Wo in Bayern das Erdbeben-Risiko am höchsten ist

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In Bayern gibt es in zwei Regionen ein durchaus vorhandenes Erdbeben-Risiko. Welche das sind und wie groß die Gefahr ist.

München – Immer wieder erschüttern verheerende Erdbeben verschiedene Regionen auf der ganzen Welt. Lebhaft im Gedächtnis geblieben sind da zum Beispiel das Erdbeben zwischen Türkei und Syrien Anfang 2023, bei dem mehrere zehntausend Menschen starben. Oder das Seebeben vor der japanischen Küste, in dessen Folge ein verheerender Tsunami auf das Festland traf und die Nuklearkatastrophe von Fukushima auslöste.

Auch in Bayern gibt es in zwei Regionen eine zwar geringe, aber durchaus vorhandene Erdbeben-Gefahr. (Symbolbild)
Auch in Bayern gibt es in zwei Regionen eine zwar geringe, aber durchaus vorhandene Erdbeben-Gefahr. (Symbolbild) © IMAGO / imagebroker

Ende April gab es nun wieder ein Erdbeben in Istanbul, durch das mehr als 200 Menschen verletzt wurden. Bei solchen Katastrophen stellt sich stets auch die Frage, ob das in Europa auch möglich ist. Inwieweit sind die Menschen hier in Bayern einer solchen Gefahr ausgesetzt?

Erdbeben-Gefahr in Bayern: Risiko ist gering – aber "nicht vernachlässigbar“

Tatsächlich bebt auch immer wieder in Deutschland die Erde. Laut agrarheute.com ereignete sich das schwerste Erdbeben der jüngeren Vergangenheit in Deutschland im Jahr 1911 in Albstadt-Ebingen (Baden-Württemberg). Es hatte eine Stärke von 6,1. Im Jahr 2022 bebte die Erde in Jungingen mit einer Stärke von 3,9.

Auch das ESKP – die „Earth System Knowledge Platform“ (A. d. R.: die Wissensplattform des Forschungsbereichs Erde und Umwelt der Helmholtz-Gemeinschaft) schreibt in einem Bericht: „Die Erdbebengefährdung in Deutschland ist im globalen Vergleich zwar relativ gering, aber nicht vernachlässigbar.“

Zwei Erdbebenzonen in Bayern – in einem Gebiet gilt sogar die zweite Stufe

Ende der 90er Jahre veröffentlichte der Wissenschaftler Prof. Dr. Gottfried Grünthal (ua.) eine Karte zur „Einschätzung der Erdbebengefährdung Deutschlands“. Sie findet sich beim Helmholtz-Zentrum für Geoforschung (GFZ) und ist Bestandteil der „erdbebengerechte Baunorm DIN EN 1998-1/NA (Fassung 2011-01)“. Erstellt wurde sie im Auftrag des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) und dient als Grundlage für Bau-Bestimmungen hinsichtlich des Erdbeben-Risikos.

Beim GFZ kann man mittels Koordinaten-Abfrage zudem ermitteln, ob man sich in einer Erdbebenzone befindet und wenn ja, in welcher. Zudem zeigt die Karte grob, wo in Bayern solche Erdbebenzonen liegen.

Demnach befinden sich im Freistaat zwei Erdbebenzonen der Stufe eins. Und zwar im Süden sowie im Westen / in der Mitte Bayerns. Die nördliche Zone zieht sich von der westlichen Grenze des Freistaats bis weit ins Landesinnere, endet ungefähr bei Gaimersheim nördlich von Ingolstadt. Die Zone umfasst damit auch größere Orte, wie Donauwörth, Eichstätt und Nördlingen.

Die Karte zeigt die Erdbebenzonen der „DIN EN 1998-1/NA:2011-01“, also der gültigen Baunorm.
Die Karte zeigt die Erdbebenzonen der „DIN EN 1998-1/NA:2011-01“, also der gültigen Baunorm. © ©DIN Deutsches Institut für Normung e.V. mit den Konturen der Erdbebenzonen nach Grünthal & Bosse (1996) bzw. Grünthal u.a. (1998)

Die zweite Erdbebenzone innerhalb Bayerns liegt im Süden des Freistaats, teilweise tief in den Alpen. Das Gebiet zieht sich von der südwestlichen Grenze zu Baden-Württemberg bis in den Landkreis Miesbach. Die Zone umfasst damit die südlichen Regionen der Landkreise Oberallgäu, Ostallgäu, Garmisch-Partenkirchen, Bad Tölz-Wolfratshausen und eben Miesbach. Im äußersten Süden von Garmisch-Partenkirchen handelt es sich sogar um ein kleines Gebiet, für das die Erdbebenzone der Stufe zwei gilt.

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„Keine spektakulären Großbeben“ – trotzdem gibt es auch in Bayern viele kleinere Erschütterungen

Das GFZ merkt an: „Obwohl in einer nachfolgenden Erdbebengefährdungsanalyse von 1998 bestätigt, entspricht die Gefährdungsberechnung nicht mehr dem Stand von Wissenschaft und Technik.“ Trotzdem verweist auch das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) zum Thema Erdbebengefährdung auf die Karte beim GFZ.

Gegenüber unserer Redaktion wies der für die Erdbebenkarte zuständige Wissenschaftler Prof. Dr. Gottfried Grünthal auf die Stichhaltigkeit der Karte hin. So wurden auch Erdbebenkarten in den bayerischen Nachbarländern erstellt – und diese gleichen sich mit jenen aus Deutschland: „Die Zusammenfügung der völlig unabhängig voneinander berechneten Karten zeigt neben der Häufung der Epizentren teils starker Beben der nördlichen Alpenregionen unmittelbar südlich Bayerns zudem die exzellente Übereinstimmung der nationalen Karten an den gemeinsamen Grenzen der entsprechenden Länder“, so Grünthal.

Im Gespräch mit unserer Redaktion mahnte Grünthal nachhaltig, dass in Bayern durchaus die Gefahr von Erdbeben bestehe. Vor allem die „relativ intensive Erdbebentätigkeit im Gebiet des tektonisch aktiven Alpenraumes“ sei dafür ursächlich. Dies betrifft zwar vor allem Österreich, strahlt aber in den Süden des Freistaats aus – und kann auch hierzulande für Erdbebenaktivitäten sorgen.

Erdbeben-Messungen in Echtzeit abrufen – auch Landwirte sollten Gefahr nicht ignorieren

Das Lfu weist indes darauf hin, dass heutzutage Messungen von Erdbeben in Echtzeit im Netz abgerufen werden können. Geliefert werden diese Daten von insgesamt 21 seismischen Messstationen. Denn: „Wenn es bei uns zum Glück auch keine spektakulären Großbeben gibt, so werden doch jährlich hunderte kleiner Erdbeben registriert“.

Abschließend empfiehlt agrarheute.com noch, dass Landwirte die Erdbeben-Gefahr bei Neu- und Umbau auf dem Zettel haben und Versorgungsleitungen auch bei kleineren Beben bis zum Ende der Erschütterungen abschalten. (fhz)

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