Crachia bringt Hausham mit Faschingszug in Partylaune
Weitgehend unpolitisch ist der Faschingszug der Crachia am Sonntag durch Hausham gerollt: Ledige Heinos statt Spott, lustige Tiere statt Kritik. Das Miesbacher Warmbad und das Haushamer Volkfest waren den Narren aber doch ein paar Wagen wert.
Hausham – Barbie kramt einen pinken Dosen-Prosecco aus ihrer pinken Handtasche. Mit Bier fürs Foto posieren – das geht gar nicht, findet sie. Sie ist mit ihrer Freundin, einer braunhaarigen Barbie, zum Feiern aus Miesbach gekommen: „Das Schöne am Fasching ist: Man fällt nicht auf“, sagt Barbie, die eigentlich Birgit Eller heißt. So könne man es auch mit Anfang 40 noch krachen lassen, und keiner störe sich daran.

Warum auch? Es ist der erste Faschingszug nach fünf langen Jahren Pause, und die Menschen wollen Party machen. Kritik an der Ampel? Unzufriedenheit mit der politischen Großwetterlage? Das nimmt in Hausham keinen Platz ein an diesem nass-kalten Sonntag. Mönche, zweibeinige Bierkästen, Schlümpfe und Aerobic-Trainer aus den 80er-Jahren säumen die Tegernseer Straße bis zum Bahnhof. „Jochen, mach’ mal Stimmung!“, brüllt der als Teufel verkleidete Crachia-Moderator auf der Bühne am Bahnhof in sein Mikrofon, und DJ Einheizbrei legt los. „Es ist Samstagabend und die Dinge stehen schlecht, ich bin auf der Suche nach dem weiblichen Geschlecht“, tönt es aus den Lautsprechern. Selige Gesichter, wippende Knie, heißer Aperol und Jagertee – das Ramba Zamba am Bahnhof ist eröffnet um Punkt 13.13 Uhr.

Zur gleichen Zeit setzt sich auf dem Parkplatz des ehemaligen Nettomarkts an der Tegernseer Straße der Faschingszug in Bewegung. 19 Gruppen sind es laut Crachia-Zugbegleiter Paul Martin. Der erste – ein mit Brezen geschmücktes Bierzelt – chauffiert augenzwinkernd „die elf Festwirte“ des Haushamer Volksfestes 2023. Es ist bekanntlich ausgefallen, weil die Gemeinde als Veranstalter keinen Festwirt fand, nachdem Glück-Auf-Gastronom Hans Seidl abgesprungen war. Auch an Bord des fahrenden Festzelts sind ein lächelndes Bierfass und eine Piratin. „Es ist eine große Ehre, dass die Ilse heute da ist“, sagt das Bierfass, alias Bürgermeister Jens Zangenfeind (FWG), und prostest der Piratin, keine Geringere als Landtagspräsidentin und Stimmkreisabgeordnete Ilse Aigner (CSU), zu. Die wirft Bonbons in die Menge und winkt. Das ausgefallene Volksfest macht auch der Trachtenverein Schlierachtaler mit seinem Wagen zum Thema.
Die Haberer Miesbach fahren in einem Schwimmbecken mit, das Bikini-Schönheiten schmücken. „(w)ARMbad Miesbach“ steht darauf und: „Hier gehen Kinderträume baden.“ An der Umkleidekabine des Bademeisters steht: „1886 bis 2024 – In stiller Trauer, totdiskutiert.“ Aber das war es dann auch schon mit den politischen Botschaften, abgesehen von einem Mensch-Ärgere-Dich-nicht-Spiel-Wagen, bei dem Grün nicht mitspielen darf. Ansonsten: harmlose Heiterkeit.

„Wir haben uns bewusst gegen was Politisches entschieden, wir wollten einfach was Unbeschwertes machen“, sagt zum Beispiel Andreas Nickerl, Vorsitzender des Agatharieder Burschenvereins. Seine Truppe hat in Anlehnung an den Trickfilm Madagaskar einen fahrende Insel gebaut, die Zebras, Affen und Nilpferde bevölkert. Sie wird bei der späteren Prämierung des besten Wagens durch eine Jury den ersten Platz machen. Gefolgt vom rosaroten Disney-Wagen der Showgarde der Crachia sowie dem „Obacht, Kuschelig“-Wagen der Crachia-Gardemäuse, die sich in Anlehnung an den Film „König der Löwen“ ebenfalls tierisch in Schale geworfen haben.
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Frivol geben sich „Die Ledigen“: Die blonden Heinos setzen die Kirchentournee des Schlagerstars fort. „Ich will zehn nackte Frisösen, mit richtig feuchten... Haaren!“, schallt gerade Heinos Stimme aus dem zum Gotteshaus umgebauten Wagen. Dass in der Jury auch Pfarrer Michael Mannhardt sitzt – geschenkt. Johannes Koller (20), der als Rockstar verkleidet mit seiner Freundin Maria Holzinger (22) aus Schliersee gekommen ist, findet: „Im Fasching gibt’s nichts Peinliches.“
