Heilige Nacht in Fischbachau: Veranstalter nennt Gründe für schleppenden Vorverkauf
Die „Heilige Nacht“ in Fischbachau war jahrelang ein Selbstläufer im Vorverkauf. Heuer jedoch gehen die Tickets nur schleppend weg. Veranstalter und Sprecher Andreas Estner hat einen Verdacht.
Fischbachau – Es ist ein ungewohnter Hilferuf. In den vergangenen neun Jahren war die „Heilige Nacht“ am 23. Dezember im Fischbachauer Klostersaal bereits nach wenigen Tagen ausverkauft. Heuer jedoch gehen die Tickets nur schleppend weg. Veranstalter und Sprecher Andreas Estner hat einen Verdacht.
Herr Estner, nicht mal die Hälfte der Karten für die Heilige Nacht im Klostersaal sind verkauft. Ist der Thoma-Klassiker nicht mehr gefragt?
Andreas Estner: Ich behaupte das Gegenteil: Die Heilige Nacht ist ein Modephänomen bei manchen Veranstaltern geworden. Wir beobachten, dass heuer einige große Agenturen damit in den Landkreis gedrängt sind. Die holen sich meistens prominente Namen für die Lesung und haben natürlich auch ein anderes Werbebudget als wir – und verlangen höhere Eintrittspreise. Sie nutzen die Heilige Nacht als Verkaufsschlager – und machen es kleinen Kulturschaffenden und Veranstaltern sehr schwer. Der eigentlichen Bedeutung des Textes werden sie durch dessen inflationäre Verwendung aber nicht gerecht.
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Aber kann man beim Vorlesen denn so viel falsch machen?
Andreas Estner: Es gibt auf jeden Fall Qualitätsunterschiede. Um die feinen Schattierungen eines solchen Klassikers zu erkennen und sie auch wiedergeben zu können, muss man sich intensiv damit beschäftigen. Ich habe zwischen 20 und 30 Fassungen der Heiligen Nacht studiert. Erst mit der Zeit habe ich begriffen, wie viel Tiefe da drin steckt. Ganz wichtig ist auch der Dialekt. Der muss zu 100 Prozent sitzen, sonst kratzt man nur an der Oberfläche oder es wird gruselig.
Wie viel bedeutet Ihnen die Heilige Nacht ganz persönlich?
Andreas Estner: Sie gehört für mich zu Weihnachten dazu. Ich bin über die Jahre so tief mit diesem Text verwurzelt, dass mir sogar im Alltag manchmal plötzlich ein Zitat daraus einfällt. Zum Beispiel, wenn ich mit dem Auto bei widrigem Wetter unterwegs bin. Da spüre ich, wie sehr ich mit diesem Werk verwachsen bin. Umso mehr genieße ich es, daraus in meiner Heimatgemeinde Jahr für Jahr am Tag vor Heilig Abend lesen zu dürfen.
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Die Heilige Nacht
von Ludwig Thoma mit Sprecher Andreas Estner, dem Haushamer Bergwachtgsang und Veronika Estner (Harfe) beginnt am Samstag, 23. Dezember, um 20 Uhr im Klostersaal in Fischbachau. Karten zum Preis von 13 Euro (Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre frei) gibt es im Tourismusbüro (0 80 28 / 8 76).
sg