Ein 31-Jähriger soll mit seiner Freundin mehrere Hofläden bestohlen und die Kassen geplündert haben. Der Münchner plädierte auf seine Unschuld: Er habe von den Diebstählen seiner Freundin nichts gewusst. Er wurde freigesprochen.
Miesbach – Aus Geldmangel soll ein Pärchen die Kassen mehrerer Hofläden in den Landkreisen Miesbach und Erding geplündert und dort Lebensmittel gestohlen haben. Insgesamt entstand den betroffenen Landwirten ein Schaden von 385 Euro. Jetzt stand der 31-jährige, in München wohnhafte Slowake vor dem Amtsgericht Miesbach. Die Fahndung nach seiner Freundin läuft derzeit. Gegen die Frau erging Haftbefehl.
Angeklagter beteuert Unschuld
„Ich fühle mich unschuldig“, beteuerte der Angeklagte. Er habe nie die Absicht gehabt, zu stehlen. Es sei die Idee seiner Freundin gewesen, bei den Höfen einzukaufen. Er selbst habe meist draußen im Auto auf sie gewartet. Ausgewählt und bezahlt habe immer seine Freundin. Seltsam sei es doch, fand die Staatsanwältin, dass zwei junge Leute, stets knapp bei Kasse, lange Autofahrten aufs Land machten, um dort ungleich teurer einzukaufen.
Einkauf und Bezahlung in seinem Hofladen liefen auf Vertrauensbasis, sagte ein 40-jähriger Landwirt aus Miesbach. Doch beim abendlichen Kassensturz habe seine Frau damals bemerkt, dass alle Geldscheine verschwunden gewesen seien. Nur Kleingeld sei in der Kasse verblieben. Auf dem Überwachungsvideo des Ladens sei dann das Pärchen beim Einkauf zu sehen gewesen. Der Mann habe die Lebensmittel hinausgetragen, die Frau so getan, als stecke sie einen Hunderter in die Kasse, habe diesen dann aber wieder herausgezogen und sei verschwunden.
Beweis-Videos zeigen Pärchen
Tags darauf habe man alle Kunden beobachtet. Doch gerade als die Familie abends im Stall war, sei das Paar wieder aufgetaucht. Die Frau, auf dem Video genau zu erkennen, habe den Laden allein betreten, um ein Eis mitzunehmen – und den Inhalt der Kasse. Bei Sichtung der Filme schüttelte der Angeklagte nur völlig ungläubig und irritiert lachend den Kopf über die Aktivitäten der Partnerin. Er entschuldigte sich und sicherte dem Landwirt einen Ausgleich des Schadens zu.
Auch bei zwei Bauern aus dem Erdinger Raum waren diese „Einkäufe“ nach demselben Muster abgelaufen. Die Frau habe in Anwesenheit des Partners einen Einkauf vorgetäuscht, mal Zwiebeln, mal Nudeln abgewogen oder Gummibärchen ausgesucht, erinnerte sich ein 34-jähriger Landwirt. Einmal habe das Paar einige Münzen in fremder Währung in die Kasse gelegt, wie auf der Videoüberwachung zu sehen war. Letztlich habe man die beiden bei seinem Nachbarn dingfest machen können.
Freundin belog den Münchner
Durch einen günstigen Zufall ertappte er die Diebin schließlich auf frischer Tat, schilderte der 32-Jährige. Es war bereits der vierte Besuch der unredlichen Kundschaft. Ein Kunde, zufällig Polizist, habe ihn gesucht, weil im Hofladen ein Automat defekt gewesen sei. Als sie den Raum dann betreten hätten, habe die Dame gerade die Kasse ausgeräumt. Sie hätten die Frau aufgehalten, die gleich frech geworden sei und sich zum Auto habe drängen wollen. Unterdessen habe sein telefonisch informierter Nachbar jedoch mit dem Traktor die Zufahrt versperrt.
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So wandte sich das Blatt zugunsten des Angeklagten: Er wurde freigesprochen. Seltsam sei es zwar schon, dass alles so ganz ohne sein Wissen passiert sein solle, merkte Richter Walter Leitner an. Doch offenbar habe ihn seine eigene Freundin tatsächlich belogen und getäuscht. Sie könne freilich nicht auf einen Freispruch hoffen.
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