484 Kilometer lang: Route in Bayern gilt als älteste Ferienstraße Deutschlands

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Vom Bodensee ins Berchtesgadener Land verläuft die Deutsche Alpenstraße – und überquert kurzzeitig sogar die Grenze nach Österreich. © IMAGO

Vor 98 Jahren äußerte ein Mann in Bayern die Idee für die landschaftlich wohl eindrucksvollste Straße Deutschlands – ein Mammutprojekt, das die Menschen noch heute in den Freistaat lockt.

Bayern – Die Fenster runter, das Cabrio-Verdeck auf – und genießen. Im Sommer zieht es viele mit dem Auto in den Süden. Doch es muss nicht immer der Gardasee sein. Einmal quer durch die bayerischen Alpen verläuft Deutschlands wohl älteste Ferienstraße. Auf 484 Kilometern Länge verbindet die Deutsche Alpenstraße den Bodensee mit dem Berchtesgadener Land und führt diejenigen, die sich auf die Reise machen, zu unzähligen Naturschätzen und kulturellen Highlights. Erlebnisse, die Gedanken an Pizza und Pasta an der Adria gewiss vergessen machen.

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Seit knapp 70 Jahren: In Bayern liegt die älteste Ferienstraße Deutschlands

Ihren Anfang nimmt die Deutsche Alpenstraße am Bodenseeufer in Lindau. Über Oberstaufen, den Großen Alpsee, Immenstadt und Sonthofen führt sie weiter ostwärts nach Bad Hindelang. Mit dem Oberjoch muss die Strecke hier zum ersten Mal einen Gebirgspass überwinden. Auf der anderen Seite geht es über Wertach, Nesselwang und Pfronten weiter ins Ostallgäu. Hinter Füssen lohnt sich ein kurzer Schwenk hinüber zum Schloss Neuschwanstein, wo Touristen den prunkvollen Relikten des Märchenkönigs Ludwig II. einen Besuch abstatten können.

21.06.2025, Wandern im Allgäu
Einige hundert Höhenmeter schlängelt sich die Deutsche Alpenstraße hinauf zum Oberjochpass im Allgäu. © IMAGO/Renate Feil /M.i.S.

Erste Routenaufzeichnungen aus dem Jahr 1858

Eine Erfindung der Tourismusbranche ist die Deutsche Alpenstraße im Übrigen nicht – ganz im Gegenteil: Ihre Geschichte reicht weit zurück. Erste Routenaufzeichnungen von König Maximilian II. finden sich bereits im Jahr 1858 – lange bevor die ersten Autos über die Passstraßen rollten. Als Geburtsstunde der Deutschen Alpenstraße kann indessen die „Versammlung von Fremdenverkehrsfunktionären und bayerischen Landtagsabgeordneten“ gelten, heißt es in der Chronik. Dr. Karl Knorz sei es gewesen, der im Jahr 1927 vorschlug, Bodensee und Königssee mit einer Straße zu verbinden.

Nach einem Besuch der Königsschlösser bei Füssen tauchen Reisende auf der Alpenstraße heute ein in das Bayerische Oberland. Auch hier wartet eine Vielzahl an kulturellen Highlights: beispielsweise die weltbekannte Wieskirche oder der Passionsspielort Oberammergau. Über Garmisch-Partenkirchen am Fuße der Zugspitze führt die Alpenstraße im weiteren Verlauf zu zahlreichen Postkartenmotiven wie dem Walchensee, dem Tegernsee oder dem Schliersee und legt hierfür sogar einen kurzen Abstecher zu den Tiroler Nachbarn ein.

Fünf Jahre nach Karl Knorz‘ Vorschlag für den Bau der Alpenstraße folgten im Jahr 1932 die ersten Planungen. In Auftrag gegeben hatte sie der Deutsche Touring-Club in München. Der Bayerische Landtag war von dem Vorhaben überzeugt, gab im Jahr 1933 grünes Licht und sorgte so dafür, dass noch im selben Jahr in Inzell mit den Bauarbeiten begonnen werden konnte. Ein Meilenstein gelang den Arbeitern dann fünf Jahre später, als im Mangfallgebirge die Passstraße über das Sudelfeld fertiggestellt wurde. Doch damit endeten die baulichen Fortschritte – vorerst zumindest.

Zweiter Weltkrieg brachte Bauarbeiten zum Erliegen

1939 brach der Zweite Weltkrieg aus und vereitelte eine zeitnahe Vollendung des Bauvorhabens – nach 275 Kilometern. Erst in den 1950er-Jahren sorgten die „Wirtschaftswunderjahre“ für eine Wiederaufnahme der Arbeiten und einen „raschen Ausbau der Strecke“, ist in der Chronik zu lesen. Im folgenden Jahrzehnt, rund 40 Jahre nachdem Karl Knorz mit seinem Vorschlag den Anstoß für den Bau der Alpenstraße gegeben hatte, war die Strecke fertiggestellt.

Deutsche Alpenstraße Unterwegs auf der Deutschen Alpenstraße, Deutschland 1930er Jahre. On Deutsche Alpenstrasse mountai
Schon vor knapp 100 Jahren herrschte auf Teilen der heutigen Alpenstraße Pkw-Verkehr. © IMAGO/United Archives/Koch

Natur und Kultur abseits der Strecke

Nach einem Besuch am Schliersee und des Sudelfeldpasses bei Bayrischzell überquert die Alpenstraße in Richtung Chiemgau das Inntal. Namhafte Orte wie die Wintersport-Hochburgen Inzell und Ruhpolding säumen das letzte Drittel der Route und stimmen Reisende ein auf die finalen Kilometer der Ferienstraße. Hinter der Schwarzbachwacht, die bei den Einheimischen auch als „Wachterl“ bekannt ist, biegt die Route ins Berchtesgadener Land ein, wo sie noch einmal alle landschaftlichen Trümpfe auszuspielen scheint. Bekannte Landmarken wie Watzmann oder Königssee gehören freilich ins Standard-Reiserepertoire eines jeden Ausflüglers im Freistaat. Wer dann bei einem Eis entspannt die Beine im Wasser baumeln lässt – der kann am Königssee dann doch noch ein wenig Italo-Flair erleben.

Leider geht es nicht immer gemütlich zu auf der Deutschen Alpenstraße. Mache Menschen missbrauchen die kurvenreiche Route auch als Rennstrecke.

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