Risiko Grüne Woche

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Solche Bilder sucht man heuer auf der Grünen Woche vergeblich. Wegen des Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche sind dort keine Paarhufer zu sehen. © MaurizioxGambarini

Erding/Berlin – Maul- und Klauenseuche: BBV-Obmann warnt und rät, die Hygienemaßnahmen auf den Betrieben im Landkreis hochzufahren.

Wie brisant ist die in Brandenburg ausgebrochene Maul- und Klauenseuche im Landkreis Erding? Die gute Nachricht: „Für Menschen ist sie ungefährlich“, sagt Jakob Maier. Aber der Erdinger Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands (BBV) fügt hinzu: „Für unsere Nutztierhalter gilt: Alarmstufe Rot! Die Hygienemaßnahmen auf den Betrieben müssen hochgefahren werden.“ Der BBV werde in den nächsten Tagen eine Infoseite auf der Homepage einrichten.

Maier sagt aber auch: „Die Grüne Woche in Berlin (Brandenburg) ist keine gute Idee. Ich würde sie absagen. Ich kann nur alle bitten, zu Hause zu bleiben.“ Er wisse von einigen Landwirten, dass sie genau das tun werden. Auch wenn die Tierschauen dort abgesagt seien und das Risiko überschaubar sei, „will ich nichts gefährden“, sagt Maier. Mit Grausen erinnert er sich an den Ausbruch der Seuche 2001 in England. „Damals mussten vier Millionen Tiere gekeult werden.“ Der letzte Ausbruch in Deutschland sei 1988 gewesen.

„Die Bedenken sind verständlich und vollkommen berechtigt“, sagt Landrat Martin Bayerstorfer am Donnerstag im Gespräch mit unserer Zeitung, als er gerade mit Bürgern aus dem Landkreis auf dem Weg zur Grünen Woche ist. Man habe Rücksprache mit dem Veterinärwesen gehalten. Indem auf Tiere verzichtet wird, „haben wir das Infektionsrisiko schon mal deutlich verringert“, sagt der Landrat.

Jakob Maier, Kreisobmann BBV Erding.
Jakob Maier, Kreisobmann BBV Erding. © Johannes Dziemballa

Somit könne es nur noch durch die Kette Mensch–Kleidung, Kleidung–Mensch–Tier zu einer Übertragung kommen. „Da empfehlen wir: Bitte mit der Kleidung, die man hier anhat, nicht daheim in den Stall gehen“, sagt der Landrat, der dieses Risiko als sehr gering einschätzt.

Die Empfehlung der Veterinärabteilung lautet daher: daheim duschen und mit anderer Kleidung und Schuhen in den Stall gehen. Über diese Vorgehensweise seien auch die Landfrauen informiert worden, „weil mir das ein persönliches Anliegen war, dass man da auf keinen Fall irgendeine Infektion zu uns in den Landkreis schleppt. Das wäre für die Tierhalter fatal“, so Bayerstorfer.

Obmann Maier zog im Gespräch mit der Heimatzeitung ein Jahr nach den Bauernprotesten Bilanz (siehe lokale Seite 4). Er äußerte sich aber auch zu energiepolitischen Entscheidungen und Perspektiven. Von den Kommunen fordert er, für PV-Anlagen mehr Dachflächen in den Städten zu belegen. Zudem bereite ihm Sorgen, dass es keine vernünftigen Aussagen gebe, wie es bei den Biogasanlagen weitergehen soll: „Extrem unverständlich, da wir einen Bestand von 9000 Anlagen in Deutschland haben.“

In den Wahlprogrammen habe er nichts gelesen. „Die Grünen haben als EEG-Initiator nur enttäuscht, die CSU hat uns die letzten Jahre in Sachen Biogas sehr unterstützt, aber konkret weiß man da gar nichts. Die AfD will ja mit russischem Blutgas weitermachen, leugnet den Klimawandel und tut so, als könnten wir so weitermachen wie bisher.“ Maier nimmt aber auch die Kommunen in die Pflicht: „Wenn ich Fernwärme habe, brauche ich noch immer fossile Energie, oder wie weit bin ich denn schon? Und kann ich ständig immer weiter Gewerbegebiete entwickeln, wenn eigentlich das Energieproblem hinten und vorne nicht gelöst ist?“

Maier würde sich wünschen, dass die Kommunen die Energiepolitik als Chance sehen. Er verweist auf die Gemeinde Wildpoldsried, die 2000 die erste Bürgerwindkraftanlage gebaut hat. „Biogas-, Windenergie- oder PV-Anlagen, kommunales Fernwärmenetz – es gibt super Beispiele, die einen Mehrwert für die Bürger generieren. Man muss nicht einen Haufen Geld damit verdienen, es reicht eine schwarze Null.“ So ein Netz sei eine Investition für 70, 80 Jahre, vielleicht länger. „Dieses Denken ist noch zu wenig verbreitet, auch in der Kommunalpolitik.“

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