Fritten-Fehde im Rottenbucher Kunstcafé: Beliebter Wirt wirft hin

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Streit wegen Fritteuse-Duft: Beliebter Wirt schmeißt nach zwei Jahren hin

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Da war die Welt noch in Ordnung: Wirt Mario Albrecht übernimmt vor knapp zwei Jahren das Kunstcafé am Tor in Rottenbuch von Lena Kaufmann-Friedberger. © Kathrin Kleinschmid

Es wabert längst durch Rottenbuch: das Pommesbuden-Gerücht um den Streit im Kunstcafé am Tor. Wirt Mario Albrecht schmeißt hin, Mitte November ist Schluss. Grund ist ein Zerwürfnis mit der Vorgängerin. Es geht um heiße Dinge: eine Fritteuse, Pommes und Frittenfett.

Rottenbuch – Als Wirt Mario Albrecht vor zwei Jahren das Kunstcafé am Tor von Vorgängerin Lena Kaufmann-Friedberger übernimmt, ist die Welt noch in Ordnung. Das hat sich längst geändert. Es weht nicht nur der angebliche Frittier-Dunst ums Kunstcafé am Tor, sondern auch ein rauer Wind im Umgang zwischen Wirt und Verpächterin. Doch wie ist es überhaupt so weit gekommen?

Fritten-Fehde im oberbayerischem Kunstcafé: Beliebter Wirt wirft hin

Nein, schmutzige Wäsche waschen oder Öl ins Feuer gießen wolle sie nicht, betont Lena Kaufmann-Friedberger auf Anfrage der Heimatzeitung. Tatsächlich geht es bei dem Streit zwischen der Verpächterin des Kunstcafés am Tor in Rottenbuch und Pächter Mario Albrecht um genau das: Fritten-Fett. Und: Das Feuer lodert längst zwischen den beiden. Allerdings nicht im guten Sinne.

Als Verpächterin behalte sie sich nun mal vor, die Marschrichtung im Kunstcafé inhaltlich vorzugeben, erklärt Kaufmann-Friedberger. „Wir haben von Anfang an kommuniziert, dass es ein Café bleiben muss und kein Pommes-Ding“, ärgert sich die Besitzerin des Gebäudes und Vorgängerin als Wirtin im Kunstcafé.

Ein „Pommes-Ding“? Hinten im Außenbereich des Gebäudes sei eine Außenküche entstanden, die noch nicht mal genehmigt sei. Dort würden permanent Fritteusen laufen, so Kaufmann-Friedberger. Von dort aus „wabere“ dann der Geruch à la Frittenbude ins ganze Haus hoch. „Das ganze Gebäude stinkt, alle Mieter haben schon gekündigt.“

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Übrigens: Eine Recherche der Schongauer Nachrichten ergibt folgenden Sachverhalt: Drei von vier Mietern, die ausgezogen sind, bestätigen uns. Sie sind definitiv nicht wegen einer angeblichen Geruchsbelästigung ausgezogen, sondern schlichtweg, weil sie als Don Bosco-Schüler ihre Ausbildung beendet hatten und nun beruflich andere Wege fernab von Rottenbuch gehen.

Pachtvertrag läuft Mitte November aus

Apropos Kündigung: Nicht sie habe Wirt Mario Albrecht vor die Tür gesetzt. Vielmehr habe der ihr fristgerecht selbst die Kündigung hingeschmissen. Mitte November läuft der Pachtvertrag damit aus, eine Nachpächterin startet dann im Januar neu durch.

Hätte ich gewusst, dass das so eine Pommesbude wird, dann wären wir von Anfang an nicht zusammengekommen.

