald Trump (l.) an einem Tisch mit einer Frau und zwei Männern
Donald Trump (l.) in seinem Element: In der NBC-Sendung „The Apprentice“ feuerte er Kandidaten jahrelang nach Belieben und wurde dafür gefeiert. © IMAGO / Everett Collection

Trump vor der US-Wahl: Drohungen und eigene Sicht der Dinge immer wiederholen

Bei einer weiteren Schwäche liefert der Marketing-Experte ein aktuelles Beispiel. Denn Trump sei auch dünnhäutig und wünsche sich Vergeltung für diejenigen, die ihn kritisieren: „Das ist nicht sehr geschäftsmäßig – und ganz sicher ist es nicht präsidial.“

Dabei verweist Miller darauf, dass der Präsidentschaftskandidat der Republikaner gerade erst in einem Fox-Interview all jenen, die sich offen gegen ihn stellen, mit der Nationalgarde oder sogar dem Militär gedroht hat. Trump hatte in diesem Zusammenhang vom „Feind im Inneren“ gesprochen, in seinen Augen handelt es sich um „kranke Menschen, linksradikale Irre“.

Schon zu Zeiten der US-Show – nicht zu verwechseln mit dem gerade laufenden Kino-Film mit gleichem Namen – habe Trump dazu geneigt, seine eigene Sicht der Dinge immer und immer zu wiederholen. Weil er glaube, je öfter er das tue, desto größer sei die Chance, dass die Menschen es ihm glauben. So habe er andauernd wiederholt, „The Apprentice“ sei die beliebteste TV-Show.

„Aber das war nicht so. Nicht für eine Woche, nicht für eine Staffel. Ich habe die Zahlen gesehen. Er hat sie gesehen und gehört, aber das machte keinen Unterschied“, erinnert sich Miller. Schon damals habe es Trump gehasst, wenn seine Aussagen einem Fakten-Check unterzogen wurden.

Trump und seine wirre Idee: Kandidaten in TV-Show nach Hautfarbe in Teams aufteilen

Seine Show zu überhöhen, sei eine Sache. Viel gefährlicher sei es jedoch, Migranten vorzuwerfen, sie würden Hunde und Katzen essen, die Corona-Pandemie zu verharmlosen oder sich weiter als eigentlichen Gewinner der Wahl aus dem Jahr 2020 zu bezeichnen.

Hinzu kommen wirklich wirre Ideen. So habe Trump ihm während der Abschlussparty der dritten Staffel der Show einen Vorschlag gemacht, der tief blicken lässt: „Er sagte mir, wir sollten ein Team mit Schwarzen bilden, das gegen Weiße antritt.“ Weil es bei Trump immer um Geld gehe, habe er ihm geantwortet, dass sich dafür keine Sponsoren finden lassen würden: „Aber er hat einfach nicht verstanden, warum das eine so schlechte Idee ist.“

So lernten ihn Millionen US-Amerikaner vor seiner Polit-Karriere kennen: Donald Trump war der Hauptprotagonist der TV-Sendung „The Apprentice“. © IMAGO / Everett Collection

Republikaner wendet sich von Trump ab: Wahlempfehlung für Harris - „Land wird besser dran sein“

Nun bereut Miller nach eigenen Angaben nicht nur, dass durch „The Apprentice“ ein viel zu positives Bild von Trump entstanden sei. Sondern auch, dass er so lange gebraucht habe, um mit seinen Sorgen an die Öffentlichkeit zu gehen. Jetzt aber sei es höchste Eisenbahn gewesen.

Denn Amerika stehe vor einer kritischen Wahl. „Sollte dieser ältere Möchtegern-Kaiser ohne Kleider, der dafür bekannt ist, die Wahrheit zu dehnen und zu verleugnen, erneut Präsident werden?“, fragt Miller.

Und legt nach: „Falls Sie denken, dass Trump besser für Sie oder das Land ist, ist das eine Illusion, so wie es auch ‚The Apprentice‘ war.“ Für Miller kann es nur eine Wahl geben: „Selbst wenn Sie ein geborener Republikaner sind, wie ich es war, empfehle ich Ihnen dringend, für Kamala Harris zu stimmen. Das Land wird besser dran sein und Sie auch.“ (mg)

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