Studie gibt Einblick in Russlands Verluste: Putins Soldaten sterben am häufigsten aus einem Grund
Eine Studie hat die häufigsten Todesursachen von russischen Soldaten untersucht. Auch im Ukraine-Krieg sind die Verluste weiter hoch. Wird Putin seine Taktik ändern?
Moskau – Wladimir Putins Russland erleidet im Ukraine-Krieg weiterhin hohe Verluste. Eine von russischen Militärärzten durchgeführte Studie hat jetzt die häufigsten Todesursachen von russischen Soldaten in modernen Konflikten enthüllt. Ihr zufolge sterben fast drei Viertel aus einem Grund.
Das „Military Medical Journal“ untersuchte tödliche Verletzungen, denen das russische Militärpersonal in „modernen bewaffneten Konflikten“ ausgesetzt war. Dabei wurden sowohl diejenigen Soldaten betrachtet, die auf dem Schlachtfeld getötet wurden, als auch diejenigen, die sich im vorklinischen Stadium der Evakuierung befanden.
Russland erleidet weiter hohe Verluste – drei Viertel der Soldaten sterben aus einem Grund
Dabei kam die Studie zu dem Schluss, dass 74,5 Prozent der Todesfälle auf Explosionen zurückzuführen waren, wie die unabhängige russische Nachrichtenagentur Vyorstka berichtete. An zweiter Stelle standen mit 14,7 Prozent Todesfälle aufgrund von Schussverletzungen durch Kleinwaffen, deren überwiegende Mehrheit (83,7 Prozent) auf einzelne Wunden zurückzuführen war.

Etwas mehr als vier Prozent der Todesfälle waren demnach auf thermische Verletzungen – z. B. Verbrennungen – und die gleiche Zahl auf stumpfe Gewalteinwirkung zurückzuführen. Weitere Todesursachen waren Stichverletzungen, Erstickung, Ertrinken, Vergiftungen und Erkrankungen wie Herzversagen.
Westliche Waffen fügen Putin hohe Verluste zu – genau Zahlen im Ukraine-Krieg unklar
In der Studie wird der Ukraine-Krieg zwar nicht namentlich erwähnt, die Forscher würden Vyorstka zufolge aber von Verletzungen durch M30A1-Raketen sprechen. Diese können von den ukrainischen Streitkräften im Krieg gegen Russland mit dem von den USA gelieferten HIMARS-Mehrfachraketenwerfern (High Mobility Artillery Rocket System) abgefeuert werden. Laut den Autoren des Berichts gehören diese zu den Waffen, deren Zerstörungskraft die Todesrate erhöht habe. Sie könnten kombinierte Verletzungen verursachen, bei denen mehrere Organe betroffen sind, hieß es weiter.
Wie hoch die russischen Verluste im Ukraine-Krieg genau sind, ist schwer einzuschätzen. Die russische Armeeführung hält sich zu den eigenen Verlusten weitestgehend bedeckt. Einen Hinweis darauf könnten die neuesten Schätzungen des ukrainischen Generalstabs geben. Laut den am Donnerstag (18. Oktober) veröffentlichten Zahlen belaufen sie sich seit Beginn des Ukraine-Kriegs am 24. Februar 2022 auf 675.800 Getötete oder Verwundete. Die Angaben können jedoch nicht unabhängig überprüft werden. Aber auch andere Schätzungen deuten auf hohe Verluste hin. Das britische Verteidigungsministerium gab an, dass die durchschnittliche Zahl der täglichen Opfer im September bei heftigen Kämpfen an mehreren Fronten bei 1.271 gelegen haben soll.
Verluste in keinem Verhältnis zu Geländegewinn – Putins brutale Taktik im Ukraine-Krieg
Dabei stehen die zunehmenden Verluste in keinem Verhältnis zu den Gebietsgewinnen Moskaus, ist ein hochrangiger US-Verteidigungsbeamter überzeugt. „Die russischen Verluste, sowohl Tote als auch Verwundete, überstiegen bereits im ersten Kriegsjahr die Gesamtzahl aller sowjetischen Verluste in allen Konflikten seit dem Zweiten Weltkrieg zusammen“, so der Beamte vergangene Woche gegenüber der ukrainischen Zeitung Kyiv Independent. Steigenden Verluste an der Front könnten ihm zufolge auch die Rekrutierungsbemühungen des russischen Militärs behindern und den Kreml unter Druck setzen, eine neue Mobilisierungswelle einzuleiten.
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Ein weiterer hochrangiger US-Militärbeamter erklärte gegenüber Defense News, dass Moskau wahrscheinlich weiterhin auf zahlenmäßige Überlegenheit setzen werde, um trotz der hohen Opferzahlen schrittweise Geländegewinne zu erzielen. „Das ist sozusagen die russische Art der Kriegsführung, bei der sie weiterhin Masse in die Waagschale werfen, und ich denke, wir werden weiterhin hohe Verluste verzeichnen“, so seine Prognose. (tpn)