„Es hat nicht sollen sein zwischen uns“, sagt Kaufmann-Friedberger und klingt dabei ein wenig verbittert. Gespräche seien schon lange nicht mehr möglich gewesen. Sie betont weiter: „Wir sind die Letzten, die jemandem was wollen, wir hätten uns gewünscht, dass das Ganze klappt. Aber hätte ich gewusst, dass das so eine Pommesbude wird, dann wären wir von Anfang an nicht zusammengekommen.“

Besonders zugesetzt hätte ihr die Gerüchteküche, die das Dorf herumtreibt. „Es hat geheißen, wir wären neidisch. Es wurden uns Dinge unterstellt wie, dass wir den Pachtvertrag gekündigt hätten. Das vergangene halbe Jahr war richtig schlimm für mich, sehr bitter, das hat mich sehr verletzt“, blickt die frühere Kunstcafé-Wirtin auch auf ihre zwölf Jahre hinter dem Tresen zurück. Von den Rottenbuchern hätte sie sich gewünscht, dass sie auch ihr zuhören, gibt sie sich enttäuscht, um am Ende doch noch ein Stückchen Friedensflagge in Richtung Mario Albrecht zu schwenken: „An sich hat er sein Ding gut gemacht.“

Der ganze Ärger, er dreht sich um: Pommes. Wegen eines angeblichen Frittierdunstes und Stress mit der Vorgängerin zieht Wirt Mario jetzt die Reißleine.
Der ganze Ärger, er dreht sich um: Pommes. Wegen eines angeblichen Frittierdunstes und Stress mit der Vorgängerin zieht Wirt Mario jetzt die Reißleine. © Ina Fassbender

Rottenbucher bedauern das Aus

Die Rottenbucher wiederum bedauern, dass Mario Albrecht das gemütliche kleine Café im Herzen Rottenbuchs als Wirt bereits nach zwei Jahren wieder verlässt. Ob Alt, ob Jung: Alle Generationen hätten Albrecht gemocht, der sich im Schongauer Land bereits vor vielen Jahren einen Namen als langjähriger „Löwenhof“-Gastronom gemacht hatte.

Und auch Albrecht ist traurig, dass er seine Zelte in Rottenbuch, wo er seinen Wohnsitz behält, wieder abbrechen muss. Einen anderen Ausweg gesehen hätte er allerdings nicht mehr, erklärt er gegenüber den Schongauer Nachrichten.

Bei Albrecht kocht nicht nur das Fritteusen-Fett, es kocht auch in ihm. Trotzdem bemüht er sich im Gespräch mit der Heimatzeitung darum, besonnene, aber dennoch deutliche Worte zu finden: Der Grund, warum er gehe, sei nicht der Streit um die Fritteuse, sondern der Umgang mit der Situation und die ständigen Unterstellungen seiner Verpächterin. „Immer wieder wurde mir unterstellt, ich hätte ihr schönes, kleines Café zu einer Pommesbude heruntergewirtschaftet.“ Vorwürfe, die einen Gastronomen mit Herz freilich nicht kaltlassen.

Fritteuse war vom Landratsamt abgenommen

Klarstellen möchte Mario Albrecht an dieser Stelle auch: Die eine Fritteuse, die er betreibt, sei nicht nur vom Landratsamt und vom zuständigen Kaminkehrer genehmigt und abgenommen. Sie stehe auch an derselben Stelle, an der die Fritteuse seiner Verpächterin einst selbst gestanden habe. Ja, denn auch bei der hätten nämlich Pommes auf der Speisekarte gestanden, hat der Wirt im Internet nachrecherchiert.

Den endgültigen Entschluss, im Kunstcafé hinzuschmeißen, hätte er dann nach „einer ausgesprochen unangemessenen WhatsApp-Nachricht“ seiner Verpächterin an ihn gefasst. „Es ist ausgesprochen schade, wie die Sache abgegangen ist, jetzt, wo ich so richtig in Rottenbuch angekommen bin.“

Als Einwohner bleibt er dem Ort erhalten, beruflich weiß er noch nicht, wie es weitergeht. Auch zukünftig möchte Albrecht gerne wieder ein Café betreiben. „Aber ich bin nicht verzweifelt auf der Suche, das muss sich ergeben.“

So, wie es sich damals mit dem Kunstcafé am Tor in Rottenbuch ergeben hatte. Das hätte er gesehen und gewusst: Das ist es! „Es hätte mir super viel Freude bereitet, weiter für die Rottenbucher Pommes zu machen“, kann sich Mario Albrecht zumindest einen kleinen Seitenhieb doch nicht verkneifen.

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