Goldene OP-Schuhe als Geschenk: Kreisklinikum verabschiedet Chefarzt - nach 25 Jahren

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Hielt es nicht mehr auf den Sitzen: Die gut 120 Gäste applaudierten Hans Martin Schardey für dessen 25-jähriges Wirken im Kreiskrankenhaus. © Krankenhaus

Er war ein Mann der ersten Stunde im Krankenhaus Agatharied. Jetzt hat sich Hans Martin Schardey nach 25 Jahren als Chefarzt in den Ruhestand verabschiedet. Mehr als 120 Gäste feierten ihn.

Agatharied – Hände von der Größe einer Bratpfanne, die so feinfühlig sind, dass sie Fäden so dünn wie Spinnweben knüpfen können: Ja, Professor Hans Martin Schardey hörte bei seiner Verabschiedung so einige plastische Beschreibungen seines 25 Jahre langen Wirkens im Krankenhaus Agatharied (wir berichteten). Obendrein gab’s laut Pressemitteilung humorvolle Tipps, wie der Chefchirurg seine geübten OP-Finger auch im Ruhestand gewinnbringend einsetzen könnte: beim Flicken eines Fahrradschlauchs mit Gefäßprothesen oder bei der Abflussreinigung mit endoskopischem Werkzeug.

Mehr als sechs Stunden lang feierten rund 120 geladene Gäste, darunter viele Ärzte, Pflegekräfte, Landrat Olaf von Löwis, Freunde und natürlich Familienmitglieder den „Chefarzt der ersten Stunde“ und seine vielen Erfolge im Krankenhaus Agatharied. „Ein Feuerwerk an Emotionen“ sei dabei abgebrannt worden, wird Klinikvorstand Benjamin Bartholdt in einer Pressemitteilung zitiert. Auch dank des bunten Programms mit Reden und Vorträgen, Filmen und sogar musikalischen Einlagen, das die Wegbegleiter Schardeys auf die Beine gestellt hatten, habe man viel gelacht, aber auch ein paar Tränen der Rührung vergossen.

Chirurg war Mann der ersten Stunde im Krankenhaus Agatharied

Kurz nach der Eröffnung des neuen Kreiskrankenhauses reichte der in Hamburg geborene und studierte Mediziner im November 1998 seine Bewerbung ein. 1999 trat der Chirurg, der im Januar 67 Jahre alt wird, nach Tätigkeiten in vielen verschiedenen Ländern auf mehreren Kontinenten seinen Dienst in Agatharied an. Die anfangs noch kleine Allgemeinchirurgie sei unter seiner Führung stetig gewachsen und schließlich in spezialisierte Bereiche mit den Schwerpunkten Allgemein- , Viszeral-, Gefäß- und endokrine Chirurgie strukturiert worden. In allen Bereichen könne man die Patienten sowohl offen chirurgisch, minimal invasiv endoskopisch oder interventionell behandeln, teilt das Krankenhaus mit.

Ob der rund um die Uhr an allen Wochentagen erreichbare gefäßchirurgische Rufdienst, die Gründung des Gefäßzentrums Oberland, der größten Hernienabteilung im Oberland, die Pionierarbeit in der narbenlosen endoskopischen Schilddrüsenchirurgie, die Zertifizierung als Darmkrebszentrum, die Gründung des Pankreaszentrums Oberland unterstützt durch Strahlentherapie und onkologische Tagesklinik: Die Liste an Erfolgen, auf die Schardey und sein Team zurückblicken können, ist lang.

Sichtlich gerührt: Hans Martin Schardey.
Sichtlich gerührt: Hans Martin Schardey. © Krankenhaus

Doch mindestens genauso sehr wird der Chefarzt als geschätzter Kollege, Freund und Vorgesetzter im Krankenhaus in Erinnerung bleiben, heißt es in der Mittelung. Zahlreiche Geschichten hätten von Schardeys großer Gastfreundschaft gezeugt. So habe er etwa viele Jahre lang die „legendären Sommerfeste der chirurgischen Fächer“ auf seinem Hof bei Laffenthal in Gmund ausgerichtet. Schardeys früherer Mitarbeiter, der heutige Vorsitzende des ärztlichen Kreisverbands, Dr. Thomas Straßmüller, bezeichnete ihn als „besten Chef, den ich je hatte“. Von einer Zusammenarbeit so eingespielt und aufeinander abgestimmt wie bei einem Ehepaar sprach Professor Ulrich Brunner, der zeitgleich mit Schardey als Chefarzt in der Unfallchirurgie und Orthopädie in Agatharied gestartet war. Mit dem eingangs zitierten Vergleich von Schardeys großen und doch geschickten Händen würdigte Professor Stefan Schopf als früherer Oberarzt die operativen Fertigkeiten des angehenden Ruheständlers.

Chefarzt sichtlich berührt vom vielen Lob

Dem war laut Mitteilung den ganzen Abend über anzusehen, „wie überaus ergriffen und berührt er von den Beiträgen und Worten seiner Gäste war“. In aller Bescheidenheit habe sich Schardey dafür bedankt und betont, er habe immer nur versucht, seine Arbeit möglichst gut zu machen und dabei vor allem von seinem „sensationellen Team profitiert“. Dass seine Strahlkraft aber auch in der Familie Spuren hinterlassen habe, könne man unter anderem daran erkennen, dass seine beiden Töchter (eine als Ärztin, eine in der Pharmazie) ebenfalls Berufe in der Medizin ergriffen hätten.

Wie es im Krankenhaus Agatharied ohne Schardey weitergehen soll, könne man sich „noch gar nicht richtig vorstellen“, sagte Vorstand Bartholdt. Wenn man sich doch irgendwann daran gewöhnen könne, dann nur, weil man zusammen mit Professor Schardey „tollen Nachfolger auswählen und so den Weg für eine Fortführung der Erfolgsgeschichte ebnen“ konnte.

Damit der scheidende Chefarzt sein Team im Klinikum im Ruhestand nicht so schnell, vergisst, überreichte ihm dieses ein durchaus hobbytaugliches Stück Arbeitskleidung: goldene OP-Schuhe für die Gartenarbeit.

sg

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